Review Nocturnal Escape – Nocturnal Escape

NOCTURNAL ESCAPE existieren erst seit 2014, doch die drei Musiker haben vorher schon viele Jahre Banderfahrung bei den aufgelösten Bleak gesammelt. Nach deren Split ruhten Klaus und Leo Bergmann sowie Thomas Zimmermann nicht lange und setzten den melodischen Death Metal im Großen und Ganzen fort. Dennoch bekommt das rasch eingespielte Debütalbum noch einige andere Facetten.

So erweitern NOCTURNAL ESCAPE ihr Spiel um Einflüsse aus dem Black Metal, was sich in einigen Blast-Beat-Ausbrüchen manifestiert, aber auch der harte Gesang wagt sich hier und da in schwarze Gefilde vor. Aber auch in die andere Richtung geht es auf „Nocturnal Escape“: Nicht nur klarer Gesang findet seinen Platz, auch dezente Keyboards und häufig eingesetzte Akustikgitarren ergänzen den sonstigen Einheitsbrei. Das Bemühen um interessantes und abwechslungsreiches Songwriting wird also schnell erkennbar. Ein weiterer Pluspunkt ist die wirklich ordentliche Instrumentalarbeit der beiden Bergmänner, zackige Riffs, kräftige Bassläufe und filigrane Soli. Damit kann man an sich schon was anfangen, leider verzettelt sich das Trio noch zu oft in den eigenen Ansprüchen.
So fehlt einfach das entscheidende Etwas einer Platte: die Eingängigkeit. Dafür muss eine Band nicht gleich kommerziell arbeiten, aber etwas Wiedererkennung würde NOCTURNAL ESCAPE ganz gut tun. Sicher, sie schreiben sich Progressivität mit auf die Fahne, aber daraus folgt nicht automatisch, dass der Hörer nach 49 manchmal langen Minuten nicht so recht weiß, was er vom Gehörten halten soll. Zudem ist zwar der Mut zum cleanen Gesang zu begrüßen, dieser sollte dann aber den Ton schon treffen und nicht permanent neben der Spur liegen. Sicher, Growlen tut es sich im Zweifel leichter, da fallen mangelndes Talent und Unsicherheit nicht so ins Gewicht, trotzdem ist hier noch reichlich Übungsbedarf und somit Potential vorhanden.
Weiterhin sollten NOCTURNAL ESCAPE beim nächsten Mal einen druckvolleren Sound anstreben. Auch hier mag man ein Debüt etwas in Schutz nehmen, nach nur einem Jahr ist eine Veröffentlichung eines Full-Length-Albums auf jeden Fall ein Erfolg, aber noch besser wäre es gewesen, „Nocturnal Escape“ hätte noch etwas mehr Zeit und entsprechende Zuwendung in Sachen Songwriting und Sound bekommen.

Damit steht das Fazit eigentlich auch schon, die Bayern kommen über das Prädikat „stets bemüht“ (noch) nicht hinaus. Potential ist da, aber um es auszuschöpfen, muss sich eine Menge tun. Ein unmögliches Unterfangen ist es nicht, aber auch kein Selbstläufer. „Nocturnal Escape“ ist für alle Freunde jedweden Demos aus dem Underground sicher eine Anschaffung wert, qualitätsbewusstere Hörer warten aber besser noch bis zum nächsten Output, welches dann hoffentlich besser klingen wird.

Wertung: 4 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert