Review Okera – A Beautiful Dystopia

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Doom Metal

In dem schier endlosen Meer aus Underground-Bands gibt es immer wieder welche, die ein so eindrucksvolles Debüt abliefern, dass man ihnen einfach nur aus vollem Herzen den größtmöglichen Erfolg wünschen kann. Das ist bei „A Beautiful Dystopia“ von OKERA eindeutig der Fall. Die Australier spielen eine durchwegs melodische Form des Death/Doom und erschaffen dabei im Verlauf von knapp einer Stunde Bilder vor dem inneren Auge, in denen man sich nur allzu leicht verlieren kann.

Bereits der Opener „The Black Rain“ fängt die Essenz von OKERA perfekt ein. Eine fast schon hypnotisierend melancholische Gitarrenmelodie zieht sich durch den ganzen Song, der mit über neun Minuten zu den längeren des Albums zählt, und wird doch immer wieder variiert, sodass in keinem Moment Langeweile aufkommt. Tiefe Growls, die ein wenig an Opeth denken lassen, brechen schleppend über den Hörer herein und geben der Trostlosigkeit der Musik eine Stimme. Doch trotz der vorherrschend tristen Stimmung scheint manchmal ein Funken Hoffnung durch die Trümmer dieser schönen Dystopie, so beispielsweise im Gitarrenspiel von „All That’s Lost“.
Während die hoch gestimmten Leadgitarren durchgehend mit packenden und oft einprägsamen Melodien aufwarten, sorgt die Rhythmusfraktion ergänzend für unaufdringliche Härte. Soli sind als solche schwer auszumachen, da die Übergänge so fließend und natürlich vonstatten gehen, dass man gar nicht daran denkt, der Musik von OKERA den Stempel üblicher Strukturen aufzudrücken und ihr so die Einheit zu nehmen. An manchen Stellen finden sich auch clean gespielte Gitarren, die die dichte Atmosphäre etwas auflockern und sich doch stets melancholisch anhören. Neben die omnipräsente Stimmung der Trauer gesellt sich gelegentlich ein Gefühl mysteriöser Bedrohlichkeit. Das beste Beispiel dafür ist „Like Jewels In The Sky“ mit seinen geheimnisvoll lauernden Gitarren und hintergründigen Chören.
Positiv fällt auch die klare und wuchtige Produktion auf, was umso bemerkenswerter ist, da es sich um eine Eigenproduktion handelt. Beim Tempo halten sich OKERA über weite Strecken in eher langsamen Gefilden auf, dies ändert sich jedoch je nachdem, was der Musik an der jeweiligen Stelle zuträglich ist. Beispiele dafür sind das schnellere, aber nicht minder melancholische „I Hope“, sowie einzelne Passagen in den übrigen Songs. Im abschließenden Titeltrack finden sich dann sogar Blast-Beats, jedoch nur in Form eines kurzen, stimmigen Ausbruchs. Ebenjener Track macht seinem Namen übrigens alle Ehre, gibt er doch tatsächlich sehr überzeugend das Gefühl wieder, das man wohl empfindet, wenn man der schrecklichen Schönheit einer untergegangenen Zivilisation gegenübersteht. Er klingt wie ein Ende, ein Abschied, aber auch wie ein möglicher Neubeginn.

Den Mannen von OKERA ist mit „A Beautiful Dystopia“ also ein wirklich fesselndes Erstlingswerk gelungen, auf dem man einmalig schöne Melodien mit zutiefst melancholischer Stimmung geboten bekommt. Zwar hat das Album zwischen den genannten Highlights die ein oder andere leichte Flaute, insgesamt sind die Tracks aber trotz ihrer beachtlichen Länge abwechslungsreich und wissen zu überzeugen. Das ist Musik, in die man sich fallen lassen kann.

Wertung: 9 / 10

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2 Kommentare zu “Okera – A Beautiful Dystopia

  1. Die Scheibe war ein Zufallsfund, der mich jedoch überzeugt hatte. Die Scheibe lief dann während meiner Abschlussarbeit in Dauerrotation, und ab und wann wird sie wieder hervorgholt. Ein echt gelungenes Debüt, was wirklich 9 Punkte verdient hat.
    Leider gibt die Band seit Jahren kein Lebenszeichen mehr von sich.

    1. Hey Peter,

      schön, dass das Album mit dir einen weiteren Bewunderer gefunden hat! Ich musste auch schon das eine oder andere Mal daran zurückdenken und fand es dann auch jedes Mal schade, dass man von der Band seitdem nichts mehr gehört hat. Aber geben wir die Hoffnung mal nicht auf, gerade bei Underground-Bands kann ja jederzeit plötzlich etwas Neues kommen.

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