Review Freedom Call – Beyond

Gute Laune und kein Ende: Dafür steht die deutschen Band FREEDOM CALL. Bekannt geworden sind sie mit dem einfachen Konzept, Power Metal so extrem in Klischees und Kitsch zu ertränken, dass es für viele schwer zu ertragen ist. Entsprechend polarisiert die Band. Während viele sie geradezu lächerlich finden, verfängt der Stil bei anderen, die darin ideale Partymusik sehen. In jedem Fall aber haben die meisten eine feste Meinung zu FREEDOM CALL – und die wird sich auch mit dem neuen Album „Beyond“ nicht ändern.

Denn was FREEDOM CALL hier abliefern, ist im Großen und Ganzen das, was man von ihnen erwarten würde. Das macht schon der Opener „Union Of The Strong“ klar. Die wichtigsten Zutaten eines FREEDOM-CALL-Tracks sind und bleiben: positive Melodielinien, eingängige Refrains und simpelste Texte. An diesen Songs werden sich in üblichem Sinne die Geister scheiden. Neidlos muss man aber anerkennen, dass der Band die Catchlines gut gelingen und die Refrains einen hohen Wiedererkennungswert haben. Besonders der penetrante Zuckerguss in Form von Fanfarentönen, den die Band über viele Songs ausgießt, wird aber vielen sauer aufstoßen. Manchmal hat man den Eindruck, die Songs auf „Beyond“ wurden zuerst geschrieben und später beim Mischen an den Stellen, wo sie noch nicht dick genug aufgetragen hatten, mit der Extraportion Keyboard versehen (am schlimmsten: „Journey Into Wonderland“).

Gäbe es sonst nichts zu berichten, hätte ein Fortfahren in der Beschreibung wenig Sinn. Tatsächlich gibt es aber einige Abweichungen vom üblichen Schema, die aufhorchen lassen. Dass man für diese spezielle Art des Songwritings durchaus Talent beim Komponieren haben muss, sollte nicht bestritten werden. Was FREEDOM CALL aber leisten können, wenn sie wollen, zeigt der Titeltrack „Beyond“. Fast acht Minuten lang variiert die Band Tempo und Stil in dem Lied und erzeugt eine gelungene Binnenspannung – alle Achtung, damit hatte ich nicht gerechnet. Der Track ist in sich schlüssiger und abwechslungsreicher geschrieben als die letzten beiden Rhapsody-Alben zusammen.

Ebenfalls aus dem Rahmen fallen das düstere „Among The Shadows“, das ernster klingt als der Rest des Albums, und „Rhythm Of Light“, das technischer und elektronischer ist und damit an „Blackened Sun“ vom Album „Dimensions“ erinnert. Regelrecht ärgerlich hingegen ist das kulturinsensitive „Dance Off The Devil“, das mit pseudo-afrikanischen Trommeln und einem Text voller Ethnoklischees aus der (fast) untersten Schublade aufwartet (Afrika=Berge, Rhythmusgefühl, Voodoo).

Davon abgesehen haben FREEDOM CALL mit „Beyond“ ein grundsolides FREEDOM-CALL-Album geschrieben, das neben einer hässlichen auch ein paar nette Überraschungen birgt. Wer die Band mag, wird auch das Album mögen, und wer auf Fanfaren allergisch reagiert, hält sich von den Happy-Metallern ohnehin fern. Ob man mit den wenigen Veränderungen aber neue Kreise erschließen kann, lässt sich bezweifeln. Da stünden die Chancen besser, wenn man sich mehr auf die Linie des Titeltracks besinnt.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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