Review Takaakira ‚Taka‘ Goto – Classical Punk & Echoes Under The Beauty

Nur ein Mensch ohne Herz kann der japanischen Post-Rock-Band Mono ihr Gespür für wunderschöne, pathetische und bezaubernde Melodien absprechen, und selbst wenn die Musik der vier Japaner für viele zu kitschig sein mag, würde kaum jemand mit Musikverstand behaupten, dass Mono nicht dazu imstande wären, eine oft melancholische, oft hoffnungsvolle, stets packende und leidenschaftliche Stimmung zu kreieren. Einer der Gründe dafür ist sicherlich TAKAAKIRA ‚TAKA‘ GOTO, seines Zeichens Gitarrist und Komponist dieser Band. Nachdem er es schon 2003 geschrieben und aufgenommen hat, ist es nun so weit und er veröffentlicht unter dem Titel „Classical Punk & Echoes Under The Beauty“ die Songs dieser Session als sein Solodebüt. Die auf klassischer Musik und minimalistischen Gitarrenmelodien basierenden Kompositionen, die auch in ihrer Überkreuzung zwischen Punkattitüde und klassischer Musik oft an frühe A Silver Mt. Zion denken lassen, funktionieren allerdings nicht so gut, wie man es bei einem derartig großartigen Musiker erwarten konnte und oft wirkt das Album wie eine Aneinanderreihung einzelner, unausgegorener Songskizzen, denen viel mehr Potential innewohnt, als es das fertige Album aufzeigt.

Der Einstieg in Form von „Delicate Madness“ wartet zwar mit einer schönen Klaviermelodie und pathetischen Streichern auf, besonders da letzte penetrant geloopt wurden, nerven diese allerdings, anstatt eine wie auch immer geartete Atmosphäre zu kreieren, wozu auch das Lo-Fi-Schlagzeug nicht beiträgt, das eher uninspiriert durch den Song stolpert. „Isolation“ setzt  Gitarre sowie Streicher wesentlich besser ein und im Kontext eines Mono-Albums wäre diese Nummer wohl ein richtig gutes Lied geworden – in dieser Fassung wirkt es allerdings trotz seiner mehr als fünf Minuten eher wie ein unvollständiges Interlude.
„Till The Night Comes“ bietet ebenso viel Potenzial und sorgt auch für einige Gänsehautmomente – allerdings steht die billige, zu scheppernde und dumpfe Produktion einem ungebremsten Hörgenuss im Weg. Ähnlich ist „Emptiness Corridor“ in seiner Grundprämisse zwar prinzipiell sehr schön, mit seinen mehr als sieben Minuten Spielzeit allerdings zu lang geraten, da kein wirklicher Spannungsaufbau existiert und schlicht zu wenig passiert. Das zweigeteilte „Uka – Tenshi No Ibuki“ schließt das Album konsequent zerfasert und mit rückwärts abgespielten Tönen ab, ohne dass TAKAAKIRA ‚TAKA‘ GOTO klar machen kann, was hier eigentlich gerade passiert.
Dass es auch anders und deutlich besser geht, zeigt „Silence Of Eden“: Die Nummer beginnt mit einem nahezu betäubend schönen Klavier, welches von zwar immer noch recht billig klingenden, aber stimmigen Streichern unterstützt wird, die traditionelle asiatische Einflüsse aufweisen und das Lied so definitiv zum Highlight des Albums machen. Das ist umso ärgerlicher, da dieses Potenzial auf allen anderen Songs angedeutet, allerdings von unfertigem Songwriting und zu billiger Produktion wieder zugeschüttet wird.

Leider ist „Classical Punk & Echoes Under The Beauty“ nicht das Werk, das man von TAKAAKIRA GOTO nach seinen musikalischen Großtaten bei Mono erwarten konnte. Sicherlich trägt zu einem gewissen Grad dazu bei, dass es vor vielen Jahren entstanden ist und nun eher eine Momentaufnahme aus einer anderen Zeit darstellt, als ein aktuelles Werk. Und sicherlich gibt es trotz der vielen Kritikpunkte einige Momente, die zeigen, was für ein großartiger Musiker TAKAAKIRA ‚TAKA‘ GOTO ist. Es bleibt zu hoffen, dass  „Classical Punk & Echoes Under The Beauty“ nur einen Startpunkt in seiner Solokarriere markiert und die kommenden Werke dieses großartigen Musikers ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Dass dieses existiert, zeigen nicht zuletzt alle seit 2003 erschienen Alben von Mono.

Wertung: 5 / 10

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