Review Nothing More – Nothing More

Manchmal wünscht man sich nichts mehr als eine Platte mit frischen Klängen, gut produziertem Inhalt und eventuell hier und da einem kleinen Schmunzler. Das Quartett NOTHING MORE aus San Antonio begibt sich mit dem selbstbetitelten Debüt in den Ring der großen Schnittmenge aus Alternative und Progressive Rock. Können sie damit überzeugend auftreten?

Die Professionalität des Artworks und der Promobilder würde mir spontan eine Bejahung entlocken. Aber ohne die Musik zumindest einmal gehört zu haben, möchte ich NOTHING MORE doch nicht zu früh loben. Das Intro „Ocean Floor“ erinnert stark an das aktuelle Coldplay-Album und hätte dort problemlos einen Platz gefunden. Im Anschluss startet man aber direkt mit Gitarren und viel Energie durch. Songtitel wie „Christ Copyright“, „Mr. MTV“ oder „The Matthew Effect“ sorgen auch für kleine Amüsement-Effekte. Zu großen Teilen ist die Musik von NOTHING MORE wirklich schnörkelloser Alternative Rock: Strophe, Refrain, Strophe. Dazu eingängige Melodien und Hooklines, die bei aller Energie auch immer ein bisschen wehmütig klingen und einen Frontmann der Marke Mädchenschwarm. Wo bleibt in diesem ganzen Gefüge die Progressivität?

Das habe ich mich auch im ersten Moment gefragt. Wenn man aber ganz genau hinhört, werden mal Industrial-Elemente verwoben, Shouts eingefügt, der Härtegrad Richtung Metal angezogen oder Keyboard-Teppiche untergejubelt. Gelegentlich verliert man sich auch in Soundspielereien aus Akustikgitarre und Electro-Sounds, die an Linkin Park erinnern. Da ist sie also, die Progressivität,  und doch bleibt stellenweise ein fader Beigeschmack des belanglosen und todgehörten nordamerikanischen Alternative Rock von Bands wie 3 Doors Down oder Nickelback. Obligatorische Balladen gibt es natürlich auch zu hören („I’ll Be Ok“). Die digitale Version des Albums bietet mit „Surface Flames“ und „Take A Bullet“ noch zwei Bonussongs, die sich nahtlos in das Konstrukt „Nothing More“ einfügen, aber auch ein bisschen verzichtbar sind. Ohne diese zwei Stücke würde das Album nämlich auch auf stattliche 62 Minuten Spielzeit kommen.

Überhits wie einst „Here Without You“ (3 Doors Down) oder „The Reason“ (Hoobastank) gelingen dem Vierergespann auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum nicht. Dafür können sie aber ein durchweg hohes Niveau halten, dass im gehobenen Mittelmaß anzusiedeln ist. Lediglich die progressive Note des Longplayers könnte gerne mehr ausgeprägt und in den Vordergrund gestellt sein. NOTHING MORE werden ihre Anhänger finden. Und wenn das nur schmachtende gutaussehende Mädchen sein werden, dürfte das die vier Herren auch wenig stören.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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