Review Iron Maiden – The Book Of Souls

  • Label: EMI
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Heavy Metal

Fünf Jahre sind seit dem letzten Album von IRON MAIDEN vergangen und nicht selten hatte es den Anschein, dass „The Final Frontier“ das letzte Album der NWOBHM-Legende gewesen sein könnte. Doch nachdem Sänger Bruce Dickinson seinen Kampf mit einem krebsartigen Zungentumor gewonnen hatte, gab die britische Heavy-Metal-Institution bekannt, dass sich die Fans mit „The Book Of Souls“ nicht nur auf ein neues Album, sondern sogar auf ein Doppelalbum freuen können.

Es wird berichtet, dass jedes der sechs Bandmitglieder mit gut einer Stunde Material ins Studio anreiste, in der Erwartung, etwa 15 Minuten dafür tatsächlich für „The Book Of Souls“ benutzen zu können. Das Ergebnis sind satte 92 Minuten Spielzeit, die das sechzehnte Album von IRON MAIDEN nicht nur zu ihrem längsten, sondern auch zugleich umfassendsten und selbstbewusstesten seit „Brave New World“ und sicher einem ihrer besten überhaupt machen.
Auch wenn Steve Harris darauf beharrt, dass „The Book Of Souls“ kein Konzeptalbum sei, so bietet der Titel in Verbindung mit dem Cover, auf dem Eddie als Maya dargestellt ist, doch eine solide Grundlage, um die Thematik eines Lebens nach dem Tod als durchgängiges Thema des Albums zu erkennen. Denn zum einen waren die Maya bekannterweise Anhänger des Glaubens, dass die Seele nach dem Ableben der irdischen Hülle weiterexistiert und zum anderen legen Songtitel wie „If Eternity Should Fail“, „The Great Unkown“ oder „Empire Of The Clouds“ eine Beschäftigung mit diesem Thema nahe.

Mit dem bereits angesprochenen „If Eternity Should Fail“ beginnt der neue Streich von IRON MAIDEN dabei nicht mit einem Paukenschlag, sondern mit gewöhnungsbedürftigen Synthies, die Bruces Gesang im Erzählerstil unterlegen. Doch keine Bange, es dauert nicht lange, eher der Rest der Band hinzustößt und in typischer IRON-MAIDEN-Manier durch die gut achteinhalb Minuten marschiert. Sicher nicht der stärkste Opener in der illustren Bandhistorie, aber auch alles andere als ein Reinfall.
Die bereits bekannte Debütsingle „The Speed Of Light“ erinnert in ihrer Funktion als geradliniger Rocker (ein weiterer flotter MAIDEN-Song findet sich in Form von „When The River Runs Deep“) stark an „El Dorado“ oder „Bring Your Daughter To The Slaughter“, ehe es mit “The Great Unknown” das erste Mal langsamer und episch wird. Besonders überzeugend ist hierbei das Hinleiten der Bridge zum großartigen harmonischen Finale des Songs.
Es folgt „The Red And The Black“, der erste für MAIDEN-Verhältnisse überlange Song auf „The Book Of Souls“, der mit kompakten Flamencogitarren beginnt, ehe IRON MAIDEN richtig Fahrt aufnehmen. Das dahinstampfende Riff erinnert dabei an „The Rime Of The Ancient Mariner“, wobei die Leadgitarre hier Bruces Gesang konsequent folgt, selbst wenn dieser den, live sicher wieder grandiosen, „Who-oh“-Chorus intoniert.
Zur Kategorie der Songs mit Überlänge gehört auch der Titeltrack, der mit wunderschönen Akustikgitarren beginnt, nur um danach mit einigen der härtesten Riffs des gesamten Albums aufzuwarten. Dabei schreitet der Track mit einem majestätischen Selbstverständnis voran, alles in seinem Weg zertrampeln zu können, ohne dies tatsächlich zu tun. Diese Stimmung erinnert durchaus an die „Piece-Of-Mind“-Ära, eine Stimmung, die auch bei dem rasenden, bassgetriebenen „Death Or Glory“ und dem an „Wasted Years“ erinnernden „Shadows Of The Valley“ mitschwingt.

IRON MAIDEN halten die Spannung hoch, indem Bruce bei „The Man Of Sorrows“ eine andere Oktave nutzt und diese glorreiche Power-Ballade somit zu einem weiteren Beleg dafür macht, dass die Briten nach wie vor bereit sind, etwas Neues zu probieren. Allerdings folgt das Grande Finale erst noch in Form des letzten Songs „Empire Of The Clouds“. Dieses 18-Miuten-Epos aus der Feder von Bruce Dickinson schickt sich an, IRON MAIDENs Opus Magnum zu werden (auch wenn das bei aller Genialität dieser Nummer wohl trotzdem „The Rime Of The Ancient Mariner“ bleiben wird), unterstützt von Piano, Violine und Cello, die hinter Harris‘ Bass und McBrains Schlagzeug einen luftigen Teppich zaubern. Der Song entwickelt sich zu einer neoklassischen Heavy-Metal-Reise, während derer die Gitarristen Adrian Smith, Dave Murray und Janick Gers alles abfeuern, was sich in ihrem Arsenal befindet und der Bass immer heftiger pulsiert. „Empire Of The Clouds“ ist zweifelsohne die gewagteste Komposition der britischen Legende und jede ihrer 18 Minuten wert.

Wenn man ein Doppel-Album schreibt, dann geht das entweder fürchterlich schief oder man gibt von Anfang bis Ende Vollgas und enführt den Hörer in eine andere Welt. Nicht nur geben IRON MAIDEN auf ihrem neuen Album permanent Vollgas, sondern unterstreichen mit „The Book Of Souls“ einmal mehr, dass sie immer noch die Größten sind. Punkt.

Wertung: 9.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Iron Maiden – The Book Of Souls

  1. Sehr sehr schönes Review. Bestätigt auch mich in der Ansicht, das The Book Of Souls mit zu den besten Alben seit der Reunion anno 1999 gehört. Habe das unheimliche Glück, das Album heute schon erhalten zu haben.
    In diesem Sinne:
    UP THE IRONS!

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