Review Sunset In The 12th House – Mozaic

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Die Politik hinter dem Gründen und Auflösen von Bands oder Sideprojects ist bisweilen für Außenstehende nicht ganz leicht zu durchschauen. So auch im Falle von SUNSET IN THE 12TH HOUSE, einem 2011 begründeten Nebenprojekt der nach ihrem Austritt bei Negura Bunget seit 2009 bei Dordeduh scheinbar unterbeschäftigten Rumänen Hupogrammos und Sol Faur. Zumal ihre beiden Mitstreiter Sergio Ponti und Mihai Moldoveanu (live) auch bei Dordeduh involiert sind, stellt sich zunächst durchaus die Frage, warum es hier eines weiteren Projektes bedurfte.

Die Antwort liefert zumindest teilweise „Mozaic“, das Debüt des Quartetts. Denn sind die Negura-Bunget-Wurzeln von Hupogrammos und Sol Faur hier auch omnipräsent, unterscheidet sich das nahezu ausschließlich instrumental gehaltene Album in seiner Gesamtausrichtung doch im Gegensatz zu „Dar De Duh“ merklich von Negura Bunget. War es bei diesen wie auch bei Dordeduh die düstere Atmosphäre nebelverhangener transsylvanischer Bergwälder, die omnipräsent den Hörer in ihren melancholischen Würgegriff nahm, spielen SUNSET IN THE 12TH HOUSE deutlich unbeschwerter auf.

Teils mit verspielten Melodien, vor allem als Ganzes jedoch merklich filigraner arrangiert, lässt „Mozaic“ deutlich mehr Post-Rock-Anleihen als Negura-Bunget-Reminiszenzen erkennen. Harte Klänge haben Hupogrammos und Sol Faur jedoch ebenso wenig aus ihrem Repertoire gestrichen wie schlüssige Arrangements, wie bereits der knapp viertelstündige Opener „Arctic Cascades“ eindrucksvoll beweist: Von schwebenden Cleangitarren-Melodien über schwirrende Post-Rock-Gitarren und schwere Distrortion-Riffs bis hin zu Negura-Melodien und einem dazu passend episch arrangierten Synthesizer-Finale deckt bereits dieser Song ein musikalisches Spektrum ab, von dem andere Bands nur träumen können.

In der folgenden Dreiviertelstunde stehen SUNSET IN THE 12TH HOUSE zu dem mit dieser Album-Eröffnung gegebenen Versprechen: Mit sanften Synthesizern wird „Desert’s Eschaton“ noch etwas meditativer, während „Eternal Consonance“ trotz eines großen Anteils unverzerrter Gitarren extrem energiegeladen daherkommt, „Paraphernalia Of Sublimation“ mit einem Tribal-Touch überrascht und „Rejuvenation“ mit Negura-Bunget-Stimmung und -Chören überzeugt. Bevor sich jedoch ein Alles-gehört-Gefühl einstellen könnte, sorgen SUNSET IN THE 12TH HOUSE mit dem deutlich härteren „Seven Insignia“ nochmal für einen Twist: Neben einem echten Metal-Riff gibt es hier sogar Gesang zu hören. Ob die Nummer der Gesamtatmosphäre von „Mozaic“ jedoch wirklich zuträglich ist, steht auf einem anderen Blatt – so man hier überhaupt von „Gesamtatmosphäre“ spechen kann: Durch die vielen unterschiedlichen Einflüsse, die auch in den einzelnen Songs aufeinandertreffen, ist der Charakter des Albums nicht immer klar definiert. In der folge fällt „Mozaic“ zwar spannender und aufregender aus als das gerade in den Black-Metal-Anteilen etwas unmotivierte „Dar De Duh“, ist andererseits aber auch schwerer greifbar und klingt weniger eindrucksvoll als beispielsweise das zeitlose Meisterwerk „Om“.

Nimmt man an, dass Hupogrammos und Sol Faur mit Dordeduh dort weitermachen wollen, wo sie mit „Dar De Duh“ aufgehört haben, war es tatsächlich keine schlechte Idee, diese sechs Stücke unter anderem Namen zu veröffentlichen. Denn auch wenn „Mozaic“ jedem Fan von Negura Bunget und Dordeduh prinzipiell ans Herz gelegt werden kann, ist SUNSET IN THE 12TH HOUSE alles andere als bloß ein warmer Aufguss des altbekannten Konzeptes unter neuem Decknamen.

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Wertung: 7.5 / 10

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