Review Faun – Von den Elben

Nun ist es also wieder passiert. Eine weitere außergewöhnliche Band ist dem Mainstream-Hai zum Opfer gefallen. Dass sich der Trend fortsetzen könnte ahnten viele Fans bereits, als FAUN vor wenigen Monaten einen Vertrag bei dem Label-Riesen Universal unterschrieb. Einem Pakt mit dem Teufel gleich erhält man auf diese Weise die Möglichkeit, ein weiteres Publikum zu erreichen sowie medienpräsent zu sein, allerdings leider im Tausch gegen ein Stück Identität. So zeigt sich FAUN auf „Von den Elben“ romantisch und eingängig, aber leider auch ihren Alleinstehungsmerkmalen beraubt und ja, ganz und gar verunheiligt. Inklusive Sat1-Werbung. Oh große Freiheit …

Weiterentwicklung ist per se nichts Schlechtes. Im Gegenteil, gerade im musikalischen Bereich ist es besonders wichtig, nicht jedes Album klingen zu lassen wie ein Abklatsch der Alben davor. Ebenso wenig ist es verwerflich, die Chance nutzen zu wollen, bei einem großen Label unter Vertrag zu gehen. FAUN haben hier, natürlich nicht ganz ohne Kausalzusammenhang, beide Schritte gewagt und mit „Von den Elben“ ein Album veröffentlicht, das wenig mit seinen Vorgängern zu tun hat und ihnen sicherlich viele neue Fans mehr, aber auch einige weniger einbringen wird.
Die Songs sind erwartungsgemäß hervorragend produziert, der Sound ist dabei aber auch leider irgendwie zu glattgebügelt geraten, was Folk immer ein stückweit seiner Seele beraubt. Das Genre der Musik hat sich deutlich von Paganfolk zu einer Art Schlagerfolkpop entwickelt, was der Vergleich zum bisherigen Schaffensweg der FAUNE besonders deutlich macht. So ist die Diversität der Stücke recht überschaubar geworden, die Tracklänge auf Radiotauglichkeit zurechtgestutzt, und der multilinguale/multikulturelle-Zauber und das ungeheure virtuose Potenzial der Band dringt nur an einigen wenigen Solostellen und bei „Andro II“ wirklich durch – kein Wunder, ist dieser doch eine Coverversion eines älteren FAUN-Stückes, neu interpretiert mit Neuzugang Sonja Drakulich. Überhaupt weist „Von den Elben“ überraschend viele Coversongs auf, die, auch hier wieder eine typische Schlager-Krankheit, mit neu interpretiertem, deutschem Text versehen wurden. Das ist besonders schade wenn man bedenkt, dass FAUN durchaus dafür bekannt ist vor Texten unterschiedlichster Sprachen nicht zurückzuschrecken. Und obwohl die neuen Texte durchaus deutlich mehr Qualität aufweisen als so manche Schlagerversionen englischer Popsongs (hier steuerte Wortmagier Bodenski von „Subway to Sally“ einige Werke bei), hätte man Lieder wie das gallische „Omnos“ von den Schweizern „Eluveitie“ oder das traditionelle gälische „Suil a Ruin“ lieber instrumental als textlich neu interpretiert zu hören gewünscht.
Die Musik auf „Von den Elben“ ist aber dennoch beziehungsweise eher genau deswegen unglaublich eingängig und romantisch-schön. Schon die zwei ersten Tracks „Mit dem Wind“ und „Diese Kalte Nacht“ sowie „Wenn wir uns wiedersehen“ gehen sehr gut ins Ohr und hängen sich dort fest. Und ob man das Duett „Tanz mit mir“ mit den Schlagerpiraten „Santiano“ nun als große Frechheit oder als witzigen Werbegag bezeichnen will (schließlich haben sich die Jungs auf Wacken 2012 schon zu einer Art Kultband entwickelt), still sitzen bleiben ist kaum möglich. Auffallend sind auch die vielen Songs im Dreivierteltakt und der in fast jedem Lied präsente wummernde, begleitende Trommelschlag und Pop-Beat. Wer gerne eine Tanzparty veranstalten möchte ist mit diesem Album also auf jeden Fall bestens bedient. Für diese Eingängigkeit haben FAUN allerdings ihre Mystik und ihren Tiefgang geopfert.

