Review Melechesh – Enki

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

MELECHESH gehören ohne Frage zu den Ausnahmeerscheinungen des Black Metal. In Jerusalem gegründet, später in die Niederlande verpflanzt, steht die Band um ihren Gründer Melechesh Ashmedi seit ihrem Debüt „As Jerusalem Burns… Al’Intisar“ (1994) für einen ganz eigenen Sound. Diesen wusste die Band bis zu ihrem Meisterwerk „Emissaries“ (2006) kontinuierlich zu verfeinern. Mittlerweile kann man das Album jedoch ebenso gut als Bürde ansehen – denn jedes Album danach musste und wird sich daran messen lassen müssen. Bereits „The Epigenesis“ konnte mit dem Hitfeuerwerk nur streckenweise mithalten – nun starten MELECHESH mit „Enki“ einen neuen Versuch, an ihre bisherige Bestleistung anzuknüpfen.

Ohne langes Vorgeplänkel treten MELECHESH dann auch mit „Tempest Temper Enlili Engaged“ die Flucht nach vorne an: Kurz Anlauf nehmen und ab durch die Mitte heißt hier die Devise. Ein unverkennbarer MELECHESH-Riff jagt den nächsten, und von einigen Verschnaufpausen in Form ruhigerer Momente abgesehen, geht es hier voll auf die Zwölf. Wie gewohnt im Grenzgebiet zwischen Black- und Thrash-Metal-Riffing angesiedelt, kann die Gitarrenarbeit auch diesmal überzeugen. Beeindruckend genau erfüllen MELECHESH hier die Erwartungshaltung der Hörer, denn vom ersten Moment an fühlt man sich allein durch die Harmonien tausende Kilometer nach Osten teleportiert. Auch gesanglich setzt Ashmedi dort an, wo er mit „The Epigenesis“ aufgehört hatte, und faucht weiterhin bösartig seine Botschaft in den Raum.

Eigentlich kein Grund zur Klage, aber irgendwo zwischen den bereits geschriebenen Zeilen steht es bereits: Großartig Neues haben MELECHESH eigentlich nicht zu vermelden und die absolut zwingenden Nummern, wie sie eben auf der vielzitierten Referenz massenweise zu finden waren, verstecken sich erneut zwischen einer Vielzahl guter, aber eben nicht herausragender Songs – da hilft es auch wenig, die Instrumente statt auf 440 Hz lieber auf 432 Hz, „die der Vibration des Universums entsprechen“, zu stimmen oder jedem Song ein Rückgrat auf der 12-saitigen Gitarre einzuspielen. Erwähnenswert ist noch das Instrumental „Doorways To Irkala“, welches in seinem stark perkussiv geprägten Wesen an die Tribal-Stücke von Soulfly erinnert und sich damit stark vom Rest der Platte abhebt, während die Gastauftritte von Max Cavalera (Soulfly) und Sakis Tolis (Rotting Christ) am Mikrophon, sowie Rob Caggiano (Volbeat) an der Gitarre allesamt eher blass ausfallen. Mit „The Outsiders“ beendet schließlich der längste Song des Albums den Reigen: Hier ziehen MELECHESH zwar nochmal alle Register, dennoch bleibt der Song exemplarisch für das Gesamtwerk: Nicht schlecht, aber dennoch eher unspektakulär.

Am Ende muss man MELECHESH zumindest zu ihrer Kontinuität gratulieren – wirklich schlechte Songs schreiben die Wahlholländer eigentlich nie, und immerhin ist jedes ihrer Stücke als solches zu erkennen. Wer MELECHESH also zu schätzen weiß, kann auch dieses Mal beruhigt zugreifen – solange, ja, solange er sich kein zweites „Emissaries“ erhofft. Denn das wird es so schnell nicht mehr geben, so viel dürfte nach „The Epigenesis“ und „Enki“ nun klar sein.

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Wertung: 7.5 / 10

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