Review Summoning – Let Mortal Heroes Sing Your Fame

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2001
  • Spielart: Black Metal

Let Mortal Heroes Sing Your Fame – Wohl das SUMMONING-Werk, an welchem sich die Geister heute am stärksten scheiden. Nicht eben positiv aufgenommen wurden von vielen die zahlreichen Tolkien-Zitate, die die Band von nun an in gesprochener Form in die Songs einbrachte. Fraglos wurden diese von der dem Album positiv gegenüberstehenden Fraktion entsprechend gut aufgenommen, ebenso wie die Gitarren, die in der Vergangenheit an Wichtigkeit immer weiter zugenommen hatten. Von beiden oftmals gelobt wurde allerdings die ebenfalls wieder steigende Wichtigkeit des Keyboards, wie man es nur allzugut aus den Zeiten „Minas Morgul“s kannte. Wie schon auf „Stronghold“ wurde auch hier teils wieder Lyrik verwurstet, die nicht von Tolkien stammt. Einer, der sich im Vorfeld wohl informiert hat, wird auch schon gelesen haben, dass auf „Let Mortal Heroes Sing Your Fame“ erstmals Chöre zum Einsatz kommen, die zwar keineswegs bereits derart bombastisch klingen wie sie dies später auf „Oath Bound“ tun, sondern mit deutlich weniger Stimmen auskommen und einen dementsprechend anderen Klang besitzen. Aufgenommen wurden diese von Protector und Silenius allein, indem beide die Melodie des Chorteils oftmals einsangen und diese dann zu einem Chor zusammenmixten.

Das Cover ist zwar nicht eben eine visuelle Erfüllung aller Bedürfnisse, aber doch immer noch nett anzusehen. Viel schöner zu betrachten sind dagegen schon die Bilder im Booklet, in herbstlichen Farben, gold und braun, gehalten, strahlen diese eine wunderbar friedliche und doch mystische Atmosphäre aus, sodass im Grunde schon das Betrachten dieser Landschaftsbilder gänzlich gefangen nimmt. Einen Abbruch tun dem auch die Bilder der beiden Protagonisten nicht, Protector liegt, ins eigene Schwert gestürzt, auf einem Baumstamm, während das Gesicht Silenius zu einer Wolfsfratze verzerrt ist, doch auch auf dem Bild Protectors erkennt man in alter SUMMONING-Tradition auch sein Gesicht nicht, da dieses komplett von dessen Haaren bedeckt wird. Was die graphische Bearbeitung der Motive angeht, hat die Band also ganze Arbeit geleistet, es ist doch eine eindeutige Steigerung im Vergleich zum Booklet eines Minas Morgul-Albums auszumachen. Doch ist das natürlich alles nebensächlich im Vergleich zur Musik, die auf dem Album enthalten ist, was gab es nicht schon für meisterliche Aufmachungen für nicht weiter erwähnenswerte Alben und was gab es natürlich andererseits nicht auch schon abgrundtiefe Fehlschläger für absolut monströse Alben. Eine Kombination aus beidem, das sei schonmal vorweggenommen, ist mit diesem Album in allen Belangen gelungen.

