Review Kalmah – Seventh Swamphony

Das klingt doch schwer nach Heimatverbundenheit, auch wenn ich zugeben muss, zuvor das Wort „Swamp“ nie gehört zu haben. Bei Metallern denkt man (vor allem beim Klang des Wortes) irgendwie an schlüpfrige Themen, tatsächlich ist ein „Swamp“ aber ein Moor, also wieder was gelernt. Wenn man jetzt noch die geographische Situation der Finnen KALMAH aus Oulu nahe des nördlichen Polarkreises inmitten unendlicher Weiten bedenkt, ist das Thema Moore sicher nicht ganz abwegig.

Immerhin ist es wohl naheliegend genug, dass die Band mittlerweile sieben Alben u.a. mit diesem lyrischen Aspekt auskleiden konnte und auch wenn „Seventh Swamphony“ mein erster Berührungspunkt mit KALMAH ist, kommt einem die Musik wie ein guter alter Freund vor. Tatsächlich assoziiert man melodischen Deathmetal irgendwie immer etwas stärker mit Schweden, trotzdem haben auch die Finenn eine Affinität zu dieser Spielart und so weckt gleich der titelgebende Opener massive Erinnerungen an die Frühtage der Children Of Bodom. Es ist zugleich auch der härteste Song auf der Platte und sollte dementsprechend nicht als Maßstab herhalten. Über die gesamte Spielzeit betrachtet regiert schon deutlich stärker der Midtempobereich, gelegentliche Ausflüge in langsame Passagen und sogar der eine oder andere Akustikpart runden die Scheibe schön ab und wirken keineswegs störend. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die drei besten Songs („Seventh Swamphony“ (schnell), „The Trapper“ (midtempo) und „Hollo“ (überwiegend langsam)) das gesamte Geschwindigkeitsspektrum abdecken. Dabei stechen noch weitere Songs unmittelbar ins Auge, einzig der Mittelteil um „Windlake Tale“ und Wolves On The Throne“ fällt qualitativ ein wenig ab.
Zu Gute kommt KALMAH dabei die Variabilität von Frontmann Pekka, der nicht nur sehr amtliche Growls parat hat, sondern auch eine gute cleane Stimme aufweisen kann. Besonderes Augenmerk hat man offensichtlich auf die Harmonien zwischen Gesang und Keyboard gelegt, denn hier passt es wirklich exzellent. Während Gitarre, Bass und Schlagzeug (mit technischer Raffinesse, das will ich gar nicht verschweigen) für das nötige Fundament sorgen, kommt das eigentlich Melodische vor allem aus den Tasten und eben vom Gesang. Ob der neue Mann am Keyboard, Veli-Matti Kananen, jetzt so ein gewaltiger Schritt nach vorne ist, kann ich in Ermangelung der Kenntnis des Vorgängers nicht sagen, sicher ist aber, er macht seine Sache sehr gut und rückt das Keyboard aus dem Schattendasein ans Licht, ohne dabei aber aufdringlich zu agieren. Wahrhaft „spielerisch“, wie er auf diesem schmalen Grat wandert.

Wem, der noch kein Freund von KALMAH ist, kann man „Seventh Swamphony“ ans Herz legen? Praktisch jedem, der es gerne hart, aber melodisch mag. Auch epische Momente kommen deutlich nicht zu kurz, Gedanken an die Landsmänner von Insomnium sind durchaus naheliegend, atmosphärisch kommt hier und da auch mal ein Hauch Amorphis daher. Man merkt also, KALMAH weisen eine ordentliche Bandbreite auf und dürften deshalb mit ihrem siebten Streich für Interesse in mehreren Lagern sorgen. „Seventh Swamphony“ ist aber ohnehin ein starkes Album geworden, daher braucht es diese Vergleiche gar nicht so unbedingt, es spricht vielmehr für sich selbst.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert