Review Saltatio Mortis – Manufactum II

Lange kannte man SALTATIO MORTIS als die Spielleute mit den zwei bzw. eigentlich drei Gesichtern. Waren die Erstlingswerke der Band noch stark elektronisch angehaucht, so hatten die Konzerte bereits von Anfang an einen unverkennbaren Rockcharakter. Abseits davon traf und trifft man Alea, Lasterbalk und Co. jedes Jahr auf zahlreichen mittelalterlichen Märkten in ganz Deutschland an. Im Rahmen dieser Veranstaltungen wurden bereits zwei Live-CDs namens „Manufactum“ und „Tavernakel“ aufgenommen. Unter dem wenig einfallsreichen Titel „Manufactum II“ veröffentlichten SaMo nun nach mehrjähriger Pause den dritten Teil ihrer mittelalterlichen Markttrilogie.

Erwartungsgemäß bieten die insgesamt 17 Stücke keine wirklichen Überraschungen oder Quantensprünge. Dafür überrascht besonders die sprachliche Vielfalt im Gesang: So umfasst das Repertoire neben dem deutschen Merseburger Zauberspruch auch französische Stücke wie „Douce Dame Jolie“ und ein englischsprachiges Duett von Alea zusammen mit William von Rapalje names „Loch Lomond“.
Wer mit Saltatio erst durch die jüngsten Charterfolge und die steigende Popularität in Berührung kam, wird besonders durch die akustischen Adaptionen von „Prometheus“, „Spielmannsschwur“ und „Varulfen“ musikalisches Neuland entdecken, ohne dabei von historischen Geschichten, Mythen und Sagen abgeschreckt zu werden. In diesen Versionen liegt meiner Meinung nach auch ein besonderer Berührungspunkt, den SaMo weiter ausbauen können, um ihren Platz an der vordersten Mittelalterrockfront zu festigen. Zwar trennen die Jungs inzwischen allein schon durch unterschiedliche Besetzungen ihre mittelalterlichen Auftritte strikt von den Rockkonzerten, doch zeigt die Songauswahl des neuesten Silberlings deutlich, dass sich die beiden Gesichter der Band wunderbar vereinen lassen und dass die Jungs dieses Potential ebenfalls erkannt haben.

Neben aktuellen Stücken wagt „Manufactum II“ allerdings auch einen Schritt zurück in die Vergangenheit: „Dessous Le Pont De Nantes“, die „Skudrinka“ und das „Palästinalied“ waren bereits Bestandteil früherer MA-Alben. An diesen Stücken wird der Qualitätssprung der Live-Aufnahmen besonders deutlich. Alle Instrumente wirken gut abgemischt und mit der entsprechenden Anlage kann man sich die Marktstimmung direkt in die eigenen vier Wände holen, ohne von Dudelsäcken bzw. Borduntönen erschlagen zu werden.

Natürlich ersetzt dies keinen Marktbesuch, da besonders die Nachtkonzerte von SaMo von ihrer Atmosphäre leben, doch als Placebo für zwischendurch oder als Einstiegsdroge ist „Manufactum II“ besser als jedes selbst gemachte Knobibrot.

Lasst die Marktsaison beginnen!

Wertung: 8 / 10

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