Review Sycronomica – Neverest

Nachdem es die Münchener Epic Black Metaller SYCRONOMICA auf immerhin drei Albumveröffentlichungen gebracht hatten, war es in den letzten Jahren still um sie geworden. Mit der EP „Neverest“ sind die Bayern nun zurück und haben zumindest ein wenig neuen Stoff im Gepäck.

Denn von den fünf Songs (plus ein kurzes Intro) sind tatsächlich nur die ersten beiden Lieder neu, bei dem Rest handelt es sich um das 1998er Demo „Durch das Geäst“, welches mit einigem Stolz im Infoschreiben als rau und authentisch angepriesen wird. Bleiben wir also gleich mal bei dieser Wiederverwertung der Scheibe, die damals in einer Kleinauflage von 200 Stück erschien und seit langer Zeit nicht mehr erhältlich ist. Tatsächlich sind die Songs nicht neu aufgenommen oder sonst irgendwie nachbearbeitet, was sicher den ursprünglichen Sound gut konserviert hat, im Vergleich zum neuen Material aber einfach sowas von schwach klingt, dass man kaum hinter die Essenz der Lieder dringen kann. Sicherlich hat sich die Welt seit damals weitergedreht und am Klang hätte bei einer Band auf Demoniveau auch niemand etwas zu mäkeln gehabt. Aber muss man wirklich 15 Jahre später das Material völlig unbearbeitet noch mal auf den Markt schmeißen? Da wird man doch das Gefühl nicht los, dass die Inspiration zu mehr als zwei neuen Liedern nicht da war und man rasch mit Füllstoff improvisiert hat.
Bleiben also immerhin noch die beiden neuen Stücke, die zumindest lyrisch nicht uninteressant sind. „Neverest“ handelt von den langen Versuchen, den höchsten Punkt der Erde zu erklimmen. Nun, ein „Mount Everest“ der Musikgeschichte wird es sicher nicht werden, aber prinzipiell gefällt der Song schon ganz gut, mächtige Melodien, die den windumtosten Felsbrocken auf sehr epische Art und Weise ins Bewusstsein rücken. Da können schon einmal Visionen vor dem inneren Auge entstehen, zumal man „Neverest“ auf der EP auch mit einem Video bedacht hat. „Jukai – Das Meer aus Bäumen“ greift ein anderes, ebenfalls asiatisches Thema auf, es handelt sich dabei um einen Wald, der in Japan von Selbstmördern sehr geschätzt wird. Auch hier gehen SYCRONOMICA mit reichlich Pathos ans Werk, auch dieser Song ist mit Erhabenheit ausgestattet, mir fehlt ein wenig die Tragik des Textes in der Musik, aber an und für sich gesehen ist auch die zweite neue Nummer durchaus eine gelungene.

Als kurzes „Hallo, uns gibt es übrigens noch, wir sind nur zur Zeit mit anderen Dingen beschäftigt“ eignet sich „Neverest“ ganz gut. Die Songs vom Demo sind zwar wirklich nur etwas für absolute Puritaner und Alleskäufer, die neuen hingegen kommen durchaus überzeugend daher. Es wäre wohl nicht verkehrt, wenn SYCRONOMICA mal wieder ein vollständiges Album vorlegen würden, offenbar haben sie das Songwriting ja nicht verlernt.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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