Review Feast For The Crows – When All Seems To Be Burned

Unter dem Namen FEAST FOR THE CROWS schicken Bastardized Recordings ein neues, hoffnungsvoll erscheinendes Quintett ins Rennen, welches sich irgendwo zwischen Melodic Death Metal und ein wenig auch dem, was weitläufig als Metalcore bezeichnet wird, einpendelt. Das Riff-Duo Hufnagel/Kollat agierte zuvor bereits bei Tear of Phoenix, bis diese aufgelöst wurden. Die beiden Gitarristen sahen allerdings noch ausreichend Potenzial, weiterhin gemeinsame Sache zu machen und so wurde diese neue Band ins Leben gerufen. Der Bandinfo zufolge mangelt es den Hessen an Selbstbewusstsein keineswegs, steht dort geschrieben, dass man Vergleiche zu (vermutlich alten) In Flames oder Heaven Shall Burn und Gates Of Ishtar keineswegs scheuen muss.

Zu meiner Überraschung lässt sich eben dieser Vergleich, speziell zum Thüringer Maß der Dinge Heaven Shall Burn, tatsächlich schnell ziehen. Keineswegs klingen FEAST FOR THE CROWS wie eine der heute schier zahllos erscheinenden „Wir schmeißen eine 0815-Metalcore-Platte auf den Markt“-Band, wie man sie dieser Tage leider allzu oft vorfindet. Nein, dass hier klingt von Beginn an sehr ausgereift und technisch wirklich erwachsen. Die Riffs auf der ganzen „When All Seems To Be Burned“ prägen sich zügig ein und kommen zum Teil gar episch daher, so dass das gern benutzte Synonym „Riffwand“ hier bestens geeignet ist. Und das wird in jedem ihrer 9 Titel untermauert. Zügige Arrangements, durchdachte Strukturen paaren sich mit pulsierendem Drumming und einem sehr vielfältigen Sprachrohr. Frontmann Simon Kollat beherrscht sowohl dieses kreischende Growling, wie man es beispielsweise von den zum Vergleich herangezogenen HSB gewöhnt ist, als auch wirklich tiefes, kompromissloses Gegrunze, wenn dies auch leider sehr selten zum Vorschein kommt.

Alles in allem wird in der – was richtig schade ist – sehr kurzen Spielzeit von 36 Minuten tatsächlich beim ersten Durchlauf bemerkbar, dass hier alles passt. Man nehme nur mal den zweiten Song „Take It Back“, in dem neben Stakkato-Riffs auch Blastbeats, nette Tempowechsel und Breaks, als auch nette Soloeinlagen durch die Boxen gejagt werden. Etwas weniger Anklang findet da der Hardcore-angehauchte Song „Tears“, bei dem sich der Eindruck einschleicht, gewisse Stellen würden mehrstimmig gesungen, was eben diesen klassischen Hardcore-Anteil ausmacht. Da ereilt den dieser Stilrichtung leicht abgeneigten Zuhörer schnell die Vorstellung der Live-Performance dieses Songs, während die überaus wild tobende Crowd ihren wüsten Pit temporär beendet, unter bitterböser Mimik stehen bleibt und dann die Faust erhebt, um gemeinsam mit dem Sänger Textstellen wie etwa „To My Face!!!“ zu gröhlen. Nix für ungut. Der Rest ist dann eigentlich melodischer Schweden-Tod, wie er von einer hessischen Band kaum besser gespielt werden könnte. Die Songs haben Groove, Speed und mächtig Gas im Arsch. Ganz wichtig ist aber auch die Tatsache, dass man hier keinen Klargesang finden wird. Leider wissen so viele Bands nicht, dass Klargesang oftmals in gewissen Songs so deplatziert ist, wie die Bibel in der Hölle. Daher noch ein zusätzlicher Plustpunkt für die Hessen! Die bereits angedeuteten 36 Minuten Durchlaufzeit vergehen ratzfatz und nicht wenige Käufer werden sich am Ende denken, „Deubel, da muss ich wohl nochmal auf Play drücken“. Bevor dies allerdings der Fall ist, wird man mit dem Rausschmeißer „Realizing The Demise“ konfrontiert. Dieser Song ist der wohl technisch anspruchsvollste und lässt bei den in der Mitte zu hörenden Riffs sogar ein wenig an Morbid Angel denken.

FEAST FOR THE CROWS ist zu ihrem Debütwerk „When All Seems To Be Burned“ wirklich zu gratulieren! Eine saustarke Kollektion an hervorragenden Songs hat es auf eine CD geschafft, die jedem Fan von aktuellem Melodeath unbedingt ans Herz zu legen ist. Wem der Name der Gruppe bisher noch nicht begegnet ist, der möge sich bitte nicht scheuen, dies durch den käuflichen Erwerb der Platte zu ändern. Im Klartext: Wer Heaven Shall Burn gerne hört, wird FEAST FOR THE CROWS niemals ablehnen können.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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