Review Maieutiste – Maieutiste

  • Label: Les Acteurs De L'Ombre
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Würde man die im Genre „Black Metal“ erschienenen Alben nach ihrer Spielzeit sortieren, wären ziemlich sicher die Extreme besonders stark vertreten: Neben vielen sehr kurzen, prägnanten Alben sind in dieser Stilrichtung die ausufernden Konzeptalben ungleich häufiger vertreten als in den meisten anderen harten Metal-Spielarten. Auch MAIEUTISTE aus dem malerischen Saint-Étienne in Südfrankreich tragen ihren Teil dazu bei: Gleich mit ihrem Debüt-Album legt die Truppe ein 76-Minuten-Monster vor. Damit stellen sie ihre Hörer vor eine große Aufgabe – und gehen zugleich auf volles Risiko: Ein Album dieser Länge muss einiges zu bieten haben, um den Hörer nicht irgendwo auf dem Weg zu verlieren.

Bereits das Intro lässt erahnen, dass „Maieutiste“ nicht ganz leichte Kost ist: Düster und schleppend baut sich das sinnigerweise „Introductions …“ betitelte Stück über fast vier Minuten auf, wirkt dabei allerdings mitunter nicht ganz so zielstrebig, wie es bei einem derartigen Opus vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Mangelnde Zielstrebigkeit kann man „… In The Mirror“, dem ersten richtigen Song auf „Maieutiste“, nicht vorwerfen: Ohne Vorwarnung legen die Franzosen mit kräftigem Geknüppel los. Erst nach gut vier Minuten bekommt man eine Verschnaufpause vergönnt, die mit einer verschrobenen Mischung aus sinistren Melodien und Klargesang erahnen lässt, wo die Reise hingeht. Und in der Tat: In den kommenden Songs wagen MAIEUTISTE immer wieder interessante Ausflüge in andere Genres und reißen aus dem strengen Black-Metal-Konstrukt aus: Mit „Purgatoire“ überrascht den Hörer eine reine Ambient-Nummer mit Akustik-Gitarre und und meditativ-düsterem Chor, „The Fall“ ufert nach einem recht straight-geprügelten Anfangsriff im Mittelteil in wild verwobene Gitarrenmelodien über Cleangitarren aus, im darauf folgenden „Absolution“ verzichten MAIEUTISTE (von einem knapp einminütigen Einschub abgesehen) gleich ganz auf den Black Metal und setzen stattdessen voll auf eine krude Mischung aus ruhigen Cleangitarren, wilden Soli, atmosphärischen Bläsern und sinistren Sounds über einen fast schon fröhlich vor sich hin laufenden Bass – bevor sich kurz vor Schluss doch nochmal fast explosiv der Black Metal zurückmeldet. Auf diesen Wahnsinn lassen MAIEUTISTE wieder etwas Normalität einkehren und kühlen in „Lifeless Visions“ die Atmosphäre schließlich auf eisigen Doom ab – um mit „Annonciation“ spontan in fast jazzige Sphären abzurutschen und dem Hörer mit „Death To Socrates“ zu guter Letzt entsprechend unverhofft nochmal einen echt rockigen Kracher mit leichter Dissection-Note vor den Latz zu knallen.

Soweit also zur Musik – doch was soll man davon halten? Ambitioniert ist „Maieutiste“ allemal – in vielen Punkten jedoch auch klar überambitioniert. Dass MAIEUTISTE gute Musik schreiben können, beweisen sie in jedem ihrer Songs – dass sie ein gutes Album schreiben können, mit ihrem Debüt leider noch nicht. Denn dazu gehört mehr, als viel vielseitige Musik. Was „Maieutiste“ beispielsweise fehlt, ist der rote Faden, der die vielen Stilwechsel verständlich macht. So wirkt „Maieutiste“ mitunter schlicht chaotisch oder zumindest sprunghaft.
Auch an der mangelnden Prägnanz merkt man dem Album seinen Debüt-Charakter an: Dass eine Band auf ihrem Debüt-Album musikalisch so viel zu sagen hat, ist ein gutes Zeichen – nächstes Mal wäre es dennoch wünschenswert, dass das Material im Songwriting-Prozess weiter einkondensiert wird. Denn wenn man ehrlich ist, gibt es nur wirklich wenige Bands, die wirklich in der Lage sind, 76 Minuten von der ersten bis zur letzten spannend zu gestalten.

Wertung: 6.5 / 10

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