Review Frequency Drift – Personal Effects: Part Two

Zwei Jahre nach ihrem Erstling „Personal Effects: Part One“ führen die Bayreuther Progger FREQUENCY DRIFT ihre Konzeptstory mit dem zweiten und finalen Teil „Personal Effects: Part Two“ fort. Nachdem das Debüt die Geschehnisse einer Nacht im Jahre 2046 erzählte, widmet sich das neue Werk den Erlebnissen der Schwestern River und Romans von Sonnenaufgang bis zur folgenden Nacht.

War auf der ersten Platte noch das Piano tonangebend und omnipräsent, so ist die Musik auf der neuen Scheibe farbenfroher und auch weniger düster gehalten. Das passt zum einen zum Konzept, zum anderen zeigt es, dass FREQUENCY DRIFT sich weiterentwickelt haben und ihren Sound nun selbstbewusster vortragen. Die Gitarre und die schwebenden Keyboards nehmen mehr Raum ein. Ein weiterer, sehr wichtiger Unterschied ist in der Gesangsabteilung auszumachen: Sang auf der ersten CD noch Katja Hübner alle Vocalparts ein, gibt es nun drei Sängerinnen, von denen jede in eine Rolle schlüpft. Neben den beiden Schwestern gibt es so auch noch eine Bösewichtin. Dies ist vor allem deshalb von Belang, weil die Stimmen der drei hervorragend harmonieren und einfach traumhaft schön sind. Ein echter Fortschritt gegenüber dem Vorgänger also, bei dem der Gesang teilweise noch künstlich überambitioniert rüberkam.

Eine größere Bedeutung kommt auch den atmosphärischen, Hörspiel-artigen Zwischensequenzen zu, sie nehmen nun deutlich mehr Spielzeit ein. So stören sie zwar etwas den Musikfluss, unterstützen die Story aber ganz hervorragend – und sind zudem sehr professionell gemacht. Die Sci-Fi-Atmosphäre, die die Band zaubern möchte, wird so noch viel greifbarer.

Auch kompositorisch hat Andreas Hack dazugelernt: Fast jeder Song wartet mit verzaubernden und hochmelodischen Gesängen auf, denen sich der Hörer kaum entziehen kann. Diese nutzen sich auch nach zahlreichen Hördurchgängen nicht ab. Instrumentale Ausflüge wie der funkige Solobass in „Flight“ oder das Schlagzeug-/Percussionsolo in „Put It Down“ sowie die zu Tränen rührenden Geigeneinsätze sind das Salz in der musikalischen Suppe, das aus sehr guten Kompositionen magische Kompositionen macht. Mit „Inside“ und vor allem „Awakening“ haben FREQUENCY DRIFT zwei Songs für die Ewigkeit geschrieben. Der entspannte Album-Abschluss „Lasting Effect“ ist ein weiteres unnachahmliches Kleinod im noch recht kleinen Katalog der Band; er drückt pure musikalische Friedfertigkeit und Harmonie aus. Lückenfüller oder Ausfälle gibt es nicht.

Auch die Produktion des neuen Outputs ist besser als diejenige des Debüts, da sie voller und voluminöser geraten ist. Der leicht sterile Sound passt hervorragend zur futuristischen Story; lediglich das Schlagzeug ist bei dieser Steigerung des Klangbildes auf der Strecke geblieben, es klingt schlicht zu flach und drucklos.

Die größte Stärke von „Personal Effects: Part Two“ ist, dass es ganz hervorragend als Album funktioniert: Es ist packend, emotional mitreißend, atmosphärisch dicht und musikalisch abwechslungsreich. Echtes Kino im Kopf. Ein Album wie aus einem Stück, das mehr als eine Melodie für die Ewigkeit enthält. Eine echte Empfehlung für alle Progrock-Fans mit Hang zu atmosphärischen Klängen und einer Schwäche für brillanten Frauengesang. Euch erwartet eine 64-minütige Traumreise.

Wertung: 9 / 10

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