Review Filia Irata – Tinitussi

FILIA IRATA ist eine der wenigen Mittelalterbands, deren Besetzung sich ausschließlich aus Frauen rekrutiert. Was wohl die wenigsten wissen: Eine von ihnen – Conny Fuchs – gründete einst sogar zusammen mit Micha Rhein In Extremo, bevor sie schwanger wurde und aussteigen musste. Zusammen mit drei weiblichen Mitstreiterin gab sie wenige Jahre später ihr Comeback auf der Mittelalterbühne, um zu beweisen, dass Frauen nicht immer zwangsläufig nur sanfte Klänge erzeugen, sondern auch ordentlich auf den Putz bzw. die Trommel hauen können.

Böse Mädels, böse Musik? Betrachtet man das Bild, das sich auf der Rückseite des CD-Covers befindet, sollte man annehmen, dass die 4 Frauen von FILIA IRATA eine Musik auf ihr erstes Album namens „Tinnitussi“ gebannt haben, die sich von den Produkten typischer Mittelalterbands unterscheidet. Doch weit gefehlt. Ihre Fähigkeiten in Bezug auf Gesang oder Instrumentenspiel anzuzweifeln wäre falsch, da hier wirklich nicht im Entferntesten etwas auszusetzen ist. Auch unharmonische Melodien oder ähnliches sind hier nicht zu finden.
Ganz im Gegenteil: Es handelt sich vom ersten bis zum dreizehnten und damit gleichzeitig letzten Track um traditionelle und überlieferte Texte und Melodien, unter anderem von Walther von der Vogelweide und aus der Carmina Burana, die der ein oder andere bestimmt schon irgendwo einmal gehört hat und mitsummen kann. Vielmehr die gesamte Umsetzung kann nicht ganz überzeugen. Es fehlen herausragende Neuinterpretationen, instrumentaler Abwechslungsreichtum und das gewisse Etwas, die diese CD zu etwas Besonderem machen würden. Diese Art von musikalischer Unterhaltung kann man jedoch auf jedem Mittelaltermarkt, wenn auch nicht in dieser Qualität, genießen.
Hierzu eine kurze Erläuterung: Der Klang der einzelnen Stücke unterscheidet sich kaum, da in nahezu jedem Lied die gleiche Instrumentenbesetzung herrscht. Hört man nicht aufmerksam genug hin, entsteht dadurch beinahe der Eindruck, dass die Band an die 10 Mal jeweils dasselbe Lied spielt.

Ausnahmen machen hier „Ich was ein Chint…“, das aus 15 Sekunden Gequietsche besteht und durch einen Gewehrschuss beendet wird, sowie „La Madre Cruela“, in dem die Vier ihre gesanglichen Fähigkeiten unter Beweis stellen und vollkommen über jeden Zweifel erhaben sind. Hat der Hörer erst einmal den ersten und auch ein klein wenig abschreckenden Track („Stella Splendens“) überwunden, hangelt er sich von Lied zu Lied und wartet vergeblich auf eine Abwechslung, die, wie oben schon genannt, genau zwei Mal ein wenig an die Oberfläche dringt, dann jedoch sofort wieder in der Tiefe dieser Sammlung von mittelalterlichen Liedern verschwindet. Würde man zu diesem Album einen Schuss Würze hinzufügen, könnte es die Platte von einer durchaus angenehmen Hintergrundmusik zu einer echt guten CD schaffen, die man auch bewusst öfter als einmal hören kann.
Dabei darf man allerdings auch nicht vergessen, dass das Album inzwischen gut acht Jahre alt ist und der Zahn der Zeit etwas an ihm nagt bzw. die Möglichkeiten der Band heutzutage sicher andere und hoffentlich auch bessere sind.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Uschi Joas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert