Review Infestus – The Reflecting Void

  • Label: Debemur Morti
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Seit über 10 Jahren betreibt der ursprünglich aus Garmisch-Partenkirchen im bayerischen Voralpenland stammende Musiker Andras nun schon sein Soloprojekt INFESTUS. Das Resultat ist eine durchaus respektable Diskographie, welche neben einer Demo und einer Split-CD mit den Tölzer Black Metallern Lost Life bereits drei Alben umfasst. Mit „The Reflecting Void“ steht nun der Nachfolger des sehr positiv rezipierten Werkes „Ex|Ist“ aus dem Jahr 2011 in den Regalen.

Bereits der Opener „A Dying Dream“ lässt erahnen, dass sich Andras auch auf Album Nummer vier treu geblieben ist: Erneut liegt der Fokus des Solo-Künstles klar auf einem in sich geschlossenen Klangbild, das auf ausschweifenden Leadgitarren im Kontext melodischen Mid-Tempo-Black-Metals basiert. Stimmig eingebundene Cleangitarren („Constant Soul Corrosion“) haben hier ebenso ihren Platz wie furioses Black-Metal-Riffing („Devouring Darkness“). Während viele Bands gerade an den Übergängen und generell dem häufigen Wechsel zwischen Clean- und Distortion-Parts scheitern, liegt genau hier die Stärke von INFESTUS: Begünstigt durch den sehr modernen Sound, sowohl der verzerrten als auch der unverzerrten Gitarren, sowie vielschichtige Arrangements, klingen die Stücke vom ersten bis zum letzten Takt wie aus einem Guss. Selbst charakterlich sehr verschiedene Passagen gehen hier fließend ineinander über und lassen die Atmosphäre so nie einbrechen oder gar abreißen. Der für harsche Black-Metal-Vocals fast schon geschmeidige Gesang von Andras sowie die Eleganz, die der Musiker in seine Gitarren-Soli legt, runden ein Gesamtbild ab, das vom Handwerklichen her wenig Angriffsfläche bietet.

Was bei all dieser Professionalität ein wenig auf der Strecke bleibt, ist leider die emotionale Komponente: Durch den glatten Sound und die absolut stimmigen Melodieführungen fehlen „The Reflecting Void“ am Ende die Ecken und Kanten, das Provokante, Unbequeme. Also all das, was Black Metal spannend macht.

Fans klassischen Black Metals dürften hier etwas vermissen – wer auf die im Black Metal oft zelebrierte (Pseudo-)Bösartigkeit gut verzichten kann und sich mit musikalisch anspruchsvollem, melodischem „Wohlfühl-Black-Metal“ vergnügen möchte, ist mit INFESTUS richtig beraten: Wie nach „Ex|Ist“ nicht anders erwartet, ist auch „The Reflecting Void“ ein durchdachtes, wohlüberlegt arrangiertes und absolut professionell produziertes Album, an dem es sowohl musikalisch als auch handwerklich nichts auszusetzen gibt.

Wertung: 7.5 / 10

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