Review Nebelhexe – Essensual

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Electronic

Der Name Andrea Haugen steht für musikalische Qualität. Vormals als Hagalaz Runedance, nun als NEBELHEXE unterwegs, erhielt sie nicht gerade geringfügige positive Resonanz. „Essensual“ heisst nun das neue Werk und soll die Essenz der Empfindung, der Sinnlichkeit sein. Viel wird also versprochen, ist das schließlich kein einfaches Unterfangen. Rein von der Optik her darf man schonmal die erste Veränderung festmachen. Das Cover wirkt um einiges massentauglicher als es bei früheren Alben der Fall war.

In der Tat, „Essensual“ soll auch so wirken und das Ziel ist durchaus erreicht. Die Produktion und die Spielart sind deutlich poplastiger. Aber halt! Das heisst nichts Negatives, denn Pop kann sehr wohl tiefgründig sein. Nur Kleingeister ziehen noch Rückschlüsse dieser Art. Jedoch, das muss man hier leider so sagen: NEBELHEXE hat hier das Gegenteil bewiesen. „Essensual“ ist unkreativ, schreit geradezu nach früheren brillianten Stücken. Essenz der Sinnlichkeit? Nein, tiefschürfend und Gefühle-zu Tage-fördernd ist hier genaugenommen kaum was. Um gleich noch einen anderen Verdacht zu verwerfen: entwickeln und reifen muss dieses Album nicht, bis sich mehr erschliesst. Wo soll etwas Grandioses entstehen, wenn da nichts ist, was diese Entwicklung bewirken könnte? Kurzum: „Essensual“ ist langweilig und einige Songs sind nach geringer Zeit auch schlicht nervig. Nicht, dass Andrea Haugen es nicht versuchen würde, ansehliche Szenarien zu entwerfen, das tut sie durch und durch. Viele kleine Details und unterschiedlichste Facetten werden aufgegriffen und das nicht schlecht. Doch nur benutzen und nicht entwickeln, zu einem Ganzen flechten ist kaum eine klasse Leistung. Andreas Gesang vermag es nicht, Gefühle richtig zu transportieren. Man spürt nur selten, wie mächtig ihre Stimme mitunter sein kann. In „Erzulie´s Charm“ beispielsweise ist ihr Gesang teils richtig klagend und gefühlsschwanger. Doch zu oft hört man bloss eine ganz nette Stimme, die jedoch nicht weiter bemerkenswert ist. „Erzulie´s Charm“ ist eines der wenigen schönen Tracks, das am Rande. Bei dem Titel auch obligatorisch, möchte man meinen.

Doch sollte man noch auf die Höhepunkte des Albums eingehen, da ja doch hier und da brauchbare bis gelungene Songs vorhanden sind. Wie schon erwähnt, „Erzulie´s Charm“ glänzt vor allem durch den traumhaft-sehnsüchtigen Refrain. Fast schon greifbar ist die mitschwingende Tragik. Doch der Refrain des darauffolgenden „Purple Nightshades“ ist noch viel emotionaler, er beschert wahre Gänsehaut-Momente. Der einzige Unterschied ist, dass „Purple Nightshades“ komplett schön ist. Ansonsten glänzt wohl am ehesten noch „The Wish“, da es mit seiner Eingängigkeit einen gewissen Reiz ausstrahlt. Natürlich, wie sollte es anders sein, ist auch hier der Refrain das Prunkstück. Andere Stücke mögen zumindest noch hörbar sein, doch Hörbares findet man nunmal wie Sand am Meer.

Was dem Album wohl mit am meisten geschadet hat, ist die Art des Versuches, möglichst viele Elemente aufzugreifen. Oft wirkt das zu lieblos und uninspiriert. Wer hätte damit gerechnet? Die Gründung von NEBELHEXE beruhte doch auf komplexeren Liedern, welche in ihrer Tiefe solcher Güte sein sollten, dass die Hülle von Hagalaz Runedance dafür nicht mehr ausreichen würde. Nun ist „Essensual“ kein kompletter Hereinfall, einige Tracks sind wirklich wunderbar melancholisch und träumerisch. Doch die Mehrheit ist eher oberflächlich, weshalb man umso wehmütiger wird, da die Lichtblicke beweisen, wie gut NEBELHEXE sein kann.

Wertung: 5.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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