Review pacificUV – Weekends

  • Label: Denovali
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Ambient

Viele Menschen sehnen sich in andere Zeiten zurück. Sei es nun, weil sie aktiv an diesen teilgenommen haben, oder weil sie die mit unterschiedlichen Jahrzehnten verbundenen Konzepte gut finden, so begründet sich diese „Sehnsucht“ meistens auf Grund einer Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation. Dass es keine wirklich „neue“ Musik in diesem Sinne mehr gibt, sondern letztendlich alles auf bereits dagewesenen Mustern aufbaut, mag ebenfalls als Ausrede für die Ausflucht in andere Zeiten dienen – ob man das unbedingt schlecht finden muss, und ob nicht auch aus historischen Entwicklungen etwas von gegenwärtigem Wert geschaffen werden kann, ist wohl Geschmackssache. Das Projekt PACIFIC UV aus Athens, Georgia hat sich offensichtlich dafür entschieden, ein tiefes Bad in den 80er Jahren zu nehmen und dieses, ganz à la Marty McFly, mit Badeperlen aus der Gegenwart (oder Zukunft – je nachdem) anzureichern.

Auf ihrem dritten Album „Weekends“ versucht die Band die Stimmung an Wochenenden nach einer gescheiterten Beziehung einzufangen. Um die damit einhergehenden emotionalen Höhen und Tiefen zu illustrieren, setzen PACIFIC UV auf kühle Synthesizer-Flächen, elektronisches Geplucker und Gefiepe, brummende Basstöne und elektronische Schlagzeug-Beats. Über allem liegt ein teilweise monoton gesungener, teilweise gehauchter Gesang. Musikalisch lässt sich dieses Album schließlich in zwei Hälften teilen: Eine durch Wachtraum-artige Ambientklänge einhüllende, gute Seite und eine durch banales, anorganisches Gedudel unfassbar langweilige Seite. Das trotz des unterkühlten Sounds in Songs wie in dem teilweise an Sigur Rós erinnernden „Baby Blue“, den drei „Dream“-Songs oder dem schönen „Going Home“ so etwas wie Wärme aufkommt, ist eine durchaus beeindruckende Leistung. Hierzu trägt sicher auch die sphärische, zerfranste Struktur der Songs bei.
Vor allem am abschließenden „Unplug Me“ wird allerdings deutlich, dass sich PACIFIC UV besser noch stärker auf diese Ambient-Momente hätten konzentrieren sollen: Über eine wunderschöne Klangfläche legt sich hier ein penetrant nervender Vocoder-Gesang, der die eigentlich bezaubernde Atmosphäre ruiniert. Die restlichen Songs präsentieren sich diesem Schema entsprechend allesamt als austauschbare, durch moderne Indie-Elemente angereicherte 80ies-Songs. Die Produktion lässt das Schlagzeug meistens im Hintergrund, auch der Bass taucht nur gelegentlich auf, die Synthieflächen wissen nicht zu packen und auch die dezent eingesetzten Gitarren (wenn es denn echte sind) können nicht die entscheidenden Akzente setzen. Bezeichnenderweise plätschert das Album gerade in diesen „strukturierten“ Songs absolut belanglos vorbei.

Sobald sie ihr dröges 80ies Konzept abschütteln und wirklich versuchen, Atmosphäre zu erzeugen, erinnert die Band teilweise an die herausragenden Boards Of Canada, auch wenn sie deren Klasse nie vollständig erreichen. Vor allem auf der zweiten Hälfte des Albums gelingt den US-Amerikanern wesentlich mehr als zu Beginn. Ob es nun allerdings traurige Wochenenden oder schöne Wochenenden sind: Man kann sich definitiv schöneres vorstellen, als selbige mit „Weekends“ zu untermalen.

Wertung: 5 / 10

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