Review Melechesh – Emissaries

Black Metal aus Jerusalem – Wann bekommt man sowas schon mal? Bis vor einigen Jahren lebten die Bandmitglieder noch in Israel, bekamen aber mit der Zeit massive Probleme mit den ansässigen Behörden und waren unter anderem nicht gerne gesehen, seitdem die Medien MELECHESH fälchlicherweise als satanische Gruppierung betitelt hat. Vor einigen Jahren sind Ashmedi, Moloch und Al’Hazred dann nach Frankreich und die Niederlande ausgewandert und haben seitdem ihre Ruhe. Geboren sind sie aber alle nicht in Isreal, sondern sind Söhne von Einwanderern, so besteht diese Multikulti-Truppe aus einem Armenier, einem Ukrainer und einem Assyrer. Neudrummer Xul – auf „Emissaries“ zum ersten mal zu hören – ist Holländer.

Und genau so exotisch wie sich das liest, klingt es auch. „Mesopotamian Metal“ nennen sie die Musik in Anlehnung an ihre Kultur und verwenden arabische, sumerische, syrische und babylonische Tonleitern. Diese Einflüsse werden nun mit modernem Black Metal verbunden, der auch vor der Einbindung von Thrash Metal nicht zurückschreckt. Den Opener „Rebirth Of The Nemesis“ konnte man bereits vorab antesten, und wer das tat weiß, dass man hierfür ein aufgeschlossener Hörer sein muss. Direkt und ohne Einleitung knüppeln MELECHESH ihre Black/Thrash-Mischung und zeigen dabei von Sekunde 1 an deutlich ihre Handschrift. Brachial, komplex, kompromisslos und die für diese Band typischen und im Metalbereich innovativen Melodielinien werden geboten. Fast zwei Minuten dauert es, bis der Gesang einsetzt, und der passt wundervoll zum Musikalischem. Ashmedi krächzt aggressiv und bösartig ins Mikro und verstärkt somit die brutale Seite der Band. Noch brutaler und hasserfüllter klingt seine Stimme an den Stellen, bei denen die Instrumentalfraktion eine kleine Pause einlegt und nur leise im Hintergrund agiert. Allzu viel wird stimmlich nicht variiert, aber diese gewisse Monotonie ist alles andere als unpassend, wird man doch instrumental bereits sehr gefordert. Ein wenig Abwechslung bringen die recht häufig eingsetzten Chorgesänge, die der Stimmung äusserst dienlich sind.

Verschnaufpausen gibt es – bis auf das sechseinhalbminütige und sehr orientalisch anmutende „The Scribes Of Kur“ – gar keine, hier regiert der Knüppel in einer Diktatur. Stumpf geprügelt wird aber nie, man höre nur etwa „Double Helixed Sceptre“, welches nun nicht gerade Anspruch auf einen Schnelligkeitspreis stellt, aber mit zahlreichen Breaks, vertrackten Rhyhtmen und einfach ungewohnten und fremd wirkenden Melodiefolgen aufwartet. Zusammen mit dem recht traditionellen Grundgerüst und der garstigen Stimme inklusive Wechseln zum beschwörend wirkendem Chorgesang ist das nicht nur brachial, sondern auch wirklich fordernd und absolut keine Nebenbeimusik.
Schnelligkeit und Raserei sind zwar durchaus vereinzelt vorhanden, doch setzen MELECHESH mehr auf mittelschnelle und kontrollierte Attacken, als ungestüm nach vorne zu preschen, womit das gesamte Material äusserst ausgefeilt und ausgereift ist. Ausgereift ist auch das bisher nicht erwähnte Schlagzeugspiel. Xul legt hier einen wahnsinnigen Einstand ab, der alle Erinnerungen an Proscriptor vergessen lassen wird. Hier macht es sogar als Nichtmusiker mächtig Spaß, dem von Wendungen durchzogenem Drumming genauer zuzuhören.

Düster, magisch, beängstigend, mystisch, exotisch, extravagant, innovativ, brachial, perfekt ausgearbeitet, von zahlreichen unerwarteten Wendungen durchzogen – alles Worte, mit denen man „Emissaries“ beschreiben kann. MELECHESH liefern hier eine wahre Perle ab, die alle Freunde von komplexem Extreme Metal begeistern sollte.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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