Review Horrizon – Dwelling Within

Auch wenn die Rheinland-Pfälzer HORRIZON mittlerweile seit zehn Jahren im Geschäft sind, kommt die ganze Kiste erst allmählich richtig in Fahrt. 2012 debütierte man mit „Time For Revenge“ und dem nicht untypischen Wikingerthema. Jetzt schwimmt sich das Quintett allmählich frei und legt mit „Dwelling Within“ nach einigen Besetzungswechseln die zweite Veröffentlichung vor. Lyrisch nähert man sich dieses Mal der Besessenheit und ihren Facetten an, musikalisch erneuert man sowohl Schläuche als auch Wein.

Das bedeutet nichts anderes, als dass die Melodic Deather ihren Stil verfeinern und ausbauen. Die skandinavische Schule kommt weiterhin gut zum Tragen, die melodiösen Gitarren übernehmen einmal mehr die Führung, doch dank einer tüchtigen Produktion gehen auch die anderen Instrumente nicht verloren. Transparenz ist das Zauberwort, man kann nämlich nicht einmal sagen, dass etwa das Schlagzeug besonders knallt oder der Bass ausgesprochen fett daherkommt. Alles hat seinen Platz im Gesamtklang, wodurch „Dwelling Within“ einen sehr homogenen Eindruck hinterlässt.
Das Songwriting gelingt HORRIZON auf stabil hohem Niveau. In der Regel ist nach spätestens vier Minuten alles gesagt und genau so ist es auch: Die Lieder sind kompakt gehalten, jeglicher Ballast, der noch vorhanden ist, hat auch seine Berechtigung und alles andere ging über Bord. Und wenn es wie bei „Beyond The Horizon II“ doch einmal etwas länger wird, dann hat es immer noch Hand und Fuß. Einerseits hält diese Nummer schon einige aggressive Vocals und schnelle Parts bereit, glänzt andererseits aber mit einem nett eingeflochtenen Dreivierteltakt.
Derartige Spielereien lockern die Platte insgesamt gehörig auf. Zwar besteht kaum die Wahrscheinlichkeit, dass „Dwelling Within“ allzu schnell langweilig wird, dennoch sind es gerade diese kleinen Kniffe, die die Scheibe über die gesamte Spielzeit hin gut anhörbar machen. Immer wieder packt man an Stellen, die es nicht erwarten lassen würden, Breaks aus oder schiebt einen schnellen Blast-Beat ein. Technisch inszenieren die fünf Musiker die Lieder sauber und lassen erahnen, dass der Hörer es keineswegs mit Anfängern zu tun hat.
Ob es jetzt unbedingt die Ballade „Whispering My Name“ gebraucht hätte, um die Abwechslung noch weiter auszubauen, ist fraglich. Eine nette Nummer ist es, aber „Dwelling Within“ wäre sicher auch ohne die obligatorischen Kuschelvierminuten spannend geblieben. Dafür sorgen HORRIZON mit den genannten Handgriffen und dem hymnischen Album-Highlight “Last Masquerade”, welches unverständlicherweise fast am Ende des Albums steht.

Diesen Track sollte man sich dringend anhören, wie auch den genretypischsten Song „A Treacherous Beast“. Schön zu hören, dass sich die Truppe Gedanken gemacht hat. Mit „Dwelling Within“ setzen HORRIZON vielleicht nicht das Glanzlicht, welches eine ganze Szene aufrütteln wird, aber eine gutklassige Veröffentlichung ist es allemal. Freunde des Schweden-Todes können ruhig ein Ohr riskieren. Göteborg liegt 2015 (auch) im Westerwald.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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