Zur absoluten Aufmerksamkeit zwingt bereits der erste Opus „A New Power Is Rising“, der von gesprochenen Versen eines Teils der Ringinschrift, verfasst in der schwarzen Sprache Mordors, eingeleitet wird. Absolut bedrohlich und zugleich doch Spannung aufbauend setzt dann das Keyboard ein, bevor sich alsbald auch noch das Schlagzeug hinzugesellt, welches speziell auf diesem Album wieder wirklich trefflich programmiert ist und hier, wohl um einiges besser als sogar ein echtes Schlagzeug seine Wirkung entfaltet. Tatsächlich wird es nicht langweilig, diesem zuzuhören, und selbiges gilt auch für die anderen Instrumente und den Sprechgesang, da mögen die Aufbauten der SUMMONING-Songs noch so simpel sein, die Melodien und Riffs sind in sich so perfekt geschlossen, dass man es nicht als Wiederholung ansieht, wenn diese wieder von Neuem beginnen, sondern den Eindruck hat, sie würden sich so schlicht logisch weiterführen. „A New Power Is Rising“ dauert 4 Minuten und kommt mit 2 Themen vollkommen aus, die geringfügigen Variationen in der Schlagzeugprogrammierung und in den Keyboardsounds reichen aus, um den Track zu keiner Stelle langweilig werden zu lassen. In dieselbe Kerbe schlagen auch die folgenden fünf Songs, wobei es bei diesen dann durchaus auch mal kurzzeitig vorkommt, dass man sich ein wenig in Belanglosigkeit verliert, so zum Beispiel die hinteren anderthalb Minuten von „South Away“, hier fehlt gegen Ende hin schlicht ein wenig der Biss, da ab besagter Stelle der einzige Text aus sieben Wörtern besteht, die über einer kaum variierenden Melodie einfach immer wieder wiederholt wird. Doch stellen diese Stellen zweifelsohne nur Ausnahmen dar, im Gegensatz zum geballten Bombast und der gewaltigen Epik, die dieses Album sonst durchzieht. Verwundern mag den SUMMONING-Kenner, dass die Band diesmal durchaus auch auf kürzere Songs zurückgriff, so dauern vier von acht Liedern unter sechseinhalb Minuten, was durchaus als eher untypisch für diese Truppe zu bezeichen ist, kommen sie doch auf vielen ihrer anderen Alben selten mit unter acht Minuten Spielzeit pro Lied aus. Als negativ zu bezeichnen sind die kürzeren Songs trotzdem nicht, da SUMMONING hier atmosphärisch ebenfalls voll überzeugen können, speziell die Stimme Protectors zwingt einem auch in den Sechsminütern förmlich die Schauer den Nacken hinunter.

Ich möchte noch einen weiteren für mich recht interessanten Unterschied darlegen, den ich im Vergleich zu den alten Alben bemerkt habe. In meiner „Dol Guldur“-Rezension schrieb ich, dass man die Platte ohne vollkommene Aufmerksamkeit nicht genießen könne, dies verhält sich bei „Let Mortal Heroes Sing Your Fame“ nun ein wenig anders, denn dieses Album legte ich schlicht noch nie ein, wenn aus irgendeinem Grund die Aufmerksamkeit gefehlt hätte, und so habe ich es auch noch nie erlebt, dass das Album schlicht an mir vorbeigeplätschert ist, denn ab der ersten Note des einleitenden Lieds nahm mich dieses Album immer vollkommen gefangen und lies mich nicht selten erst nach dem Grande Finale „Farewell“ wieder los. Mit dem Ausklingen von „Runes Of Power“, des sechsten Songs des Albums, wird die Spannungs- und Atmosphäre-Kurve allerdings nochmals rapide angehoben, erstrahlten die vorigen Lieder schon allesamt in Genialität und angehender Vollkommenheit, so kann man mit den folgenden zwei Liedern noch einmal eine gewaltige Steigerung der beiden Aspekte feststellen. Wurde einem zuvor schon die Welt Beleriands eindrucksvoll (auch den Sound betreffend) dargelegt, so lässt das folgende „Ashen Cold“ dies alles doch irgendwie ein bisschen verblassen. Alleine das Intro trägt eine unglaubliche Tragik in sich und ist zugleich doch zu schön, um einen auch nur irgendwie schlecht zu stimmen, man mag sich an einen Morgen nach einer Schlacht erinnert fühlen, die Tragik, die das Bild der Gefallenen mit sich bringt, dagegen aber der Morgentau auf den Blättern, die geräuschlose und ruhige Kulisse des Szenarios und die Sonnenstrahlen, die sich in den geborstenen Schwertern brechen, was einen fast vergessen macht, wie traurig die Szene doch eigentlich ist. Die Drums sind hier perfekt programmiert, ich wage zu behaupten, dass sich ein echter Schlagzeuger hier kaum besser in den Sound eingliedern hätte können. Auch die Gitarren werten den Song in punkto Atmosphäre nochmals gewaltig auf, sodass die Vocals, auch hier von Protector eingesungen, nur noch das i-Tüpfelchen auf dem gewaltigen Gesamtwerk darstellen, das in diesem Song erstellt wurde. Als nach einem Drittel des Liedes die Instrumente dann nochmals aussetzen und sich ein neues Keyboard-Thema aus dem Sound schält, gefolgt von dem abermaligen Einsatz des Drumcomputers und schließlich den markerschütternden Schreien Protectors, ist man schließlich komplett und mindestens für den ganzen Rest des Songs in der Welt Mittelerdes gefangen. „Ashen Cold“ ist sowohl in der Diskographie SUMMONINGs als auch im Metal überhaupt ganz, ganz vorne anzusiedeln, was die Qualität dieses Songs anbelangt, der über jegliche Kritik erhaben scheint, da man schlicht keinen Punkt findet, der irgendwie verbessert werden hätte können, keine Note, die eventuell lieber eine Sekunde länger gehalten worden wäre, ich persönlich finde hier wirklich gar nichts, was zu kritisieren wäre.

