Review Metallica – Beyond Magnetic (EP)

  • Label: Warner
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Thrash Metal

Von blinder Loyalität und lässiger Gleichgültigkeit über skeptisches Stirnrunzeln und nervöses Kopfschütteln bis hin zu hysterischem Gelächter und schmerzverzerrten Fratzen war eigentlich alles dabei, als uns James Hetfield im letzten Jahr inbrünstig gestand: I am the table. Nach über drei Jahren bringen METALLICA (mittlerweile wieder zu viert und das Durchschnittsalter wieder unter 50) nun zur Abwechslung wieder Studiomaterial an den Mann, das überwiegend positive Fanreaktionen mit sich bringen dürfte. Zwar nicht unbedingt neues – schließlich handelt es sich bei „Beyond Magnetic“ um übrig gebliebene Songs der „Death Magnetic“-Sessions von 2007/2008 – aber doch unveröffentlichtes und somit ungehörtes. Nachdem die vier Lieder bei den Feierlichkeiten anlässlich des dreißigjährigen Bandjubiläums im Dezember 2011 erstmals live aufgeführt und kurze Zeit später als digitale EP veröffentlicht wurden, kommen nun auch CD-Liebhaber auf ihre Kosten.

Ohne hier nur das Offensichtliche aussprechen zu wollen, heben sich die Songs in ihrem Stil natürlich nicht nennenswert von jenen des immer noch aktuellen, neunten Albums der Kalifornier ab; das heißt, sie sind recht komplex und progressiv ausgefallen, sind mal ruhiger, mal energetischer und brauchen insgesamt einige Durchläufe, bis sie beim Hörer die volle Wirkung entfalten. Mal abgesehen von der Tatsache, dass es sich hier um Rough-Mixes handelt und der Sound somit noch bescheidener als auf „Death Magnetic“ ausfällt, so steht die Qualität der hier dargebotenen Stücke doch außer Frage – manch einer hätte bei der Auswahl der albumtauglichen Songs hier und da sicherlich sogar anders entschieden, als es die Band und Rubin letztendlich getan haben.

Schon in der ersten Minute kommen einem bekannte Stellen zu Gehör, denn der Uptempo-Part mit Solo zu Beginn von „Hate Train“ ist einer von vielen Ausschnitten, die bereits in den Appetizer-Snippets im Vorfeld der Albumveröffentlichung 2008 benutzt wurden. Die Strophe galoppiert im Midtempo, während der Pre-Chorus mit stampfender Doublebass Spannung aufbaut, die dann im sanften, melodischen Refrain wieder entladen wird. Wie auch die restlichen drei Nachfolger riffen und solieren sich METALLICA hier durch ausgiebige Instrumental-Parts, als würde ihr Leben davon abhängen. „Just A Bullet Away“, von dem Teile schon seit längerer Zeit unter dem Arbeitstitel “Shine” im Internet zu hören waren, bietet nach verspieltem Einstieg einen an „Frantic“ erinnernden Thrash-Part und verwandelt sich sogleich in einen rockenden Groove-Stampfer, ehe ein Clean-Interlude mit zuckersüßem Schmusesolo das Tempo unterbricht, das zum Song-Ende für das finale Strophe-Refrain-Segment wieder aufgenommen wird.

„Hell And Back“ steigt mit unverzerrten Tönen ein und geht dann in eine groovende Midtempo-Nummer über, deren Riffing dem Albumtrack „Cyanide“ ähnelt. Das Quartett flirtet mit Geschwindigkeit und Härte, im Gegensatz zum Opener sind es hier die Strophen, die eher ruhig dargeboten werden, während sich dafür der Refrain anschließend kraftvoll aufbäumt. Im letzten Drittel vereinigen sich die Instrumente schließlich wieder zu einem heftigen Riff- und Solo-Gewitter. Der Rausschmeißer „Rebel Of Babylon“ könnte mit seinem gemächlichen Anfang – nur Hetfield plus Gitarre – und zähen Riffing dem ersten Eindruck nach auch aus den Load-/Reload-Sessions stammen, verwandelt sich allerdings nach einer guten Minute rasch in eine hektische Uptempo-Nummer mit Speed-Riff. Der Pre-Chorus ist Thrash pur, während der Refrain sehr hymnisch daherkommt. Im folgenden Instrumental-Part darf auch Trujillo kurz in den Vordergrund rücken.

„Beyond Magnetic“ bestätigt nochmals, was „Death Magnetic“ schon gezeigt hat: Nach dem durchwachsenen „St. Anger“ schaffen es METALLICA wieder, mit überlangen Tracks (vier Songs in 29 Minuten) durchweg unterhaltsam und interessant zu bleiben. Wer „Death Magnetic“ wegen des Clippings kritisierte, wird auch hier wieder allen Grund zum Maulen haben. Man kann dieses leidliche Thema auch nicht schönreden: Eine dynamische Produktion klingt anders, kein Zweifel. Wer hingegen „Death Magnetic“ zu schätzen wusste und zudem METALLICA kennt, kann sich denken, dass es sich selbst bei dieser „Ausschussware“ immer noch um exzellent komponierte, hochwertige Songs handelt – wem die Soundqualität den Appetit auf ungehörte METALLICA-Songs nicht verdirbt, darf bedenkenlos zugreifen.

Keine Wertung

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