Review Convictive – Blutnacht (Demo)

Dass sich Bands ganz gerne mal mit bekannteren Bands vergleichen, damit man sich ein Bild von ihrem Sound machen kann, ist ja nichts Ungewöhnliches. Wenn sich allerdings eine Band mit den Worten „Irgendwo zwischen Schiller, Goethe und Darkthrone“ [sic!] vorstellt, dann bleibt man im ersten Moment recht skeptisch an diesen Worten hängen.

CONVICTIVE spielen laut eigener Aussage modernen Post-Black-Metal bzw. bewegen sich an den Randgebieten des extremen Metals, was sich nach dem Hören ihrer etwa 15 Minuten langen 3-Song-Demo „Blutnacht“ als vollkommen misslungene Selbsteinschätzung herausstellt. So gerne die Band das vielleicht auch hätte: Weder mit Black, noch mit Post-Metal hat die Musik auch nur im Entferntesten irgendetwas zu tun und auch modern ist an ihr rein gar nichts. Im Gegenteil, die Musik erinnert eher stark an die Anfänge des Gothenburg Melodic Death Metals in den 90er Jahren, an die ersten Gehversuche von Dark Tranquillity, In Flames und Co, gepaart mit ein paar Paganelementen. Auch die nicht ganz so bekannten In Vain fallen bei so manchem Riff als Vergleich ein. Das ist per se ja nichts Schlechtes, sogar eigentlich ganz erfreulich, bekommt man so etwas heutzutage ja durch die moderne Entwicklung von Melodic Death Metal kaum noch zu hören, obwohl in dieser Art von Musik noch immer viel zu holen ist.
Auch CONVICTIVE beweisen auf ihrer Demo, dass sie durchaus Gespür für schöne Melodien und Harmonien besitzen. Zwar geht dieses hin und wieder zwischen eher uninspirierten Genrestandardriffs unter, aber ab und zu blitzt dann doch der ein oder andere brauchbare Moment auf, der das Potential der Band zumindest im Ansatz erahnen lässt. Wenn das alles bei ihrem nächsten Release dann auch noch besser aufgenommen ist – hört man doch auf „Blutnacht“ noch eine Vielzahl an spielerischen Ungenauigkeiten, die wohl eher einer zu schlampigen Aufnahme als fehlendem Können am Instrument geschuldet sind – kann die Band mit ihrer Musik auf jeden Fall noch einiges reißen.
An sich ist es auch immer erfreulich, Musikerinnen in dieser leider immer noch überwiegend von Männern dominierten Musik zu hören, jedoch sollte Sängerin Jalina für die kommenden Veröffentlichungen noch ein wenig weiter an ihrer Technik feilen. In vielen Momenten zeigen sich starke Unsicherheiten in Form von Abrutschern oder instabiler Stimmverzerrung.
Die Lyrics sind stilistisch durchaus nicht schlecht geschrieben und liegen auf jeden Fall über dem Durchschnitt. Sich selbst bei Titeln wie „Das rote Feuer“ oder „Blutnacht“ mit Schiller und Goethe zu vergleichen ist jedoch etwas arg gewagt.

Was möchte man dieser Band also mit auf den Weg geben? Musikalisch ist das alles grundsolide, auch wenn sich ein wirklich individueller Sound noch nicht so wirklich herausgebildet hat, aber welche Band schafft das schon auf einer ersten Demo? Die Voraussetzungen sind also grundsätzlich vorhanden. Allerdings sei CONVICTIVE, unabhängig von der Qualität dieser Demo, dringend geraten, noch einmal ihre Bandbeschreibung zu überdenken und zu überarbeiten. Natürlich sollte man sich selbst interessant präsentieren, aber hochtrabende Selbstüberschätzung und vor allem unpassende Beschreibungen sind dann letztlich eher hinderlich als zielführend. Dennoch sind CONVICTIVE eine unterstützenswerte, talentierte Band, bei der man gespannt sein kann, wie sie sich in Zukunft entwickelt.

https://youtu.be/1ooCFAz2RnQ

Keine Wertung

Publiziert am von Simon Bodesheim

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