Geschlagen wird dies dann, so unglaubwürdig es nun noch klingen mag, vom folgenden und finalen „Farewell“. Im Vergleich zu „Ashen Cold“ (6 Minuten) schon einmal als 10-Minüter ankommend, vereint er die Markenzeichen SUMMONINGSs wahrscheinlich auch besser als das vorherige Lied, da in diesem nicht allzuviel von Epik und Bombast zu bemerken war, ganz im Gegensatz zum Keyboard-Intro von „Farewell“, das gleich zu Beginn mit einer riesigen Portion Majestät und Epik daherkommt, was sich insgesamt dann ja doch eher auch im Stil SUMMONINGSs gestaltet. Die bald folgenden Vocals, diesmal von Silenius eingesungen (der meiner Meinung nach in diesem Song auch seinen besten Auftritt auf der ganzen Platte hinlegt), passen wie die Faust aufs Auge ins Soundgewand, speziell in der zweiten Strophe. Als diese zuende geführt wird hat man durch den Gesang den Eindruck, der Song müsste direkt nach diesem in ein neues Thema münden, doch stattdessen wird diese ein weiteres Mal wiederholt und wird so unheimlich spannungssteigernd, bevor das Ganze dann doch in einen der mächtigsten Refrains mündet, die ich bisher gehört habe. Was dieser Chorus darstellt ist die reine Urkraft des Tolkienschen Schaffens, die pure Essenz aller Epik und Majestät die diesem innewohnt, beseelt durch die Musik SUMMONINGSs und den Geist des Meisters selbst, der Chor zusammen mit der gewaltigen Instrumentierung lässt einen wahrlich von Fern das Valaróma, das Horn des Vala Oromes selbst, hören und über die weiten Ebenen Valinors sieht man schließlich ihn selbst hoch auf seinem Roß Nahar auf den Horizont zudonnern. Unnachahmlich in Szene gesetzt sind auch die Momente nach dem Refrain, als die Musik ein wenig zur Ruhe kommt, in diese Ruhe hinein spricht dann ein Sprecher „And at the gates the trumpets rang“, worauf, wie könnte es anders sein, ein entsprechender Keyboardsound erklingt, der einen tatsächlich direkt hinter die Tore Minas Tirith zu befördern scheint, wo die Herolde hoch auf den Wehrgängen zur Schlacht rufen. In meinen Ohren wahrlich ein ganz besonderes Epos, das in der „Gesamtwertung“ wohl mindestens gleichauf mit „Ashen Cold“ liegt. Auch hier lässt sich in meinen Ohren kein Makel finden, aber das sollte ja im Vorangegangenen auch ausreichend klar geworden sein.

Was bleibt, sind 56 Minuten voller Kraft, Majestät und Schönheit, was man leider allzu selten durchgehend auf einem Album zu hören bekommen darf. „Let Mortal Heroes Sing Your Fame“ hat mit „Farewell“ und „Ashen Cold“ mindestens zwei Songs, an die man sich wohl noch lange Zeit erinnern wird, wobei die Chöre des Ersteren sogar von meinem hochwohlgeborenen Chef Stefan Popp als beinahe ebenbürtig zu Moonsorrow erklärt wurden. Was einem sauer aufstoßen könnte, und was einen dann aber auch schon seit jeher von SUMMONING abgehalten hat, ist die immer gedrosselte Geschwindigkeit, die aber als solche für den Sound absolut nötig und relevant ist, da in diversen musikalischen Wutausbrüchen wohl der Großteil der Stimmung der Lieder verloren gehen würde. 10/10 gibt es diesmal nicht, bedingt durch die teilweisen Hänger innerhalb der ersten sechs Songs, die aber als solche dann kaum genug ins Gewicht fallen um die Wertung maßgeblich zu schmälern.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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