Review Falconer – Northwind

Wie wichtig Mathias Blad für den Sound von FALCONER ist, wird innerhalb der ersten Sekunden des Titeltracks des neuen Albums „Northwind“ klar: So frisch, melodiös und eigenständig haben die MITHOTYN-Nachfahren rund um den Gott der folkigen Gitarrenriffs Stefan Weinerhall seit „Chapters form a Vale Forlorn“ nicht mehr geklungen. An dieses bisherige Meisterstück kann die Band auf dem aktuellen Output zwar nicht ganz anstinken, ein Schritt in die richtige Richtung ist es aber allemal.

Ein Beispiel, wie es sein muss, ist „Spirit Of The Hawk“. Gleich zu Beginn treten die Falkner das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Das Ding geht einfach ab wie Flitzkacke. Über der flotten, aber jederzeit songdienlichen Fingerakrobatik von Weinerhall liegt der göttliche, samtweiche Gesang von Blad. Wenn er sich zärtlich aber herzhaft in den schmucken Refrain wirft, bleibt kein Auge trocken. In der Bridge bringt Weinerhall eines seiner für ihn so typischen Riffs an, das noch unter Tausenden erkennbar ist. Einen ruhigeren Einstieg haben die Schweden für „Legend And The Lore“ gewählt: Hier klimpert das Klavier dem Hörer erstmal eine traumhafte Melodie vor, unterstützt von einer akustischen Gitarre. Wenn dann das verstärkte Instrumentarium einsetzt, kristallisiert sich ein stampfender Song mit Folk-Charakter heraus, wie er nur von FALCONER kommen kann. Der entscheidende Faktor aber ist und bleibt der liebe Mathias. Der Musical-Star schafft es, mit seinem für Powermetal so ungewöhnlich weichen Gesang, sich tief ins Hirn des geneigten Zuhörers zu graben. Ein besonderes Highlight ist das düstere, auf schwedisch vorgetragene „Himmel Så Trind“. Eben so muss ein traditioneller Folksong auf Powermetal klingen: Kein Schnickschnack, pur metallische Instrumentierung und ein Sänger, der sein Handwerk wirklich versteht. Ganz ohne Durchfälle kann das Album leider nicht durchhalten. „Delusion“ hat eine sehr komisches Riff, das einfach nicht zum eigentlichen Folk-Sound des Albums passen will. Bei „Fairyland Fanfare“ klingt der Refrain einfach zu sehr nach Happy-Metal und will sich einfach nicht so recht in den restlichen Song einfügen.

Die Produktion ist leider auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Gitarre und Gesang sind zwar wunderbar klar, aber nach unten weg fehlt es dem Album einfach an Druck. Die Angelegenheit wird so etwas dünn. Erschwerend kommt das zwar sehr flotte, aber etwas abwechslungsarme Schlaggewerke von Karsten Larsson.

Von den paar kleinen Makeln abgesehen ist „Northwind“ endlich wieder ein richtiges FALCONER-Werk geworden. Klassischer Folk in feinem Powermetal-Gewand mit einem Ausnahmesänger hinter dem Mikro, so gefällt das. Fans der ersten beiden Scheiben können eigentlich bedenkenlos zugreifen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass es die Band trotz Mathias‘ dicht gedrängtem Terminkalender auch auf Tour schafft.

Ach, fast hätte ich es vergessen: Wer besonders auf die folkige Seite von FALCONER abfährt, sollte sich das Digipack ansehen. Darauf gibt es noch Neuvertonungen von vier schwedischen Folksliedern.

Redakteur: Stefan Eder

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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