Juni 2014

Review Mastodon – Once More ‚Round The Sun

MASTODON sind zurück. Fast drei Jahre hat es bis zum neuen Album „Once More ‚Round The Sun“ gedauert, das wie der Vorgänger kein eindeutiges Konzeptalbum darstellt. Brann Dailor beschreibt, dass das Release von großen Ereignissen handelt, die ihm und seinen Bandkollegen im letzten Jahr passiert sind. Doch kann dieses Album so beherzt begeistern wie es „The Hunter“ anno 2011 geschafft hat?

Ohne Umschweife beginnt das Album mit „Tread Lighty“, das im Übrigen eine Anspielung auf die Fernsehserie Breaking Bad darstellt. Eine schier unglaubliche Energie strömt aus den Boxen, irgendwo zwischen Progressive Metal und Sludge, wie man es von der Band bereits kannte. Der Weg des Vorgängers wird unbeirrt fortgeführt, jedoch um einige feine Nuancen erweitert. Da wäre zum Einen der fast poppige Einschlag mit einer gewissen Note Stadionrock („High Road“). Zum Anderen geht das Album nicht nur aufgrund der sehr persönlichen Einflüsse weitaus tiefer als es für „The Hunter“ möglich war. Auch musikalisch packt einen dieser Sound tief greifender, was vor allem an intensiven Gitarrenmelodien liegt („The Motherload“, „Asleep In The Deep“). Dazu gesellen sich wiederholt mächtige Riffwalzen, die von zerbrechlichen Momenten abgelöst werden.

Der Klargesang wird auf diesem Studiowerk auf eine neue Stufe gehoben und man kann durchaus partiell Referenzen zu den psychedelischen Urvätern Pink Floyd erkennen. Auf garstiges Keifen wird aber dieses Mal nicht komplett verzichtet, wie man in „Aunt Lisa“ hören kann. Als Gastmusiker haben sie hier das US-amerikanische Punktrio The Coathangers für sich gewinnen können. Der Produktion von Nick Raskulinecz kann man zugutehalten, dass sie den aktuellen Spirit und Drive von MASTODON in ein gutes Licht rückt. Dabei wirkt sie aber keinesfalls überladen oder glatt, sondern lässt weiterhin genug Spielraum für die Räudigkeit und Holprigkeit, die dem vorhandenen Genremix ein Plus an Intensität verleiht.

Diese Band ist seit „Crack The Skye“ auf einem Weg der Entwicklung, die im Release von „Once More ‚Round The Sun“ dem Zenit ihres Schaffens verdächtig nahe zu kommen scheint. Wo die Vorabsingle „High Road“ alleine fast etwas zu kommerziell schien, wirkt alles im Albumkontext sehr durchdacht und schlüssig. Die Wahrheit sei hier am Schopfe gepackt: In seiner gesamten Komplexität und Energie ist „Once More ‚Round The Sun“ ein Werk zum Einfühlen, Abfeiern und entspannten Zurücklehnen in einem. Und ganz nebenbei erschafft das Quartett damit eine der interessantesten und mächtigsten Scheiben des Jahres 2014.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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