Review Lydia’s Gemstone – The New Melancholy

Das ist das Tolle, wenn man Redakteur ist: man bekommt immer wieder mal Perlen auf den Tisch, die man sonst niemals entdeckt hätte. Zufällig bestand neulich die Gelegenheit einer Buchbesprechung des österreichischen Autors und Musikers Markus Keimel, in welchem Zusammenhang ich auf seine Band LYDIA´S GEMSTONE aufmerksam wurde. „The New Melancholy“ erscheint dieser Tage und es ist eine kleine, aber feine Ansammlung von alternativen Rocksongs geworden.

Klein muss man leider sagen, nur eine gute halbe Stunde bringt das Labeldebüt auf die Uhr, die hat es aber durchaus in sich. Beinahe jeder Song weiß zu überzeugen, alle Lieder haben bei einer gewissen Homogenität auf der einen auch genug Abwechslung auf der anderen Seite, damit die Platte nicht langweilig wird. Stilistisch bewegt man sich wie angedeutet im alternativen Rockbereich, aber hier und da schimmern auch immer mal ein paar gotische Anleihen durch, die dem Sound insgesamt ein düsteres Feeling verschaffen. Dabei bleiben jegliche Klischees außen vor – wenn man einmal vom etwas plakativen Albumtitel absieht, aber da kann man nun wirklich drüber hinweg sehen. Ehrlich und natürlich wären da eher schon Begriffe, die die acht Songs treffend beschreiben. Besonders angetan bin ich in diesem Fall vom irgendwie harten, kalten, aber nicht abweisenden Gitarrensound, den die Truppe wirklich schön hinbekommen hat und der den Songs einen eigenen Stempel aufdrückt. Dazu kommen einige nette Samples, ohne die Klang damit weichzuspülen, die Musik ist von Anfang bis Ende gitarrenorientiert. Vielleicht liegt auch da der besondere Reiz der Sache, die meisten Bands versuchen heutzutage, Melancholie durch einen ausufernden Keyboardeinsatz zu erzeugen, was meistens zumindest kitschig klingt, oft aber auch misslingt. LYDIA´S GEMSTONE erschaffen diese Atmosphäre durch Saiteninstrumente und intelligentes Songwriting. Interessant dabei ist die Tatsache, dass gerade das offenbar als Opus Magnus gedachte achtminütige „Gemstone Anthem“ ein wenig abfällt. Die richtig großartigen Nummern sind kürzer, somit kompakter und hüllen die angesprochene Hymne gewissermaßen ein: „Karmageddon“ und vor allem das im Mittelteil klagende „Noir“ sind die absoluten Highlights und somit Anspieltipps auf der Platte.

33 Minuten wird dir musikalische Qualität beinahe durchgehend hochgehalten. Dazu kommt ein stimmiges Artwork, ein eigener Sound und eine Wohlfühlatmospähre. Wären es Anfang Oktober jetzt nicht draußen fast 30 Grad, würde die Platte eventuell noch besser wirken, aber der nächste Hebrst kommt bestimmt. Beim nächsten Mal gerne zehn Minuten mehr Musik, aber auch so kann ich eine uneingeschränkte Antest- und Kaufempfehlung für LYDIA`S GEMSTONE aussprechen.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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