Review Sideburn – Evil Or Divine

  • Label: Metalville
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Hard Rock

(Classic Rock / Retro Rock / Doom Metal) Sideburn ist eine 1985 gegründete Schweizer Hardrock-Band. Um die geht es hier aber gar nicht, denn die SIDEBURN, deren neues Album „Evil Or Divine“ an dieser Stelle besprochen wird, kommen aus der schwedischen Hauptstadt Stockholm, wo sie 1997 ins Leben gerufen wurden. Warum ich dann überhaupt die andere, ältere, gleichnamige Gruppe anspreche? Nun, weil das mit der Einzigartigkeit und der Individualität bei den schwedischen Hardrockern SIDEBURN so eine Sache ist.

Die vier Jungs scheinen nämlich ziemlich große Fans der Rockgrößen aus den siebziger Jahren zu sein – so groß, dass der Einfluss von Black Sabbath, Rainbow, Deep Purple et cetera von der ersten bis zur letzten Minute omnipräsent ist. Allein schon die Trademarks des legendären Quartetts aus Birmingham sind unverkennbar eingearbeitet, beginnen beim schleppenden Riffing vom Opener „Masters And Slaves“ mit seinem an „Heaven And Hell“ erinnernden C-Part und enden bei den Akustikgitarren und Bongo-Trommeln im Rausschmeißer „Presence“ („Planet Caravan“ anyone?).

Mit „Sea Of Sins“ und „Evil Ways“ bieten SIDEBURN zwei kompaktere Nummern, mal im Midtempo mit lässig swingendem Riff, mal im moderaten Uptempo mit getragenerem Refrain, ansonsten sind auf „Evil Or Divine“ ausschließlich Langstücke über fünf Minuten gelandet, die in ihren zähen Doom-Passagen auch gern mal an Candlemass denken lassen. Im Großen und Ganzen geht der Vierer zumeist nach Schema F vor, das heißt Strophe, Refrain, das gleiche noch mal, eine Bridge mit Solo dran und dann fertig. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, aber wenn man dann noch einen überlangen Langweiler wie „The Seer (Angel Of Death)“ auf die Platte gepackt hat, kann es schnell fad werden. Dabei haben SIDEBURN durchaus Potential: Einerseits beherrschen sie ihre Instrumente auf hohem Niveau, was gerade die Gitarristen in gekonnten Solo-Einlagen beweisen, andererseits haben sie mit Dimitri Keiski einen fähigen Sänger am Start, der vor allem in den ruhigen, langsameren Passagen, in denen sein Organ im Vordergrund steht, durchaus glänzen kann. Im Endeffekt ist das alles schon echt gut gemacht, hat aber eben null Originalität und schrammt hier und da hart am Plagiat vorbei.

Tut einem also fast leid, den sympathischen SIDEBURN keine bessere Wertung geben zu können angesichts der guten Produktion und dem spielerischen und gesanglichen Talent der Herren. Wer jedoch das kleine Einmaleins der 70er-Jahre-Stromgitarrengeschichte aus dem Effeff kennt, wird für „Evil Or Divine“ nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig haben …und wer es nur nachspielt, kann damit hier leider auch keinen Blumentopf gewinnen – vor allem, wenn man mittlerweile beim fünften Longplayer angelangt ist und einen eigenen Stil längst gefunden haben sollte.

Wertung: 6 / 10

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