Review Subsignal – The Beacons Of Somewhere Sometime

Nach dem sphärischen „Beautiful And Monstrous“ (2009), dem kernigen „Touchstones“ (2011) und dem poppigen „Paraiso“ (2013) folgt im Hause SUBSIGNAL nun „The Beacons Of Somewhere Sometime“ – und wir erfahren, wohin die Reise diesmal geht. Zugegeben, ich hatte die Befürchtung, dass die Band den auf „Paraiso“ eingeschlagenen Weg hin zu kompakten, eingängigen und eher soften Songs weiter beschreiten würde. Wem es ebenso ging, der darf sich jetzt freuen: Das neue Album zeigt Markus Steffen, Arno Menses & Co. so vielseitig, komplex und musikalisch dicht wie niemals zuvor.

In gewisser Weise ist die Platte aber auch eine Rückbesinnung auf vergangene Zeiten: Nie waren SUBSIGNAL stilistisch näher an ihrer Vorgängerband Sieges Even – insbesondere deren letztes Werk „Paramount“ kommt mir beim Hören von „The Beacons Of Somewhere Sometime“ in den Sinn. Die Musik ist wieder härter geworden, klingt schwer und intensiv. Die Texte sind nachdenklich und poetisch. Markus Steffen verarbeitet Themen wie Verlust, Trennung und unvorhersehbare Ereignisse, die das Leben gehörig aus dem Gleichgewicht bringen.

Getragen wird das Album von einem wunderschönen Piano-Motiv, das im instrumentalen Intro „The Calm“ vorgestellt und später immer wieder aufgegriffen und variiert wird. Das gibt der Scheibe einen konzeptähnlichen Charakter, der durch die ernsten Lyrics noch gestärkt wird. Bei den ersten Durchgängen mag die CD zunächst etwas zerfahren wirken; sobald man sich aber emotional voll darauf einlässt, Texte und Musik wirken und nachklingen lässt, entfaltet sie ihre volle Schönheit und Erhabenheit.

Die ersten drei Songs „Tempest“, „A Time Out Of Joint“ und „And The Rain Will Wash It All Away“ gehören zum Besten, was die Band bisher veröffentlicht hat. Dabei schaffen es SUBSIGNAL wie kaum eine andere Combo, komplexe Arrangements mit eingängigen Melodien zu verbinden, erschaffen eine perfekte Melange aus Prog und AOR. Der stilistischen Bandbreite sind dabei keine Grenzen gesetzt: Es gibt schroffe Progmetal-Riffs, berührende Piano-Passagen, stylische Bass-Synthesizer, tolle Akustikgitarrensoli und atmosphärische Passagen mit Flöte, Klarinette oder Saxophon. Über allem thront wie gehabt die fantastische Stimme von Arno Menses, an der sich der Hörer immer festhalten und orientieren kann.

Ohne Frage, in Sachen Songwriting macht SUBSIGNAL so schnell niemand etwas vor. Das merkt man auch beim 23-minütigen Titelsong, der ersten Longtrack-Suite der Gruppe. Die vier Parts lassen sich einzeln anwählen und funktionieren auch wunderbar als alleinstehende Lieder, entfalten aber erst zusammen ihre volle Tragweite und Tiefe. Der Song lässt den Hörer nachhaltig berührt, aber auch befriedet und hoffnungsvoll zurück. In seiner emotionalen Durchschlagskraft ist er mit „Embers – Part I“ von „Touchstones“ zu vergleichen – und ist damit ohne Zweifel das bisherige Highlight in der Diskografie der Band.

Mit „The Beacons Of Somewhere Sometime“ ist SUBSIGNAL eine der ergreifendsten und packendsten Prog-Platten des Jahres gelungen – sowohl musikalisch als auch textlich. Den Sonderpreis für den schönsten Albumtitel und das atmosphärischste Artwork bekommen sie sowieso.

Anspieltipp: „And The Rain Will Wash It All Away“

Wertung: 9.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Subsignal – The Beacons Of Somewhere Sometime

  1. Nachdem ich das Album auf Spotify nicht gefunden habe, wollte ich es eigentlich ignorieren, bis es mir mal wo in die Hände fällt – auch weil die Vorgängeralben mich jetzt nicht so umgehauen haben. Sebastians Review hat mich jetzt wieder neugierig gemacht.

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