Review I Spit Ashes – 99942

Drei Jahre nach dem Debütalbum „Inhaling Blackness – Reflecting Light“ legen die Bayern I SPIT ASHES nach. „99942“ ist der auf den ersten Blick seltsam anmutende Name der 12 neuen Songs, mit denen die Band zeigen will, dass das sehr ordentliche Erstwerk noch zu toppen ist.

Zunächst ein paar Worte zum lyrischen Konzept, denn so erschließt sich der Titel: „99942“ ist die Katalognummer des Asteroiden Apophis, welcher kurzzeitig für Aufruhr sorgte, weil eine Kollision mit der Erde zwischenzeitlich mit einer fast dreiprozentigen Wahrscheinlichkeit ausgesprochen hoch war. Allerdings wäre Apophis für die propagierte „Vernichtung und das Ende allen uns bekannten Daseins“ ohnehin zu klein, außerdem haben neuere Berechnungen einen Zusammenstoß mit der Erde mittlerweile nahezu ausgeschlossen.
Dennoch eine spannende und nicht ganz alltägliche Herangehensweise an die textliche Umsetzung eines Albums, welches auf der einen Seite zwar eine der höchstfrequentierten Spielarten (Melodic Death Metal) bedient. Auf der anderen Seite gehen I SPIT ASHES den Weg vom Debüt aber konsequent weiter und flechten viele moderne Elemente in den Sound ein. Die Melodien werden also nicht wie bei der Göteborger Schule hauptsächlich von den Gitarren geschultert, sondern immer wieder vom Keyboard intoniert. Für das etwas ungeübte Ohr ist das auf den ersten Eindruck etwas befremdlich, wobei das wiederum gut zu den „spacigen“ Lyrics passt. Viele Breaks und verzerrte Vocals komplettieren das Bild einer Band, die sich erfreulicherweise wenig um Konformitäten schert.
Tatsächlich erinnert „99942“ weniger an die schwedischen Gründungsväter der Szene, sondern vielmehr an die Schweizer Dark Metaller Samael auf „Solar Soul“, textliche Themen inklusive. Dies aber nur als Anhaltspunkt, keineswegs soll dieser Vergleich I SPIT ASHES einen eigenen Stil absprechen, der sich mit der zweiten Veröffentlichung herauskristallisiert. Schon eher zu kritisieren wäre die insgesamt etwas gemächliche Gangart von „99942“. Midtempo gut und schön, oft passt es ja, aber die Band hat ihre besten Momente eigentlich dann, wenn das Gaspedal mal etwas Zuwendung erhält und dies ist zu selten der Fall. Die den Songs durchaus innewohnende Kraft kommt dann am besten zum Vorschein, wenn die Double-Bass und die anderen Instrumente mal Fahrt aufnehmen, hier schlummert noch Potential. Sonst ist die Scheibe natürlich trotzdem nicht schlecht, aber nach einer gewissen Zeit wird der Hörer der inflationär eingesetzten Keyboards doch etwas überdrüssig.

Obwohl „99942“ eine gute Veröffentlichung ist, schlagen sich I SPIT ASHES etwas unter Wert. Mit etwas mehr Fokussierung auf Schwung und Elan in den Songs wäre die Scheibe noch ein gutes Stück besser geworden. So sollten vor allem absolute Keyboard-Fetischisten zugreifen, die Platte ist unter dem Strich eben doch eher „modern“ als „melodisch-tödlich“.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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