Review Fiddler’s Green – Sports Day At Killaloe

Nachdem die Erlanger Jungs von FIDDLER’S GREEN 2007 mit ihrem letzten Album “Drive me mad” meiner Meinung nach eines der besten Alben des Jahres abgeliefert hatten, wurde es anno 2009 Zeit für einen Nachfolger, der den relativ nichtssagenden Titel “Sports Day at Killaloe” trägt. Vor der Veröffentlichung des Vorgängers verließ Mastermind Peter Pathos die Fiddlers und sorgte dadurch für eine bisher nicht gekannte Kreativität, Frische und ständige Spannung bei den Meistern des Irish Independent Speedfolk. Umso interessanter war es zu hören, ob die Jungs auch im 2. Anlauf diesen Level halten können. Und um es vorweg zu nehmen, es gelang nur teilweise.

Genau wie „Drive me mad“ lebt „Sports Day at Killaloe“ von seiner unglaublichen Vielfalt und auch Vielseitigkeit. Mit „Bugger Off“ fand man einen unspektakulären, aber dennoch gelungenen stimmungsgeladenen Opener, der direkt ins Ohr geht und mittendrin zum fröhlichen „Fuck You“ rufen einlädt. Danach wird leider bereits das größte Manko des gesamten Albums deutlich, welches sich bis zum Ende wie ein roter Faden durchzieht.
Um es in der Fußballersprache zu sagen: Sänger und Gitarrist Pat versucht sich mehrmals an einem (gesanglichen) Alleingang, wobei er zu sehr mit dem Kopf durch die Wand will und auch das Zusammenspiel mit seinem Kollegen Albi nicht so recht klappt, da er zu sehr das englische Kick & Rush (bzw. eher Shout & Rush) bevorzugt, ohne emotionale Reaktionen zu erzeugen. So befördert er durch seinen Gesang „Bottom Of Our Glass“, „Rose In The Heather“ and „Family Reunion“ in meinen Augen größtenteils ins musikalische Abseits, obwohl der instrumentale Teil bzw. die restliche musikalische Ausgestaltung der Stücke durchaus annehmbar sind. Zwar konnte ich mich auf Dauer etwas an Pats Stimme gewöhnen, nachdem der erste Hördurchgang reichlich enttäuschend war, doch so richtig überzeugen konnte er mich insgesamt nicht. Sein Gesang kann Albi zu keiner Sekunde das Wasser reichen und sein Stil erinnert mich mehr an den irischen „Proll-Folk-Rock“ von Bands wie Mr. Irish Bastard, der bei mir trotz irischer Anleihen nur mäßige Begeisterung hervorruft.

Auf der Habenseite verbucht das neueste Fiddlers-Album Stücke wie „Highland Road“ und „Sports Day at Killaloe“ (nebst Intro) mit einem fesselnden Refrain, der angenehm lange im Ohr verweilt und live mit Sicherheit zündet: „Hooray, hooray, it’s sporting day.“ Davon hätte ich mir persönlich mehr gewünscht. Dazu kommen wie schon beim Vorgänger gelungene Anleihen aus Albi’s Soloprogramm wie z.B. das sehr ruhige „Down by the hillside“ und das fröhliche „Mrs. McGrath“, welches von einer Mutter erzählt, die ihren Sohn in den Krieg ziehen lassen muss. Ähnlich wie bei Albi’s Corner sind die Stücke im Singer-Songwriter-Stil gehalten, wobei Ralfs ausgezeichnete Stimme stets im Vordergrund steht. Die etwas „pompösere“ instrumentale Untermalung macht die Stücke allerdings für die Allgemeinheit wohl interessanter als seine Ausflüge in Sologefilde. „This Old Man“ ist wiederum eine lustige Nummer für Zwischendurch, die durch ihre Verspieltheit und den witzigen Text kurzzeitig für Laune sorgt. Leider gibt es daneben Stücke wie „Dead End Street“, das zwar instrumental sehr gut ist, aber gleichzeitig den schrecklichsten Fiddlers-„Gesang“ aller Zeiten beinhaltet. Gesang ist dafür übertrieben, denn es handelt sich eigentlich nur um mehrstimmiges Gebrülle. Die Reggae-Nummer „Change“ funktioniert leider auch nicht halb so gut wie beim letzten Mal „When will we be married“, während „Apology“ als epischer, melancholischer Albenabschluss, der einer irischen Metallica-Ballade gleicht, auch daneben gerät, was – wieder einmal – an Pats Gesang liegt. „Life Full of Pain“, „Once In A While“ und „Strike Back“ sind wiederum überdurchschnittliche Gute-Laune-Stücke, die dem geneigten Hörer gefallen werden, aber keine neuen Fans für diese Form von Musik begeistern.

Spontan könnte man hinter „Sports Day at Killaloe“ ein Konzeptalbum vermuten, doch dem ist nicht so. Eigentlich ist die Sportthematik nur ein kleiner Aufhänger, der im gesamten Album kaum berücksichtigt wird. Generell ist die neue Scheibe der Fiddlers ein zweischneidiges Schwert für mich. Das Niveau von „Drive me mad“ konnte nicht gehalten werden und ich hoffe, dass Pats Gesang und seine übertriebenen Punk-An- und Abwandlungen bei weiteren Alben wieder mehr in den Hintergrund rückt. Albi’s markante Stimme ist nach Peters Abgang das Aushängeschild der Fiddlers und sollte es bleiben. So reicht es dank der Tatsache, dass ich mich trotz anfänglicher Schwierigkeiten an Pat am Mikro gewöhnen konnte und spürbarer Spielfreude unter dem Strich zu:

Wertung: 7 / 10

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