Review Arcane – Known/Learned

Die aus Australien stammenden ARCANE haben offenbar eine Menge guter Freunde beziehungsweise loyale sowie spendable Fans – denn Album Nummer drei, das auf den bewusst Tiefe suggerierenden Titel „Known/Learned“ hört, wurde im Voraus mit 10.000 Dollar via Crowd Funding unterstützt. Es mag auch an diesem Umstand liegen, dass das neue Werk der Australier gleich zwei CDs umfasst. Für besagte Fans der Band eine schöne Sache; ob der kreative Gehalt von „Known/Learned“ nicht auch gut auf eine CD gepasst hätte, sei bis auf Weiteres dahingestellt.

Obwohl es naheliegt, haben sich ARCANE nicht zu einem in sich geschlossenen Konzeptalbum entschieden. Eher lose werden die einzelnen Songs durch eine vage bleibende Hintergrundgeschichte von einem Vater, seiner Tochter sowie deren, wie es im Infoschreiben heißt, „fragmented moments“ strukturiert und zusammen gehalten. Genauer: Es geht um „their loss, their love, their journey.“ Diese Trias steckt also das emotionale Feld ab, auf dem sich die Musik von ARCANE auf diesem Album bewegen wird, Melancholie, Sehnsucht, Hoffnung und ein romantisches Reisegefühl bilden die Koordinaten. Passend hierzu setzt auch die Gestaltung der Doppel-CD auf farbige Ambivalenz, hier schwarz, dort weiß, dazwischen marmorne Figuren, die sich an Uhren schmiegen oder Weintraubenkränze tragen. Obwohl das ganze Konzept eher diffus ist, meint man es gerade mit diesem Diffusen ziemlich ernst.

Musikalisch stehen sich die beiden CDs jedoch keineswegs wie Tag und Nacht gegenüber. Zwar ist CD Nummer zwei, der helle Seelenteil von „Known/Learned“, nahezu durchgehend ruhig, weist kaum E-Gitarreneinsatz auf und gibt sich redlich Mühe, für die melancholische Grundstimmung eine musikalische Entsprechung à la neuere Steve Wilson oder ganz neue Anathema zu finden – aber CD Nummer eins ist deswegen noch lange keine kernige, krachende Prog-Granate geworden. Selbst in knackigeren Momenten, wie sie beispielsweise in den Songs „Instinct“ oder „Keeping Stone: Sound On Fire“ zu finden sind, geht man über den Härtegrad eines durchschnittlichen Songs von Dream Theater nicht hinaus. Technisch hingegen beweisen ARCANE, dass sie absolut auf der Höhe zeitgenössischen Könnens sind. Weder der Gesang noch die Instrumente geben Grund zur Beschwerde.

Auch der Umstand, dass „Known/Learned“ eher ein Art-Rock-Album geworden ist (trotz des durchaus metallischen Klangbilds auf CD eins), das teils sogar vor poppigen Elementen nicht zurückschreckt („Known“), ist nicht schuld daran, dass ich mit diesem Doppel-Album nicht warm werde. Das liegt an etwas viel Fundamentalerem: Die Tiefenstruktur, die „Known/Learned“ an allen Ecken und Enden zu provozieren versucht – es gibt sie nicht. Die Musik von ARCANE verbleibt durchgehend an der Oberfläche, sie wächst nicht mit mehreren Durchgängen und mit Wachsen meine ich nicht, dass einem die teils sehr eingängigen Melodien im Kopf bleiben. Die hier gebotene Musik ist eben nur auf Melancholie gebürsteter Art-Rock auf der einen Seite, an Dream Theater orientierter Prog-Metal auf der anderen. Alles in allem eine äußerst gefällige Mischung, mit getragenen Melodien, weichen Klangteppichen, gezielt gestreuten Aufweckern und einem narrativen Überbau, der mit seinen transzendenten Obertönen den pseudo-philosophischen Wohlfühlfaktor aufrecht erhält. Naja…

Keine Frage: Handwerklich ist „Known/Learned“ ein Glanzstück und wer sich für kantenfreie Musik zwischen Dream Theater und Anathema begeistern kann, der muss hier reinhören. Ich selbst würde – um die eingangs formulierte Frage noch einmal aufzugreifen – ARCANE raten, das nächste Mal weniger Songs aufzunehmen und sich dafür ein klareres Erscheinungsbild zu geben. Für zwei volle CDs reichen hier die Ideen leider nicht aus.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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