Review As They Burn – Will, Love, Life

Liebe Leser, kennen Sie dieses Gefühl: Man beobachtet, hört, sieht oder erlebt etwas und denkt sich „Diesen Mist habe ich doch schon tausendmal gesehen, gehört, verfolgt oder selbst erlebt.“ Man erwartet, dass etwas besser wird, weiß aber doch, dass das eigentlich nie passieren wird. Dazu gehören das tägliche Hoffen darauf, an einem Zebrastreifen in Frankreich gefahrenlos die Straße überqueren zu können, das tägliche Hoffen des entsprechenden Autofahrers, den Fußgänger durch Gasgeben zum stehenbleiben oder rennen zu bewegen, das Fluchen über die deutsche Bahn, oder auch die Hoffnung, einen Verwaltungsbeamten durch den Hinweis „Ich habe es eilig“ dazu zu bringen, schneller zu arbeiten. Richtig, erstens bringt es nichts und zweitens wiederholt es sich ständig, ja nahezu alltäglich.

Was hat das alles mit Musik zu tun? Nun, es geht um das neue Release von AS THEY BURN, einer Metalcore-Band aus Frankreich, bei dem dieses allzu bekannte Gefühl sehr schnell hochkommt, nicht zuletzt, weil das Sextett im ersten Song über vier Minuten lang die selben vier Power Chords in gewohnt monotoner Manier und ohne jegliche Variation des Rhythmus runterprügelt – immerhin gesellen sich im Refrain ein paar nette Synthesizer hinzu, die das Ganze etwas erträglicher gestalten. Track vier der Platte, „The Conscious Man“ klingt dann zum ersten Mal so, wie man sich einen anständigen Metalcore-Song vorstellt, inklusiver variabler Gitarrenarbeit und stimmigen Synthesizern im Refrain, bleibt trotz einiger netter Momente im weiteren Verlauf der einzige Track, der wirklich aus dem Rest hervorsticht: Zu abwechslungsarm sind insbesondere Rhythmik und Tempo auf „Will, Love, Life“ – die Gitarrenfraktion verzichtet komplett auf Single-Note-Melodien und lässt allerhöchstens mal eine Akkordfolge vom Stapel, die ein Gefühl von Melodie vermittelt – der Gesang Kevin Trevors beginnt darüber hinaus auf Albumlänge zu nerven, da der Gute nur die Extreme des übersteuerten Grunzens und des pathetischen Jaulens kennt, nicht jedoch den gekonnten Spagat zwischen beidem.

„Will, Love, Life“ ballert zunächst ganz gut, nutzt sich jedoch sehr schnell ab. Darüber hinaus bedienen sich die Franzosen des Breakdowns nicht so oft wie andere Bands, bedienen aber ansonsten mit schöner Regelmäßigkeit sämtliche Metalcore-Klischees, die es gibt. Die wenigen Momente, in denen sich Elemente hinzugesellen, die sich neuerdings als Djent bezeichnen (die ich aber noch von keiner Band aus diesem Genre in überzeugender Form gehört habe), sind ganz nett, machen den Braten aber auch nicht fett. Wenigstens zeigt „Sons Of Shiva“ zum Schluss nochmal auf, wie AS THEY BURN in ihren besseren Momenten klingen (können) und wie das auch in Zukunft aussehen könnte.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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