Review Frequency Drift – …laid to rest

So langsam wird es Zeit, dass die deutschen Artrocker FREQUENCY DRIFT ihr Image als Szene-Geheimtipp loswerden. Denn dafür sind sie erstens zu gut und zweitens zu produktiv. Mit „…laid to rest“ liegt nun schon das vierte Studioalbum vor – nur zehn Monate nach dem Vorgänger „Ghosts…“.

Dass die atmosphärische Musik der Combo noch nicht größere Bekanntheit erlangt hat, dürfte eher daran liegen, dass man live keinerlei Präsenz gezeigt hat. Doch das wird sich bald ändern: Dieses Jahr spielen FREQUENCY DRIFT auf dem größten Progrock-Festival Europas, dem „Night Of The Prog“ auf der Loreley. Hoffen wir, dass darauf noch viele weitere Konzerte folgen werden. Denn jetzt, wo man erstmalig zwei aufeinanderfolgende CDs mit derselben Sängerin eingespielt hat, ist endlich die Basis geschaffen, die aus einem Projekt eine homogene Band macht.

Musikalisch jedenfalls haben die Bayreuther ihre Identität längst gefunden. „…laid to rest“ schließt nahtlos an den natürlichen, akustischen Grundsound des Vorgängers an und lässt die Synthi-Scifi-Soundscapes der beiden ersten Werke („Personal Effects I + II“) völlig außen vor. Als hätten die deutschen Klangtüftler den Titel ihrer neuen Veröffentlichung allzu wörtlich genommen, präsentieren sie sich sogar noch ein ganzes Stück ruhiger, folkloristischer und mittelalterlicher als zuletzt. Progressive Rock ist ganz klar der Grundgedanke, der hinter den Kompositionen steckt; ausgestaltet wird dieser aber auf angenehm unkonventionelle, urtümliche und erfrischende Art. „…laid to rest“ ist ein Album zum Zuhören, Hineinversetzen und „sich-reinfallen-lassen“, oft getragen von verträumten Violinen- und Flötenklängen, nachdenklichem Piano sowie dem märchenhaftem Gesang von Antje Auer; es ist episch angelegt, aber niemals aufgeblasen. Emotional, aber niemals aufgesetzt. Komplex, aber nicht ziellos. Echte Musik eben.

Die Melodien gefallen mir sogar ein Stück besser als auf „Ghosts…“, allerdings vermisse schon ein wenig die langen, epischen Gitarrensoli, Synthies und Samples, die die ersten beiden Alben einmalig und atmosphärisch ungemein dicht gemacht haben. Gitarren und Synthies sind zwar noch mit von der Partie, nehmen aber eine wesentlich kleinere Rolle ein. Andererseits spielen Frequency Drift auch 2012 überaus geschmackvoll und atmosphärisch auf; ein stärkerer Einsatz besagter Elemente würde vermutlich gar nicht zum naturbelassenen Sound passen.

Der einzige richtige Kritikpunkt ist eigentlich wie immer die Produktion, die zwar die akustischen Instrumente hervorragend in Szene setzt, dafür aber Gitarren und Schlagzeug leider zu flach, kraftlos und eindimensional klingen lässt. Das ist jedoch nur ein sehr kleines Haar in der Suppe.

Denn insgesamt ist auch „…laid to rest“ wieder eine einfach tolle, tiefgehende Platte geworden, in die man wunderbar eintauchen kann und die alles in allem noch ein Stück schlüssiger ist als „Ghosts…“. Ganz sicher nichts für Frickelfans, dafür umso wertvoller für Genießer.

Anspieltipp: Ganz und nur an einem Stück hören. Am besten klischeehaft in einem dunklen Raum mit Kerzenlicht über Kopfhörer. Oder aber an einem lauen Sommerabend während des Sonnenuntergangs.

Wertung: 8.5 / 10

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