Review Marblewood – Marblewood

[Blues Rock/Stoner/Psychedelic] Ende Januar diesen Jahres machte das Trio MARBLEWOOD mit seinem fantastischen Debüt erfolgreich auf sich aufmerksam: „Marblewood“ bietet nicht mehr und nicht weniger als über eine Stunde hochwertigen Jam-Rock in sympathischem Retro-Gewand.

Der Körper der Scheibe besteht aus sehr langen Instrumental-Stücken, in denen die Band sich nach Lust und Laune austobt. Jeder der Musiker bekommt ausgiebige Soli zugestanden. Wer für derartige Ausschweifungen offen ist, den beeindrucken MARBLEWOOD durchgehend, man hört zu jeder Zeit, dass hier erfahrene und leidenschaftliche Musiker am Werk sind. Zwischen den Instrumental-Stücken wird dann rauer Stoner gerockt, der „Marblewood“ angenehm auflockert. Dabei entstehen sogar einige Hooks mit Hitpotential, insgesamt liegt der Fokus jedoch eher auf den instrumentalen Abschnitten. Trotzdem ergänzen sich die beiden Teile der Scheibe perfekt, beide würden seperiert eine wesentlich schwächere Wirkung erzielen.

„Marblewood“ bringt es auf insgesamt sechs Songs, inklusive dem 21-minütigen Bonustrack „In The Beginning“. Nach dem schleppenden Opener „Kailash“ folgt das etwas entrückte „Hit The Brakes“. Im Instrumentalteil spielen MARBLEWOOD hier klassische Call-And-Response-Spiele mit Orgel und Gitarre, wie wir sie etwa von Deep Purple kennen. Im Gegensatz zu den alten Hard-Rock-Legenden, die damit die Nerven ihrer Fans auf Konzerten schon mal bis zur Schmerzgrenze strapazieren können, wissen MARBLEWOOD aber immer, wann es genug ist. Diese Linie zieht sich durch das ganze Album: Trotz der ausschweifenden Jamming-Parts behält die Band immer ein Mindestmaß an Dynamik und bewahrt sich ein Gefühl dafür, wie viel sie ihren Hörern „zumuten“ kann.

Höhepunkt des Longplayers ist für mich Nummer 3, „Splendour“. Hier darf Gastsängerin Sarah Weibel in einem wunderbar melancholischen Track verzaubern. Mit eingewobenen orientalischen Klängen beschwören MARBLEWOOD in Verbindung mit dem Cover-Artwork traumhaftes Kopfkino herauf, in dem man sich verlieren kann.

„Marblewood“ ist bei weitem mehr als nur ein weiterer Tropfen in der Retro-Welle. Obwohl eigentlich alle verwendeten Zutaten altbekannt sind, vermischt die Band sie dennoch auf so einzigartige Weise, dass ich dieses atemberaubende Debüt einfach jedem ans Herz legen muss, der auch nur das Geringste für gejammte Instrumental-Exzesse übrig hat… Ein Fest für ausdauernde Hörer!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Tobias Schultz

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