Review The Flower Kings – Banks Of Eden

Da sind sie also wieder: Mit „Banks Of Eden“ melden sich die schwedischen Vorzeigeprogger FLOWER KINGS nach fast fünfjähriger, selbstverordneter Pause zurück. Und auch wenn sich die Bandmitglieder während dieser Auszeit auf Solopfaden oder in zahlreichen anderen Projekten, wie z. B. Transatlantic, Agents Of Mercy oder Karmakanic austobten, so merkt man schon beim ersten Hördurchgang von „Banks Of Eden“, dass diese Ruhephase gut und richtig war.

Warum? Zum Beispiel, weil die neue Platte kein aufgeblasenes Doppelalbum geworden ist. Ganz im Gegenteil: Die Band nutzt noch nicht einmal die volle Spielzeit einer Einzel-CD für ihre epischen-harmonischen Soundgemälde. Stattdessen präsentieren Roine Stolt & Co. ein lediglich 54-minütiges Konzentrat, das alle elementaren Bestandteile des Bandsounds enthält und die überflüssigen und halbgaren Ideen zur Abwechslung einmal über Bord wirft. Denn davon gab es vor allem auf den letzten Alben, also „Adam & Eve“ (2004), „Paradox Hotel“ (2006) und „The Sum Of No Evil“ (2007) mehr als genug. Dessen ist sich scheinbar auch der Chef höchstselbst bewusst. Denn bevor die Arbeiten an dem Album begannen, hat sich Roine Stolt die wichtigste Frage gestellt: „Die Frage war: Haben wir im Jahr 2012 musikalisch noch irgendetwas Neues oder irgendwas Wichtiges zu sagen? In einer Zeit, in der das Internet jede Stunde mit Unterhaltung füllt und es in jeder Stadt und jedem Dorf aufstrebende Prog-Superstars gibt?“, kommentiert Stolt.

Anscheinend ja, denn nun liegt ja ein neues Studiowerk der Flower Kings vor, das selbstbewusst mit einem 25-minütigen Longtrack namens „Numbers“ eröffnet wird. Schnell wird klar: Die FLOWER KINGS sind noch ganz die alten. Sie besinnen sich auf „Banks Of Eden“ auf ihre Tugenden, sind also ausgeflippt, virtuos und melodiös wie eh und je. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Melodien dieses Mal hängenbleiben, das Album einen klaren Spannungsbogen besitzt und das Liedgut insgesamt vitaler rüberkommt. Dies dürfte nicht nur an der sorgsamen und bewussten Komposition des Materials liegen, sondern auch am neuen – deutschen – Schlagzeuger Felix Lehrmann. Der 26-Jährige ist genau der Drummer, den die Flower Kings jetzt brauchen. Denn mit seinem äußerst flinken, variantenreichen und druckvollen Spiel haucht er dem klassischen FLOWER KINGS-Sound neues Leben ein.

Und so haben es Roine Stolt und seine Mannen tatsächlich geschafft: „Banks Of Eden“ ist ein überaus unterhaltsames Werk ohne nennenswerte Schwächen, über das die Fans frohlocken werden. Die in der Vergangenheit hier oder da gern unternommenen Ausflüge in jazzige oder hardrockige Gefilde fallen dieses Mal unter den Tisch. Einen Innovationspreis wird die Band für diese CD zwar sicher nicht gewinnen, aber das hat auch niemand erwartet. Dafür präsentiert man sich (mit Blick auf Platten- und Songtitel) thematisch topaktuell und hat endlich auch wieder ein stilvolles Coverartwork im Gepäck, das ohne Comiczeichnungen der Bandmitglieder oder grässliche „Findet-Nemo-VW-Busse“ (siehe „The Sum Of No Evil“) auskommt. Die Welt ist also wieder in Ordnung.

Übrigens: So ganz lassen konnten sie es dann doch nicht – für alle, denen eine Stunde neue FLOWER KINGS-Musik einfach zu wenig ist, gibt es die Special Edition mit vier Bonustracks und 18-minütiger Dokumentation.

Wertung: 8 / 10

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