Review Starkill – Virus Of The Mind

Endlich hat ein Label mal wieder eine wirklich spannende Band ausgegraben. Auch wenn man glaubt, im Jahre 2014 schon alles gehört zu haben, gibt es immer wieder mal eine Kapelle, die sich Vergleichen mit Altbekanntem entzieht. STARKILL ist so eine davon, das Quartett aus Chicago schickt mit „Virus Of The Mind“ eine neue Platte ins Rennen und es gelingt ihr, was vielen zuvor unmöglich war: Die Amerikaner statten melodischen Death/Black mit neuen Elementen aus und erfinden die Spielart zumindest in Teilen neu.

Verantwortlich ist sicher das breitgefächerte Interesse von Mastermind Parker Jameson, der sich klar hörbar nicht nur mit Metal, sondern mit Soundtracks und klassischer Musik beschäftigt. Gleich der Opener „Be Dead Or Die“ gibt die Marschrichtung vor, Pizzicato-Geigen starten einen ersten wilden Ritt, dazu gesellen sich bald hymnische Parts, bis die Band all dies mit einem fulminanten Blast-Beat-Einsatz überrollt. Doch schon hier zeigt sich die besondere Finesse, die STARKILL an den Tag legen. Anstatt wie andere Bands das Intro Intro sein zu lassen, greifen sie bereits im Verlaufe des Songs immer wieder auf die klassischen Elemente des Anfangs zurück.
Insgesamt ist die Musik sehr abwechslungsreich gehalten, denn die Ausrichtung setzt sich über die gesamten 45 Minuten von „Virus Of The Mind“ fort. Immer wieder nimmt man Tempo raus, um im nächsten Augenblick Vollgas zu geben. Auch wenn die Gitarre das führende Instrument ist, bleibt viel Raum für Keyboard und Orchestrierungen, in Sachen technischer Raffinesse und Umsetzung erinnert das Konzept schon ein wenig an die Frühphase einer nicht unbedeutenden Band wie Emperor. Sicherlich ist der Gesamtklang schon ein anderer, aber auch STARKILL sind technisch beschlagen genug, um mit instrumentellem Gewichse auf sich aufmerksam zu machen.
Überhaupt lässt man kaum eine Gelegenheit aus, hier noch ein Solo oder dort noch eine orchestrale Melodie einzubauen, zudem wandte man sich verstärkt cleanem Gesang zu. Auch wenn Parker dies selbst als größten Schritt betrachtet, bleibt es in dem klanglichen Gefühlssturm fast nur eine Randnotiz, STARKILL sind am besten, wenn sie aggressiv sind. Dies soll bitte nicht als stupides Prügeln verstanden werden, vielmehr sollte man es so umschreiben: aggressiv und hymnisch.
Sicherlich ist „Virus Of The Mind“ keine einfache Platte. Das enorme Potential zeigt sich schon bei den ersten Durchgängen, dennoch ist die Musik zu abwechslungsreich und damit leicht in ihrer Eingängigkeit behindert, um sich vollends zu erschließen. Dies ist nicht als Kritik gemeint, könnte aber in einer ungeduldigen Zeit dafür sorgen, dass STARKILL trotz namhaften Labels noch einen schweren Weg vor sich haben.

Diesen zu erleichtern, sei der Konsument aufgerufen. Die Scheibe überzeugt praktisch auf ganzer Linie, musikalisch, gesanglich und mit einem ordentlichen lyrischen Konzept („Reflektion der aktuellen Welt mit Gedankenmanipulation am Individuum“) ausgestattet, ist „Virus Of The Mind“ eine Geschichte, mit der man viel Freude haben kann. Ein wenig sollte man aber schon für STARKILL opfern, damit sie eben nicht wieder in der Versenkung verschwinden.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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