„Wohin sollten wir gehen, wo sind wir nun?“ Wer hätte gedacht, dass diese Liedzeile aus dem wundervollen Vorgängeralbum „Eden“ so bezeichnend für den weiteren Werdegang der FAUNE werden würde? Vielleicht stehen auch die Musiker selbst etwas ratlos vor ihrem neuen Werk. Vielleicht stehen sie auch mit Herz und Seele hinter jedem Wort und jedem Takt. Doch ob sie wieder auf den alten magischen Pfad zurückfinden, sich in der Mainstream-Masse einordnen oder innerhalb dieser Masse zu einem neuen Stil finden wollen, das wird wohl erst die Zeit zeigen. Mit Sicherheit jedoch werden nun erst einmal Fernsehauftritte folgen, neue Fans werden sich mit ihrer Musik beschäftigen und die Konzertsäle werden größer und voller werden. Gespannt kann man hier wohl besonders auf die bald beginnende Akustik-Tour sein, auf der man die neuen Stücke vielleicht in etwas „faunischerem“ Gewand erleben können wird. Auf jeden Fall wird hier Gesangswunder Sonja Drakulich wieder unterstützend dabei sein, von deren Stimme man auf „Von den Elben“ gerne mehr gehört hätte.

Fazit: „Von den Elben“ ist gut produziert, unkompliziert, romantisch, eingängig sowie tanzbar und gemessen am neuen Genre sprachlich sowie instrumental anspruchsvoll. Gemessen jedoch am bisherigen Schaffenswerk der FAUNE fehlt es dem Album deutlich an Zauber, Identität und Aussage, nur an wenigen Stellen blitzt die Genialität der Musiker durch, der Rest ertrinkt in für Musik tödlicher Belanglosigkeit und Konformität. Sollten sie auf diesem Weg bleiben werden sich an dieser Stelle einige Fans verabschieden. Auch wenn sicherlich jeder den Musikern den wohl kommenden Erfolg von Herzen gönnen wird. Und solange sie sich mit ihrer Musik tatsächlich wohl fühlen und das Gefühl haben, damit authentisch zu sein, gönnt man ihnen sogar den vielleicht kommenden Auftritt neben „Unheilig“ in der Helene Fischer Show 2013. Von Anschauen hat ja keiner was gesagt.

Wertung: 4 / 10

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2 Kommentare zu “Faun – Von den Elben

  1. Christina Greiner hat diese Kritik wohl sehr voreingenommen geschrieben und sich einfach so, meiner Meinung nach Grundlos, auf diese Gruppe eingeschossen. Pech für die konservative Dame, daß es veränderungen gibt und die „Authentizität“ verloren geht. Ziemlich polemisches Dummgelaber. Was sie wohl über Helge Schneider sagen würde, oder über Motorhead? „Viel zu Mainstream“, überhaupt nicht mehr Zauberhaftig. Wie stehts mit den Neubauten, mit Nick Cave, mit Johnny Cash, mit Rammstein? Ich höre alle diese Musiker und Orchester sehr gerne. Frau Greiner salbadert einfach herunter, was alle anderen sagen, die über Faun meckern wollen. Sowas ist Mainstream. Und statt über das Fernsehprogramm zu polemisieren, fehlen mir hier hilfreiche Beschreibungen der Musik. Für eine Kaufentscheidung ist das Gejammere nicht geeignet. Ich hab mir das Album trotzdem gekauft und werde nie wieder einen Text von Frau Greiner lesen mögen, denn die Wirklichkeit sieht anders aus als Frau Greiner sie sich bastelt (Zählt mal die Fragezeichen und „Vielleichts“), immer ein Hintertürchen offen mit gegenteiligen Formulierungen.
    Ich kann die CD nur empfehlen.

    1. Dass du die CD empfielst sei dir genauso gestattet wie mit dem Text hier nicht einverstanden zu sein oder dich dazu zu entschließen, keinen weiteren Text unserer Redakteurin Christina zu lesen.
      Ansonsten sind die von dir angebrachten Kritikpunkte jedoch genauso subjektiv wie die von Christina angeführten. Und dass du ihre Meinung als Mainstream bezeichnest, spricht schlussendlich ja auch dafür, dass sie mit ihren Ansichten zumindest nicht alleine dasteht.

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