Review Apocalyptica – Shadowmaker

Es ist sicher viele Jahre her, seit APOCALYPTICA noch für Innovation im Metalbereich standen. Das erste Album mit Coversongs von Metallica war noch eine echte Überraschung, ebenso die eigenständigen Nachfolger „Inquisition Symphony“ und „Cult“, auf welchen die Band vermehrt eigene Stücke einfließen ließ. Doch mit dem aufkommenden kommerziellen Erfolg ging die Individualität mehr und mehr verloren, es folgten immer mehr Stücke mit namhaften Musikern der erweiterten Metalszene, was die Finnen bekannter, aber keinesfalls besser machte.

Entsprechend voreingenommen wandert die achte Platte der ehemaligen reinen Cellisten „Shadowmaker“ in den Player. Neu ist dieses Mal vor allem Sänger Franky Perez, der seit einem guten Jahr zum festen Line-Up zählt. Ansonsten ist alles wie gehabt: Die Celli sind in den Hintergrund getreten, die Anwesenheit des Schlagzeugs degradiert die Streicher geradewegs zu ausgesprochen dünn produzierten Gitarren. Alleine dadurch geht der größte Teil der Kraft verloren. Zudem erfolgt zwangsläufig weiterhin eine unnötige Fokussierung auf den Gesang. Perez macht zwar einen ordentlichen Job, gerade bei den etwas getrageneren Nummern kann er seine tiefe, klare Stimme gut zum Einsatz bringen. Dennoch fehlt das, was APOCALYPTICA in den ersten Jahren stets ausmachte: Der erzählende Stil, das leitende Moment der Celli, welche damals noch in der Lage waren, alleine die Stimmung hochzuhalten.
Jetzt verliert man sich in ein paar Frickeleien, die mit Mühe und Not ein wenig Unterstützung für Gesang und Schlagzeug bereithalten. So ist es nicht verwunderlich, dass „Shadowmaker“ immer dann gute Augenblicke hat, wenn man sich auf die Instrumentalarbeit konzentriert. Ausgedehnte Passagen wie beim achtminütigen, gesangslosen „Till Death Do Us Part“ erinnern schon etwas wehmütig an die Anfangstage, als APOCALYPTICA noch für mitreißende Metalmusik der etwas anderen Art standen.
Vielleicht würde man die Sache anders betrachten, wenn die Geschichte eine andere wäre. Möglicherweise wird „Shadowmaker“ auch anders wahrgenommen, wenn man vor der Jahrtausendwende noch nicht dabei war. Einige Dinge sind natürlich unbestritten, so wird niemand die grundsätzliche überragende Fähigkeit der Musiker in Frage stellen. Doch liegt hier schon der Hund begraben, denn mit diesen Talenten sollte mehr möglich sein, als APOCALYPTICA hier zeigen. Wenn man die lange Entstehungszeit und die opulente Spielzeit bedenkt, kann man den Finnen auch nicht vorwerfen, „Shadowmaker“ mal eben so dahingerotzt zu haben, dennoch wird man den Eindruck nicht los, als wenn eine emotionale Distanz zwischen den Musikern und ihrem Werk besteht.

Das Missverhältnis zwischen Ausgangsposition und Endresultat ist im Falle von „Shadowmaker“ schon fast erschreckend. Menschen, die es so viel besser können und dies auch schon mehrfach unter Beweis gestellt haben, schlagen sich hier unter Wert. APOCALYPTICA werden ihr Konzept sicher nicht grundsätzlich überdenken, aber es wäre schon wert, die Streicher, mit denen alles anfing, wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken und (möglicherweise) kommerzielle Gedanken und in den Hintergrund zu rücken.

Wertung: 3 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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