Review Blind Guardian – Twilight Of The Gods

Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk sind BLIND GUARDIAN mittlerweile getaktet und so erstaunt es nicht, dass man seit 2002 im genauen Vier-Jahres-Rhythmus eine Neuveröffentlichung der Krefelder erwarten darf. Wie auch schon bei den letzten Alben, gibt es den Vorgeschmack in Form einer Single-Auskopplung. In diesem Fall handelt es sich um die Single zu „Twilght Of The Gods“, einem der lang erwarteten Stücke von „Beyond The Red Mirror“.

Die bereits angesprochene Präzision die BLIND GUARDIAN bei „Twilight Of The Gods“ an den Tag legen ist, im ersten Moment, ernüchternd. Wie bei jeder neuen Veröffentlichung sind die Erwartungen an diese Band besonders hoch und vermutlich erwartet man einfach von Beginn an Wunderdinge. Dank genau dieser Einstellung, wird der Song jedoch beim ersten Hören als klassisches Mittelmaß abgetan und somit bedarf es neuer Versuche, ohne weitere Erwartungen, bis sich die Klasse des Stückes zeigt.

So fällt erst beim mehrfachen Hören auf, wie viel Energie in diesem Stück steckt und wie kraftvoll BLIND GUARDIAN spätestens seit „At The Edge Of Time“ wieder klingen können. Am erstaunlichsten ist jedoch, wie düster und bedrohlich diese Energie zu Beginn des Songs auf den Hörer einwirkt. Die direkt ins Mark gehende, eröffnende Gesangspassage trägt deutlich zu diesem Eindruck bei, nicht zuletzt auch, weil Hansi Kürsch wirklich alles aus seiner Stimme herausholt. Mit dem Übergang in die ersten mehrstimmigen Passagen stellt sich der typische BLIND-GUARDIAN-Sound ein und auch erste Chorpassagen halten Einzug. Die Krefelder Ausnahmeband vergisst aber auch in diesen Momenten niemals die eigenen Wurzeln im Speed Metal und so ist die Gitarrenarbeit einmal mehr eine Klasse für sich. André Olbrich und Marcus Siepen liefern die typisch kraftvollen Riffs gepaart mit eindrucksvollen Leadgitarren ab und Schlagzeuger Frederik Ehmke steuert eindrucksvoll den Takt, indem er ab und an gezielt das Tempo herausnimmt sowie die fließenden Strukturen unterbricht, nur damit sich „Twilight Of The Gods“ erneut aufbauen kann. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass „Twilght Of The Gods“ definitiv nicht der opulenteste Song der Band ist, jedoch eindrucksvoll die Energie des Quartetts zeigt und auch, dass die Brücke in die Vergangenheit noch immer vorhanden ist.

Als weiteres Stück befindet sich noch eine Live-Aufnahme des Klassikers „Time Stands Still (At The Iron Hill) vom Wacken Open Air 2011 auf der Single, welche vor allem die Die-Hard-Fans freuen wird. Ansonsten wäre ein Coversong wohl wieder eine beliebte Abwechslung gewesen, besonders mit Blick auf das damalige Cover von „In A Gadda Da Vida“. Die Sinnhaftigkeit solcher Singles mag eben immer wieder fragwürdig sein, aber letztendlich werden solche Veröffentlichungen wohl sowieso nur von eben erwähnten Die-Hard-Fans gekauft.

BLIND GUARDIAN haben mit „Twilight Of The Gods“ einen kleinen Vorgeschmack auf „Beyond The Red Mirror“ gegeben, ohne dabei wirklich viel Preis zu geben. Bedenkt man die Aussagen der Band zum kommenden Album und vergleicht sie mit der Single, dann dürfte es wirklich interessant werden, wie das Gesamtwerk am Ende aussieht. Die Erwartungen bleiben auf jeden Fall hoch.

Keine Wertung

Publiziert am von Christoph Ilius

Ein Kommentar zu “Blind Guardian – Twilight Of The Gods

  1. Geil, geil, geil. Ich bin begeistert. :-)
    An neues Blind Guardian-Material gehe ich seit 2002 mit der Erwartungshaltung heran, dass es mir zuerst nicht wirklich eingeht, aber von Mal zu Mal zu Mal stärker wirkt. Bis dato bin ich damit sehr gut gefahren und auch „Twilight Of The Gods“ erfüllt sie voll und ganz.
    Der Ersteindruck ist sperrig, mehr einem schrägen Song Marke „The Edge“ ähnlich wie der zugänglichen 2010er-Single „A Voice In The Dark“ – doch dann bildet der absolut süchtig machende Refrain dem skeptischen Hörer ein heimeliges Basislager, von dem aus er dann den verstrickten Rest des Songs erkunden kann.
    Instrumental darf man auch durchaus mehrmals hinhören, dann zum Einen gibt es wieder eine dieser ultracoolen Sahnemelodien, wie sie sonst keine andere Band hinkriegt, zum Anderen wird im Solo im besten „Punishment Divine“-Stil polyphon gezockt, dass es eine wahre Freude ist.
    Hach. „Beyond The Red Mirror“ kann kommen, am liebsten gestern.

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