Review Defying – Nexus Artificial

(Doom Metal / Death Metal / Progressive Metal) Wenn man sich die Metalszene in unserem Nachbarland Polen vor Augen führt, denkt man höchstwahrscheinlich zunächst einmal an die extremen Vertreter, die in Sachen Technik und Geschwindigkeit so einige Genre-Kollegen in die Tasche stecken (Behemoth, Decapitated, Vader etc.). Dass es zuweilen auch sehr atmosphärisch und progressiv zugehen kann, beweisen uns die vier Jungs von DEFYING auf ihrem Debüt „Nexus Artificial“, welches vor ca. einem Monat veröffentlicht wurde.

Schon nach dem ersten Hördurchgang fallen einem direkt zwei Dinge auf: Zum einen, dass die Musiker bereits mit einer sehr hohen Professionalität an die Dinge heran gehen, ihre Songs sehr durchdacht strukturieren und auch die Produktion für ein Debüt vergleichsweise sehr klar und differenziert ausfällt. Zum anderen aber auch, dass die Platte eine gewisse Zeit braucht, um sich vollends zu entfalten. Dies liegt vor allem daran, dass DEFYING viele unterschiedliche Stilarten miteinander vermischen – von doomigen Death-Metal-Parts, stark progressiven Anleihen, bis hin zu atmosphärischen, teils sogar folkigen Ausflügen, die mich öfters an Agalloch erinnern. So muss man sich dieses Album regelrecht erarbeiten. Dies soll aber keine Kritik darstellen, da ich persönlich eher ein Verfechter von Platten bin, die mit jedem weiteren Hördurchgang immer wieder Neues offenbaren. Hiermit können DEFYING demnach auf jeden Fall schon mal punkten.

Die Platte besitzt eine durchgehend düstere, ja fast schon erdrückende Stimmung, welche besonders durch die immer wieder geschickt platzierten, ruhigen und emotional sehr dichten Parts hervorgerufen wird. Der Opener „Newborn Sun“ beispielsweise baut sich in den ersten vier Minuten kontinuierlich auf (extrem tolles Bass-Intro!), bis überhaupt das erste Mal richtiger Gesang zu hören ist. DEFYING beweisen hier bereits, dass sie von Spannungsaufbau schon einiges verstehen. Auch im weiteren Verlauf vermag dieses Stück mit einigen Höhe- und Wendepunkten zu glänzen und stellt den wohl besten Track des Albums dar. Insbesondere die beiden Gitarristen Piotr Stępiński und Rafał Warniełło zaubern hier teilweise wundervolle Leads und Melodien aus ihren Ärmeln, welche wie ein Licht am Ende des dunklen Tunnels wirken. Auch in den restlichen Tracks gelingt es der Band immer wieder, interessante Akzente zu setzen. „Prayers“ fährt zu Beginn mit zarten Klavier-Klängen auf, nur um dann mit einer dichten Riff-Wand den Hörer wieder zur Besinnung zu rufen. „Imitation“ dagegen hat einen deutlich modernen und groovigeren Anstrich, baut aber auch hier wiederum zum Ende auf gefühlvolle Klänge, ebenso wie „Suppression“, dessen Mittelteil wohl die besten Gitarrenmelodien auf diesem Album zu bieten hat. Der Gesang von Piotr Stępiński, welcher sich zwischen tiefen Death-Growls und leisem Flüstern bewegt, wird eher spärlich verwendet, um so der Musik mehr Raum zu geben – eine nachvollziehbare Entscheidung, da diese Parts im Vergleich hierzu dann doch etwas abfallen. Auch kommt bei manchen Stellen teilweise das Gefühl auf, dass die Band hier zu viel will und sich mit ihrem stilistischen Cocktail etwas verzettelt.

Fazit: Auf ihrem Debüt zeigen uns DEFYING bereits, welches Potenzial in ihnen steckt und worauf wir uns womöglich in einigen Jahren noch freuen dürfen. Die enorm packende Atmosphäre zeichnet diese sehr düstere Scheibe aus und wenn die Jungs noch etwas mehr gesangliche Abwechslung einbauen, bin ich bereits jetzt auf das zweite Werk mehr als gespannt!

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Sebastian Ostendarp

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