Review Element Of Crime – Lieblingsfarben und Tiere

  • Label: Universal
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Entmetallisiert, Pop, Chanson

Seit ELEMENT OF CRIME mit „Damals hinterm Mond“ (1991) ihr erstes komplett deutschsprachiges Album veröffentlichten und dem raueren, englisch besungenen Rock der Anfangsjahre den Rücken kehrten, ging die Karriere der Band um Chefmusikant, Texter, Schriftsteller und Drehbuchautor Sven Regener steil bergauf.

Plakativ lässt sich das in den ein ums andere Mal höheren Chartplatzierungen bis hin zu Platz zwei mit Immer da wo du bist bin ich nie“ (2009) darstellen. Doch der Erfolg lässt sich auch nachvollziehbar musikalisch begründen: Nach dem Wandel von rotziger Rockmusik mit englischen Texten („Basically Sad“, 1986) zu rotziger Rockmusik mit deutschen Texten („Damals hinterm Mond“, 1991) ging die Reise bis zu einer melancholischchansonesken Kombination aus Rockmusik mit Schlagerelementen im Dreiertakt weiter. Mit ihren letzten beiden Alben verfeinerten ELEMENT OF CRIME ihren Stil nochmals: Waren es auf „Mittelpunkt der Welt“ (2005) vor allem die Texte, die mehr denn je zu begeistern wussten, konnte der Nachfolger „Immer da wo du nicht bist bin ich nie“ darüber hinaus auch durch musikalische Vielseitigkeit und Rafinesse zu punkten – ohne dabei nur einen Takt lang nicht nach ELEMENT OF CRIME zu klingen. Neben dem unlängst erschienenen Cover-Album „Fremde Federn“ steht nun mit „Lieblingsfarben und Tiere“ das mittlerweile 13. Album der Herrschaften im Regal. Und anders als bei seinen Vorgängern besteht dieses Mal die Gefahr, dass es eher dort bleiben und verstauben wird, als sich regelmäßig dem Dauerfeuer des heimischen Lasers ausgesetzt zu sehen.

Plakativ lässt sich das in der Chartplatzierung darstellen, die mit Platz 3 eine (wenngleich geringfügige) Verschlechterung darstellt. Doch das Problem lässt sich auch nachvollziehbar musikalisch begründen: In mageren 37 Minuten präsentieren sich ELEMENT OF CRIME so ideenlos wie lange nicht. Bereits der Opener „Am Morgen danach“ ist musikalisch und textlich so banal wie sein Fadeout und hätte auf den letzten Alben allenfalls den Lückenfüller gegeben. Zu gerne würde man nun von einem Ausreißer reden – doch schon der darauffolgende Titeltrack müsste einen dann Lügen strafen: Zu Klängen, die nach der ELEMENT-OF-CRIME-Version von Fahrstuhlmusik klingen, singt Regener einen holprigen Text über Excel und Word-Dokumente, Emails und Skype-Kontakte, Lieblingsfarben und Tiere. Hier fehlt es schlichtweg an Witz und Esprit, dem mal süffisanten, mal sarkastischen Unterton, der in Texten wieStraßenbahn des Todes“ mitschwang, oder auch einfach der Ausdrucksstärke, mit der Sven Regener Themen wie Liebe und Sehnsucht in herrliche Metaphern gekleidet aus der Welt des Kitsch und der Pseudoromantik herauszuschmuggeln in der Lage war („Am Ende denk ich immer nur an dich“). Einen Mangel an musikalischen Finessen wussten ELEMENT OF CRIME stets durch einen umso geistreicheren Text zu kompensieren. Auf „Lieblingsfarben und Tiere“ jedoch verhält es sich eher andersherum – nur, dass im Vergleich zum bärenstarken Vorgänger dieses Mal eben auch die Musik eher unspektakulär ausgefallen ist.
Spätestens, als sich das nach vielen ruhigen Nummern endlich etwas peppigere „Dunkle Wolke“ als ungewollte Neuauflage von „Die letzte U-Bahn geht später“ entpuppt, muss man die Hoffnung, noch positiv überrascht zu werden, fahren lassen:
Lieblingsfarben und Tiere“ hingegen bleibt leider über weite Strecken blass und flach wie die Kröte auf der Bundesstraße.

Vielleicht ist die Idee einer Karriere ohne Phasen kreativer Stagnation am Ende eben doch unrealistisch, vielleicht war schon das eher durchwachsene Cover-Album „Fremde Federn“, für das den ELEMENTs auch Songs wie „Leise rieselt der Schnee“ nicht zu blöde waren, ein Indiz. „Lieblingsfarben und Tiere“ jedenfalls dürfte unbestreitbar das belangloseste ELEMENT-OF-CRIME-Album seit langem sein. Das macht das Album gewiss nicht ungenießbar, im Hinblick auf die zuletzt veröffentlichten Werke allerdings dennoch zu einer herben Enttäuschung.

Wertung: 6 / 10

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