Review Fortíð – 9

Das fünfte Album der isländischen Viking Metaller FORTÍÐ heißt überraschenderweise „9“. Dabei spielen die Wikinger gar nicht mal so, wie man es meinen könnte, offensichtlich hat man seine Sinnsuche mit den bisherigen vier Alben dazu genutzt, sich stilistisch weiterzuentwickeln. Die vorliegende Platte ist nämlich tatsächlich ziemlich harsch und geht somit schon fast in die schwarzmetallische Ecke.

Dies könnte gut und gerne an den drei noch immer recht neuen Mitgliedern liegen, die Bandleader Eldur nach der „Völuspa“-Trilogie an Bord holte. Jedenfalls ackert sich das Quartett ziemlich aggressiv durch die knappe Stunde Spielzeit und bei lediglich neun Liedern kann man sich leicht vorstellen, dass auch progressive Elemente nicht ganz fremd sind. Dies bezieht sich allerdings weniger auf die doch recht einfach (im Sinne von: verdaulich) strukturierten Riffs, sondern mehr auf die Songstrukturen als solche. So haben Tracks wie „9“ oder „Viska“ jede Menge Platz, um einen großen Abwechslungsreichtum zu entfachen.

Dies erweist sich leider als zweischneidiges Schwert. Zwar sind einzelne Parts schon ganz cool geraten, in der Gesamtheit verzetteln sich FORTÍÐ aber ein ums andere Mal. Kritik muss auch der Gesang einstecken: Dieser ist zwar auch nicht gänzlich schlecht und erinnert in seiner Stilistik an A. A. Nemtheanga von Primordial, aber hier liegt auch die Krux: Das passt nicht so wirklich zu den nordischen Klängen der restlichen Band. Schöner wäre es gewesen, wenn Eldur die Vocals an die tendenziell aggressivere Musik angepasst hätte. Immerhin kann man dem Fronter zugutehalten, dass er sich um Facettenreichtum bemüht, so präsentiert er auch schon mal opernhafte Chöre, die im Gegensatz zu vielen Metal-Kollegen gar nicht so aufgesetzt und somit unpassend wirken.

Pluspunkte sammeln FORTÍÐ für das gehobene technische Niveau. Wie gesagt sind die Riffs zwar eher einfach, aber dafür nutzt man viele der sich bietenden Gelegenheiten, um Soli einzustreuen, die gar nicht mal so übel klingen. Freilich reißt das alleine die Langeweile, die sich im Verlauf von „9“ breit macht, nicht heraus, zeigt aber, wie es gehen könnte.

Sicherlich setzt sich kaum eine Band an ein Album und nimmt sich vor, mindestens sieben Minuten lange Lieder zu schreiben. Ebenso wenig ist wohl das Gegenteil der Fall, aber gerade dies könnte man FORTÍÐ raten: Einfach mal etwas Ballast aus dem einzelnen Song herausnehmen, kompakter komponieren, lieber zehn Minuten Musik weniger veröffentlichen oder wenigstens die Lieder kürzen und dafür mehr einzelne Songs aufnehmen. So bleibt „9“ letztlich unter den Möglichkeiten der Musiker und versinkt nach und nach in Beliebigkeit.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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