Review Misery Index – The Killing Gods

Ungewöhnlich gemächlich, und zwar mit dem Intro „Urfaust“ leiten MISERY INDEX ihre neueste Scheibe „The Killing Gods“ ein. Das ist ganz und gar untypisch für die Abrissfraktion aus Maryland, besonders wenn man berücksichtigt, was für ein Hochgeschwindigkeits-Feuerwerk die Amerikaner mit dem letzten Album „Heirs To Thievery“ abgeschossen haben. Die ersten fünf Tracks bilden ein abgeschlossenes Konstrukt , das MISERY INDEX mit „Faust“ betitelt haben, benannt nach der Hauptfigur aus einem Roman des Autors Marshall Berman. Grund dafür ist, wie Netherton vorab erklärte, dass die Band diesmal textlich eine literarische Herangehensweise verfolgen wollte.

Richtig los geht es dann mit „The Calling“, einem typischen MISERY-INDEX-Knaller, der mit furiosen Blasts startet. Auffallend sind die eingängigen Hooks und kurzen Breaks, die am Ende von einem mächtigen Breakdown und einem coolen Solo abgerundet werden. Mit „The Oath“ folgt erneut ein düsteres Akustikstück, das sich langsam steigert und schließlich in „Conjuring The Cull“ übergeht, das mit einem beharrlichen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Aufbau nicht enttäuscht, aber doch nicht gerade in das typische MISERY-INDEX-Schema passt.

Glücklicherweise steigern sich die Amerikaner immer weiter und legen mit dem zwischen Midtempo und Highspeed wechselnden „The Harrowing“ noch einen drauf. Der Titeltrack ist dagegen zunächst äußerst gemächlich und erinnert mit seiner düsteren Grundstimmung an „The Seventh Cavalry“ vom Vorgänger-Album, bevor urplötzlich eine apokalyptische Blast-Attacke über den Hörer hereinbricht, die sich darüber hinaus dank der coolen Gitarren in Windeseile in den Gehörgang fräst. Auf dieses Muster setzen MISERY INDEX auf „The Killing Gods“ öfter als je zuvor, wie sich ebenso im darauf folgenden „Cross To Bear“ bemerkbar macht. Die häufigeren Variationen und Tempowechsel machen ihre Musik einen Tick abwechslungsreicher, zumal die typischen Grooves und Breakdowns immer noch vertreten sind.

Als Highlights kristallisiert sich weiterhin „Gallows Humor“ hervor, das sich erst im Midtempo nach vorne walzt, bevor Netherton und Co. unterlegt von der Punchline „Line them up and open fire“ erneut den Blastbeat regieren lassen. Das Lied erinnert in positiver Art und Weise an „Unmarked Graves“ des 2006er Albums „Discordia“ – positiverweise legen MISERY INDEX zum Ende des Albums ein Quartett fetter Groove-Monster hin, das sich vom restlichen Album abgrenzt.

Die gesteigerte Solidichte und die diesmal etwas fetter ausgefallene Produktion tun ihr Übriges dazu, dass MISERY INDEX 2014 kicken wie eh und je. „The Killing Gods“ ist genauso ausgewogen wie das Vorgänger-Album und gleicht kleinere Defizite in Sachen Zugänglichkeit mit schierer Power aus.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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