Review Septicflesh – Titan

Bei eingefleischten Metalheads haben Bands, die den Begriff „Symphonic“ in der Stilbezeichnung tragen, gemeinhin einen schweren Stand. Anders ist das bei SEPTICFLESH: Mit ihrem so außergewöhnlichen wie charakteristischen Sound haben sich die Griechen über die Jahre, vor allem aber mit den beiden Meisterwerken „Communion“ und „The Great Mass“, nicht nur genreübergreifende Bekanntheit, sondern zudem einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei vor allem in der Genialität, die den Kompositionen innewohnt: Während andere Bands sich damit begnügen, ihren Metal mit orchestralen Elementen auszuschmücken oder sich hauptsächlich auf symphonische Arrangements konzentrieren, bevor sie hie und da eine verzerrte Gitarre dazupacken, verschmelzen die beiden an sich konträren Elemente bei SEPTICFLESH zu einer untrennbaren Einheit.

Schon bei „The Great Mass“ lag darin schon – gerade im Vergleich zum bisweilen sehr rohen „Communion“ – die große Stärke. Der nun erschienene Nachfolger steht dem 2011er-Album diesbezüglich in nichts nach: Organischer denn je sind hier Blechbläser, Streicher und Chöre mit Doublebass, Distortiongitarre und Growls verwachsen. Auch in diesem Punkt nämlich bleiben sich SEPTICFLESH treu: Die Metal-Bestandteile werden von Album zu Album mitnichten gemäßigter oder gar weniger. Im Gegenteil: Das brachiale Riffing und das atemberaubende Drumming auf „Titan“ dürften so manche Extreme-Metal-Bands vor Neid erblassen lassen.

Doch nicht nur die perfekte Kombination aus Symphonic und Metal, auch die Detailverliebtheit und Perfektion bei der Inszenierung begeistert: Seien es die vielen, zunächst unscheinbaren Elemente, die dafür sorgen, dass das Album auch nach dem zehnten Durchlauf noch für Überraschungen gut ist, die in ähnlich akribischer Detailarbeit arrangierten Layouts oder die durchdachten Texte – SEPTICFLESH leben mit „Titan“ einmal mehr vor, was man gemeinhin ein „stimmiges Gesamtkonzept“ nennt.

Im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger fällt „Titan“ dabei ein gutes Stück düsterer aus. Das liegt zum einen am druckvolleren, dichteren Sound des Albums, von dem vor allem die verzerrten Gitarren profitieren. Doch auch die deutlich weniger auf Eingängigkeit getrimmten Arrangements tragen einen entscheidenden Teil dazu bei: Während die Gesangslinien und Melodieführungen auf „The Great Mass“ den Songs bisweilen fast einen poppigen Einschlag verpassten, fallen diese auf „Titan“ deutlich getragener aus und verleihen dem Album so einen eher bedrohlichen Charakter – bisweilen allerdings auf Kosten der Zugänglichkeit des Materials.

Mit „Titan“ liefern SEPTICFLESH genau das Album ab, das man sich von den Griechen erhofft hatte: Ein Meisterwerk, das sämtliche Trademarks der Band vereint und doch, durch die subtile atmosphärische Kurskorrekur, mehr ist als bloß eine Neuauflage des Vorgängers. Die Vielschichtigkeit und nochmals intensivierte Detailverliebtheit geht zwar, wie nicht anders zu erwarten, zu Lasten der beim Vorgänger beeindruckenden Eingängigkeit, verleiht dem Album dafür jedoch bislang unerreichte Tiefe. Ein fairer Tausch.

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Wertung: 9 / 10

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