Review Kromlek – Strange Rumors…Distant Tremors

Mit Promotexten ist es ja so eine Sache. Oft wird die Band mit den Genregöttern gleichgesetzt, die es zu bewerben gilt, oder man interpretiert die wahnwitzigsten Dinge in die Musik hinein. Der zum ersten Album „Strange Rumour…Distant Tremors“ ist trotzdem anders. Man widmet sich ausführlich jeder einzelnen Facette des Albums und vor allem das textliche Konzept wird ausführlichst dargestellt, auch wenn man nachher fast genauso schlau wie vorher ist. Was will man noch groß als Redakteur schreiben, wenn einem der Infotext beinahe erschlägt? Genau, er widerspricht ihn in einigen Dingen und versucht zu erklären ob der erste Longplayer wirklich „wesentlich ernster, tiefsinniger und weniger naiv“ ausfällt, den letztendlich soll hier natürlich die Musik im Vordergrund stehen.

Nach einem wie schon von der EP gewohnt stimmigen Intro leitet „Herjan“ also die „neuen KROMLEK“ ein. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Songs schon länger existieren und in der Live-Setlist kaum wegzudenken sind, ist dies natürlich schwer nachvollziehbar. „Herjan“ klingt trotzdem um einiges ernster, aber schafft es noch nicht wirklich mitzureißen, was der folgenden achtminütigen Hymne „Grim Omnes“ mühelos gelingt. Wer nach dem ersten Hören denkt „Huch, KromleK klauen bei sich selbst?“, dem sei gesagt, dass die Anfangsmelodie dieses Stückes bereits auf der EP unter „Samples vom neuen Album“ zu hören war. Die Vertrautheit macht sich auf jeden Fall gut und endlich macht man das, was man am besten kann: Mitreißenden, abwechslungsreichen Viking Metal, der einfach nur zum Tanzen, Bangen, Mitsingen und Mitsaufen animiert. Abwechslungsreich sei hier auf jeden Fall noch einmal dick unterstrichen, denn ähnlich wie das selbstbetitelte „KromleK“ auf der EP lässt man in den acht Minuten nicht den Hauch von Langeweile aufkeimen. Vor allem die rasanten fröhlichen Melodien im Kontrast zu den vom Black Metal geprägten Passagen sind es, die KROMLEK ausmachen. Diesen Bogen spannt das nun folgende, ebenfalls gute Laune verbreitende „Fólkthing“ mehr als perfekt. Der „Rat der Kriegsschar“, so der Titel in seiner deutschen Übersetzung, schreit nach Humppariffs und bekommt sie auch. Um ehrlich zu sein: Das textliche Konzept ist hier wirklich so etwas von unwichtig, wenn man seinen Kopf lieber nach vorne bewegt, kreisen lässt und in den kurzen Verschnaufpausen erstmal den Durst mit Met stillt. Der weibliche Hintergrundgesang fügt sich zudem perfekt ein und erweitert das Klangspektrum der Schweinfurter ein weiteres Stückchen und brilliert auch einige weitere Male auf dem Album.

Ob man KROMELK böse sein sollte, weil sie nach fünf Songs plötzlich die Notbremse ziehen und urplötzlich mit „Harvest“ ein zwar recht ansehnliches, aber angesichts der vorherigen Kracher ziemlich langweiliges Stück liefern, was mir aber trotzdem einen Schmünzler ins Gesicht zauberte. Während Trollzorn nämlich felsenfest davon überzeugt ist, dass sich der Song wie eine Mischung von „Der letzte Mohikaner“, sowie „Coffing Ships“ von Primordial und Windir anhöre, bin ich der Meinung dass mir zumindest das folkige Zwischenthema aus einem Dokufilm über die Nordseeinsel Borkum bestens bekannt ist. Vielleicht liegt diese sogar für mich etwas seltsame Assoziation aber auch am übermäßigen Eläkeläiset-Konsum. Musikalisch bleibt dies aber neben „Herjan“ der einzige kleine Durchhänger, denn die endlich komplett auf einer CD enthaltene „Strandhagg“-Trilogie ist das erwartete Highlight des Albums, welches den zweiten Teil einläutet. Der schon angesprochene „ernstere Anspruch“ wird hier auch tatsächlich glaubwürdig herübergebracht, ohne, dass es langweilig wird.

„Strange Rumors…Distant Tremors“ zeigt KROMLEK tatsächlich gereift, allerdings war es schwer sich nach der schon sehr viel versprechenden EP „Kveldridur“ zu steigern. Der Sound ist abermals fast perfekt und trotzdem scheint es an manchen Stellen nicht so ganz zu stimmen. Was vor allem fehlt ist die Energie, die sie auf der Bühne besitzen und ihnen auf dem Album an manchen Stellen fehlt. Wer die Chance hat, sich die unterfränkischen Folk Metal Könige anzusehen, der sollte das auf jeden Fall nutzen und das Album ist trotz alledem sein Geld mehr als wert und kann mit der Konkurrenz auf Skandinavien problemlos mithalten und man wirkt noch eigenständiger als jemals zuvor. Man hat keine Angst vor Experimenten, wodurch sich auch die im Vergleich zum Text minimal zu hoch wirkende Wertung erklärt, denn wer als junge Band soviel Mut hat und zeigt, wie vielseitig Pagan Metal sein kann, der darf auch Fehler machen.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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