Review Finsterforst – Wiege der Finsternis

Seit knapp eineinhalb Jahren musizieren FINSTERFORST nun zusammen, Ende März 2006 erschien ihr erstes Demo „Wiege der Finsternis“, und diese drei Lieder darauf bringen es auf eine beachtliche Spielzeit von 26 Minuten. Allein vom Bandnamen her hätte ich nicht allzu viel erwartet, klingt er doch etwas klischeehaft und abgenutzt. Das ist aber auch schon die einzige „Kritik“, die ich hier anbringen kann, denn die Sechs aus dem Schwarzwald debütieren grandios!

Hufgetrampel leitet die Scheibe ein, bis eine erhabene Melodie einsetzt, die von den großen Moonsorrow stammen könnte. Davon gibt es im Verlauf der halben Stunde noch vieles, dass an die Finnen erinnert, was nicht als Plagiatsvorwurf, sondern absolut positiv gemeint ist. Die Besonderheit bei den drei acht bis neun Minuten langen Stücken ist, dass das Akkordeon eines der wichtigsten Instrumente ist und mit den üblichen Verdächtigen (Gitarre und Bass) nahezu gleichgestellt ist. Dazu wird an manchen Stellen auch noch eine Tin Whistle benutzt, eine Flöte, die bei traditionellen finnischen Volksliedern verwendet wird. Das alles ergibt eine Mischung, die sich in der Theorie zwar beißen könnte, in der Praxis aber unglaublich ausgewogen und harmonisch ist. Die Gitarrenfraktion arbeitet mal getragen und episch, mal rasant und sägend und immer darauf bedacht, hochklassige Melodien zu zaubern. Das Akkordeon wirkt zu absolut keiner Sekunde deplaziert und passt einfach wunderbar zum Grundgerüst und macht nicht nur Partystimmung, sondern wirkt stellenweise gar melancholisch. Besonders überzeugend wirkt es im Eröffnungsstück „Sieg und ewig Leben“ auch, wenn die Instrumentalabteilung schwarzmetallisch poltert und darüber sanfte und traurige Flötentöne gelegt werden, was absolut einzigartig wirkt. Auch gesanglich ist alles überzeugend und harmonisch, der Vokalist erinnert mich am ehesten an Helge von Equilibrium, nur ein wenig rauer und kratziger. Auf klaren Gesang oder Growls wird hier verzichtet, diese kann ich mir hier aber auch nicht wirklich vorstellen, von daher scheint das eine gute Entscheidung. Dass hier ein Drumcomputer verwendet wird, fällt nicht störend ins Gewicht, es bleibt aber natürlich zu hoffen, dass FINSTERFORST in Zukunft einen fähigen Mann für den Stuhl finden können.

Positiv zu bemerken ist es vor allem auch, dass der Sound trotz des häufigen Einsatzes von Akkordeon, Flöte und Keyboard weder überladen noch käsig wirkt, sondern ständig ein Gesamtbild ergibt, dass einfach so sein soll, wie es ist und einfach gut ist. Die einzelnen Songs zerpflücken möchte ich hier gar nicht, alle drei sind jedenfalls kleine Meisterwerke zum Tanzen und Träumen. Die Produktion der Demo wirkt überdies absolut nicht wie eine Demoproduktion, sondern kommt klar und druckvoll aus den Boxen. Es ist schon reichlich schade, dass die CD nach den drei Stücken bereits zu Ende ist, wodurch man aber auch wieder dazu verleitet beziehungsweise fast schon gezwungen wird, wieder von vorne zu starten und ein ums andere mal neue Elemente in der Musik zu entdecken und sich mehr und mehr in die „Wiege der Finsternis“ zu verlieben.
FINSTERFORST sind eine sehr talentierte Band, die mit einem vollständigem Album Großes leisten und für mächtig Aufsehen sorgen können. Wer nun gerne Musik hören möchte, die zwischen Moonsorrow, XIV Dark Centuries, Korpiklaani und Windir tänzelt und trotzdem zu hundert Prozent eigenständig wirkt und begeistert, sollte genau diese Demo für 6 Euro auf www.finsterforst.de bestellen oder auch erstmal die Hörbeispiele antesten und sich ebenso lang und ausführlich daran erfreuen, wie ich, wo FINSTERFORST aktuell übrigens die CDs von den eben genannten Gruppen aus dem Plattenspieler verbannt hat.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert