Review Eisheilig – Imperium

Es scheint alles bereit zu sein: zwei Jahre nach „Auf dem Weg in deine Welt“, welches möglicherweise als (zugegebenermaßen gutes) Zwischenalbum gedacht war, kommt Mitte September 2009 eine neue CD der Ruhrpott-Melancholiker EISHEILIG in die Läden. Nach der gefühlsmäßigen Achterbahnfahrt der letzten Scheiben war die Spannung diesmal sogar noch höher, denn wer konnte schon sagen, ob und wie sich der Sound insgesamt (weiter-) entwickelt.

Getreu dem Motto „Stillstand ist gleich Tod“ hat sich natürlich auch diesmal wieder was im Lager der Wittener getan. Thematik und somit auch Musik sind wieder einen ganzen Tacken härter geworden und soweit man dies an den teilweise etwas eigenartigen Titeln nicht schon sehen kann, die Musik belehrt einen recht bald. Bald gehen aber auch meine persönlichen Probleme mit „Imperium“ los. Man kann vielleicht nicht sagen, dass Dennis das Singen verlernt hat, aber aus irgendeinem Grund tut er es einfach nicht. Ein, zwei oder auch drei Lieder geht das ganz gut, aber spätestens ab der Hälfte der Platte nervt es schon gehörig und man saugt begierig die vereinzelt gesungenen Passagen auf. Diese tauchen beispielsweise im Refrain von „Erben der Erde“ auf, was den Song automatisch zu einer der besseren Nummern katapultiert. Ansonsten muss ich zu Protokoll geben, dass man sich einige sehr gute Ansätze durchaus etwas kaputt macht. Das beste Beispiel kommt gleich zu Beginn, „Imperium der Schande“ hat einen enorm mächtigen Refrain, fette Gitarren und eine ultracoole Keyboardlinie, aber der narrative Stil zieht den Spaß doch ziemlich runter.

Leider haben sich die EISHEILIGEN wohl etwas zu sehr in dieses neue Trademark verliebt, wie ein unwillkommener Gast zieht es sich durch das Album. Ich muss das hier an dieser Stelle auch noch einmal wiederholen: Songs wie „Tanzt das Kapital“ (dämlicher Titel) oder das ruhige „Das letzte Gericht“ wären um einiges besser, wenn Dennis auf alte Stärken setzen würde. Fatalerweise wird die gesamte Aufmerksamkeit des Hörers auch noch voll auf die vokalen Darbietungen gelenkt, denn die anderen Instrumente spielen oftmals nicht eben eingängig bzw. befinden sich in der Songhierarchie einfach zu weit hinten. Eine harte Nuss für die Fans, denn wo man mit „Auf dem Weg in deine Welt“ auch als Althörer noch arrangieren konnte, sagt einem „Imperium“ kaum etwas bis nichts. Zu allem Übel gehen allmählich auch die halbwegs anhörbaren deutschen Phrasen aus, denn viele Texte hören sich teilweise leider ziemlich blöd an – auch wenn ich gerne lobend herausheben will, dass das Konzept scheinbar im Blick auf die aktuelle Finanzkrise eben diese Verursacher anprangert. „Imperium der Schande“ könnte also ebenso gut den Wahlkampfspot der marxistisch-leninistischen Partei untermalen („Reichtum ist das Kreuz der Menschheit“ oder auch die Verwendung von „Sonnenrot“ statt des erwarteten „Sonnenlichts“ sprechen eine deutliche Sprache).

Einen Hieb muss ich zu guter bzw. schlechter letzt auch noch an das Label Drakkar richten: zwar ist es ja nichts Neues, dass die Labels sich jeden Cent vom mund absparen und möglichst schmale Promopakete rausschicken. Hier fehlte es aber nun wirklich an beinahe allem, die CD ist zwar wenigstens da, ansonsten aber ein offenbar handausgeschnittener Zettel mit den Titelnamen und das war es auch schon. Kein Infoblatt, die Scheibe nicht mal gemastert, aber Hauptsache Watermarked. Dazu fehlen auf der Promo mal locker drei Songs. Naja, so fügt sich eben alles in ein insgesamt sehr durchwachsenes Gesamtbild, von Seiten des Labels muss man eigentlich von Verarsche am Redakteur sprechen.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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