Review Antimatter – The Judas Table

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Rock

Seit vielen Jahren gehören neue ANTIMATTER-Alben zu denjenigen Werken, die szeneübergreifend erwartet, ja herbeigesehnt werden. Kein Wunder, schließlich überzeugt Protagonist Mick Moss seit fast zwei Jahrzehnten mit düsterer, oft akustischer Musik für das anspruchsvolle Ohr. „The Judas Table“ ist die mittlerweile sechste Veröffentlichung des Briten, zehn Songs in 56 Minuten sind die reinen Zahlen, die Emotionen dahinter gilt es nun zu erforschen.

Wer die Musik ANTIMATTERS etwas verfolgt hat, weiß um das ganzheitliche Konzept der Band. So traurig die Musik, so dunkel die Texte und so verwundert die lyrische Ausrichtung keinesfalls: „Jeder, der schon mal belogen und betrogen wurde, wird sich mit diesem Album identifizieren können“, gibt Moss zu Protokoll. Scheinbar ein ihm wichtiges Thema, da er diesen Reflektionen eine komplette Platte widmet. So versucht er, mit seinen durch Lügen anderer Menschen entstandenen Selbstzweifeln fertig zu werden und gibt sich letztlich zufrieden: „Jetzt erkenne ich, dass das Problem die klinisch-psychologisch seelenlosen Menschen sind, die sich aufgrund ihres Naturells so verhalten haben.“
Ein an sich interessanter Ansatz, schließlich weist Moss damit die Trübsal von sich und agiert mit harten Worten. Musikalisch hingegen setzt er Bewährtes der letzten beiden Alben fort, ganz ähnlich wie „Leaving Eden“ oder „Fear Of A Unique Identity“ setzt auch „The Judas Table“ auf dunklen Art Rock, fügt dezente Gothic-Anleihen hinzu und rundet alles mit den geschätzten Akustikparts ab.
Markenzeichen bleibt aber weiterhin die markante, leicht rauchige Stimme von Moss, die sich an exponierten Stellen (beispielsweise wenn er etwas höher singt oder die Musik bereits sehr intensiv klingt) immer etwas überbemüht anhört. Trotzdem hat dies Hand und Fuß und ist definitiv so markant, dass man ANTIMATTER alleine am Gesang immer von anderen Kapellen wird unterscheiden können.
All dies passt soweit also (wieder einmal), leider liegt die Qualität von „The Judas Table“ doch ein Stück unter den vorherigen Veröffentlichungen. Zwar war bereits der Vorgänger etwas schwächer, aber der Trend konnte nicht gestoppt werden. Schlecht sind die Lieder allesamt nicht und nach genauem Hinhören entpuppen sich einige Nummern auch als ganz probate Stücke, aber zu viel Spielzeit ergeht sich vergleichsweise in Belanglosigkeit. Schließlich weiß der Hörer, was ANTIMATTER eigentlich draufhaben.
So entwickeln das hypnotische „Killer“, das epische und vor allem instrumental interessante „Stillborn Empires“ oder auch der getragene Titeltrack gewisse Ohrwurm- oder zumindest Wiedererkennungstendenzen. Gemessen an den großartigen Veröffentlichungen der trip-hoppig loungigen Frühphase, von denen sich Moss traurigerweise mit dem Split mit Duncan Patterson komplett verabschiedet hat, wirkt „The Judas Table“ unter dem Strich zwar natürlich, aber dennoch zu bemüht. Das selbstgegebene Attribut „traurigste Band der Welt“ passt somit schon seit einigen Jahren nicht mehr und dieses Album wird daran wohl nichts ändern.

Alles in allem klingt das alles jetzt etwas hart, vielleicht sogar zu hart. Denn ANTIMATTER kreieren auch 2015 noch objektiv gute Musik, die sich dem subjektiven Empfinden des Hörers entsprechend noch weiter entwickeln kann. Aber eines ist auch klar, eine Band dieses Ranges schürt immer Erwartungshaltungen bei den Fans und dieses Mal werden die Briten ihren Ansprüchen nicht zu 100 % gerecht. Gut, aber ANTIMATTERs Welt erkundet man am besten mit anderen Alben.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Ein Kommentar zu “Antimatter – The Judas Table

  1. bin mit dem review nicht einverstanden. für mich ist es ein weiteres großartiges Album, besser als Fear Of… und fast so genial wie Leaving Eden. auch mag ich es eher als das zur hälfte etwas unausgegorene Planetary Confinement, waren doch Pattersons songs dort eher belanglos…vor allem höre ich lieber in 100% der lieder die tolle stimme von Mick Moss anstatt der meist übersüßten weiblichen stimmchen die auf älteren Antimatter-Veröffentlichung viele der songs etwas von der qualität her runterzogen…

    meine wertung: 9/10

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