Review Solution .45 – Nightmares In The Waking State, Part I

Auf diese Idee muss man auch erst mal kommen. In acht Jahren Bandgeschichte haben es die Schweden SOLUTION .45 erst auf eine Langspielplatte gebracht, trotzdem benennen sie das neueste Output, immerhin das erste Lebenszeichen nach fünf Jahren, mutig „Nightmares In The Waking State, Part I“. Dies impliziert, dass mindestens eine weitere Scheibe folgen wird, ob sich die Groove Metaller dann wieder so viel Zeit lassen, ist natürlich ungewiss.

Stand jetzt liegen aber zunächst zehn Songs vor, die es auf stattliche 59 Minuten Spielzeit bringen. Die stilistische Einordnung wäre diskutabel, sicher groovt das Album ganz ordentlich, aber nicht nur gelegentliche Blast-Beats, sondern auch die sehr melodischen Gitarren lassen erahnen, dass scheinbar jedem Schweden ein Hauch Göteborg-Sound inne ist. Und so zockt sich das Quartett durch die Nummern, immer wieder ziehen mehr oder weniger scharfe Breaks harte Einschnitte. Dies gibt den Liedern einen teilweise recht progressiven Anstrich, auch die Songlängen sprechen eine deutliche Sprache, nur zweimal wird die Fünf-Minuten-Hürde nicht genommen, der (hervorragende) Rausschmeißer „I, Nemesis“ lässt gar über elf Minuten ins Land gehen.
Damit wären wir auch schon bei einem Highlight auf „Nightmares In The Waking State, Part I“. Nicht nur die opulente Spielzeit lässt das Lied herausstechen, auch die in dieser Phase sehr gelungenen cleanen Vocals überzeugen auf der ganzen Linie. Dass musikalisch alles im Lot ist, ist bei elf nicht langweiligen und in sich sehr homogenen Minuten kein Wunder. Weitere Anspieltipps sind die hübsche Halbballade „In Moments Of Despair“ und “ Bleed Heavens Dry“. Ersteres ist nicht nur aufgrund des emotionalen Gesangs stark, vor allem die gleichsam wunderbare wie einfache Gitarrenarbeit drückt der Nummer einen kräftigen Stempel auf, ganz nebenbei befinden sich hier die eingängigsten Momente. Ähnliches gilt für die zweitgenannte Nummer, „Bleed Heavens Dry“ ist mit einem Refrain ausgestattet, der, einmal im Gehörgang angekommen, so schnell nicht wieder verschwinden mag. Dabei „leidet“ das Lied an sich unter einem der größten Mankos, die „Nightmares In The Waking State, Part I“ zu bieten hat; der cleane Gesang von Fronter Christian sitzt zwar und offenbart keine tonalen Schwächen. Aber auf Dauer ist die beinahe falsettartige Stimme schon recht anstrengend und in anderen Liedern nervt es dann irgendwann auch mal. Dabei ist die harsche Stimme eigentlich kein Deut schlechter, vielleicht sollten SOLUTION .45 künftig etwas mehr auf diesen Aspekt setzen.
Ansonsten passen viele Puzzleteile zueinander, der Sound ist druckvoll und unterstützt so die vielschichtige Instrumentalarbeit, die Lieder sind auf einem angemessenen Level progressiv und entwickeln sich so über die Zeit, ohne allzu schnell langweilig zu werden.

So schnell ist dann die Zeit des Fazits gekommen. „Nightmares In The Waking State, Part I“ ist eine Platte für gehobenere Ansprüche, der Hörer wird zögerlich mit SOLUTION .45 warm und so ganz ohne Hinwendung an die Klänge geht es auch dann nicht. Konzentration ist also gefragt, aber die lohnt sich, es gibt einiges zu entdecken. Einige Schwächen (cleaner Gesang, etwas sperrige Arrangements) gibt es, aber die lassen sich verschmerzen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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