Review Freedom Call – Ages Of Light (Best-of)

FREEDOM CALL polarisiert. Ihr nicht selten als „Happy Metal“ bezeichneter Stil ist für die einen eine partytaugliche Persiflage auf den European Power Metal, für andere hingegen die Verkörperung des Kitschigen und generell von allem, was schlecht ist am Power Metal. Nun wird man mit Sicherheit nicht erwarten können, dass Gegner der Band sich anhand des nun erschienenen Best-of „Ages Of Light“ bekehren lassen. Hinhören lohnt sich aber neben den Fans auch für Unentschlossene– bekommt man hier doch einen veritablen Überblick über das Schaffen der Band.

Und der birgt dann doch ein paar Überraschungen für den vorurteilsbelasteten Gelegenheitshörer. FREEDOM CALL ist nämlich nicht nur die Band der ersten drei Alben, als der allgegenwärtige Fanfaren-Sound aus dem Keyboard an den Nerven der Rezipienten zerrte (schlimm: „Tears Falling“, „Farewell“). Sie hat sich danach durchaus entwickelt, was die annähernd chronologische Sortierung der Tracks auf „Ages Of Light“ nachzuvollziehen erlaubt. Und obwohl natürlich alte Songs wie „Freedom Call“, „Warriors“ oder das durchaus hörenswerte „Metal Invasion“ nicht fehlen, liegt der relative Schwerpunkt des Best-of eben auf jenen späteren vier Alben, die die größere Stilvielfalt aufweisen.
Dort gibt es dann neben den weiterhin obligatorischen Happy-Metal-Nummern („Hero On Video“, „Tears Of Babylon“) auch interessante Variationen, wie das entfernt an Depeche Mode erinnernde „Blackened Sun“, das düstere „Hunting High And Low“, den schmissigen Refrain auf „Perfect Day“ oder „Mr. Evil“, das ein bisschen wie Helloween ohne Doublebass klingt. Nur schwerlich als Neuerung darf man es hingegen bezeichnen, wenn der düdelige Fanfaren-Sound gegen einen düdeligen Dudelsack-Sound ausgetauscht wird („Power & Glory“).

Ein richtiger Gewinn ist hingegen die zweite CD von „Ages Of Light“: Hier hat FREEDOM CALL sechs bekannte Songs in alternativen Versionen neu aufgenommen, vielfach sogar mit den ursprünglich auf der jeweiligen CD zu hörenden Original-Mitgliedern. Herausgekommen sind dabei unter anderem eine 50er-Jahre-Fassung von „Rocking Radio“, eine Reggae-Version von „Mr. Evil“ (fast besser als das Original) und eine verdammt cool swingende Variante von „Age Of The Phoenix“. Diese Versionen sind allesamt interessant zu hören, sprühen vor Ideen und machen ernsthaft gute Laune – eine Idee, die gerne Schule machen dürfte!

FREEDOM CALL bleibt sich mit diesem Best-of selbst treu. Ob das gut oder schlecht ist, ist hier nicht zu diskutieren, sondern schlicht Geschmackssache. Für Power-Metal-Fans ohne ausgeprägte Abneigung gegen Gedüdel könnte „Ages Of Light“ aber ein guter Einstieg in die Band sein. Wer hingegen schon Karies bei der Erwähnung der Fanfaren-Sounds bekommen hat, wird auch mit dieser CD nicht überzeugt werden.

Keine Wertung

Publiziert am von Marc Lengowski

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